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BirdPen - In the company of imaginary friends

BirdPen- In the company of imaginary friends

Jar / Fintage House / Rough Trade
VÖ: 08.05.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vorsicht, Hochspannung!

Wo ist Dave Pen eigentlich nicht? In der ersten Hälfte des Jahres 2015 eine berechtigte Frage, denn inzwischen steht der Brite bereits mit Platte Nummer drei in kürzester Abfolge auf der Matte. Pen sang nämlich nicht nur auf vier Stücken von Archives "Restriction" und debütierte wenig später zusammen mit Landsmann Robin Foster als We Are Bodies – nun befindet er sich auch "In the company of imaginary friends". Doch natürlich hat der Mister Überall des elektronisch infiltrierten Indie-Prog nicht nur imaginäre Freunde: Ein realer heißt Mike Bird und ist die zweite Hälfte von BirdPen, womit auch die bestenfalls mäßig originelle Namensfindung erklärt wäre. Wie eine gemeinsame Band von Conchita Wurst und Joan Wasser womöglich heißen würde, stellt man sich also besser gar nicht erst vor.

Der Hörer ist schließlich mit dem dritten BirdPen-Album nach "On / off / safety / danger" und "Global lows" schon ausreichend beschäftigt. Pen entfernt sich darauf zwar nicht allzu maßgeblich vom Sound seiner übrigen Bands, lässt ihm zusammen mit Bird dafür aber zusätzlichen Feinschliff an den Instrumenten und eine im Hintergrund beständig schwelende Düsternis angedeihen. Die von den Hochspannungsmasten auf dem Cover aufgeladene Luft knistert unheilschwanger, während akzentuiert getupfte Gitarren und rumpelige Beats aus der Steckdose anrollen, und schon nach wenigen Songs wird klar, dass sich "In the company of imaginary friends" nie auf musikalische Worthülsen wie TripHop, Downbeat oder Electro-Rock reduzieren lässt. Umso mehr jedoch auf die atmosphärische Dichte, die über diesen bemerkenswerten elf Stücken liegt.

Der sich behutsam vorpirschende Opener braucht zunächst einige Minuten, um Elektronik und eindringliches Flüstern miteinander zu verzahnen, ehe "Like a mountain" nach der Hälfte in psychedelische Reverbs hineinimplodiert. Auch im hypnotischen "T.C.T.T.Y.A." scharren Sequenzen und Rhythmen unruhig mit den Füßen, bis Pen den rätselhaften Songtitel mit einem warnenden "They're coming to take you away" auflöst. Schwellen die Beats dann zu voluminösen Stampfschwadronen an, hat man zumindest in Gedanken schon längst die Tür verrammelt. Beruhigender wirken da die leichteren Momente wie "Somewhere" oder "Lost it", die mit versöhnlicherer Grundstimmung und schmeichelndem Falsett ihr Möglichstes tun, dem Modell Coldplay jenseits von Radiogedudel und Avicii-Bums seine Würde zurückzuerstatten.

Viel Zeit zum Durchatmen bleibt jedoch nicht: "No place like drone" wächst sich vom halbakustischen Talking Blues dank flirrender Vocal-Harmonien zu einem beklemmenden Mantra aus, in dem ein lärmender Zeitlupen-Break einen ähnlich effektiven Schock setzt wie einst bei Massive Attacks "Angel", und "Lifeline" erinnert sich mit Hochnebel-Keyboards und irrlichterndem Gesang gravitätisch wogend an "Baptism" aus dem Archive-Soundtrack "Axiom". Dass es auch simpler geht, zeigen hingegen das lockere, mit knatternden Riffs überbratene "Alive" oder der kleine Noise-Batzen "Equal parts hope and dread". Nicht dass die unwiderstehlich einsaugende Subtilität dieses Albums solche Pfannenfertigkeiten zwingend nötig hätte – doch manchmal muss man sich eben an etwas festhalten. Nur idealerweise nicht an Hochspannungsmasten.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Like a mountain
  • T.C.T.T.Y.A.
  • No place like drone
  • Lifeline

Tracklist

  1. Like a mountain
  2. Somewhere
  3. Into the black light
  4. T.C.T.T.Y.A.
  5. Lost it
  6. Lake's demand for an interlude
  7. No place like drone
  8. Alive
  9. Lifeline
  10. Cell song
  11. Equal parts hope and dread

Gesamtspielzeit: 53:57 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Pivo
2016-09-23 10:37:00 Uhr
Es gibt mittlerweile ein neues Album von BirdPen: O´mighty Vision...!!

Viel Elektro aber auch der gewohnte Rock sind drauf. 8 Stücke sind enthalten mit rund 49 Minuten Laufzeit. Einen echten Ausfall konnte ich darauf nicht feststellen, da jedes Lied "so seine Momente" hat. Highlight ist für mich das 12-minütige Stück auf Position 4 ("The Solution...."). Alles in allem ein sehr gutes Album für Fans, natürlich, von BirdPen, aber auch z.B. Archive.

Für mich eine 7/10.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

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2015-05-13 23:03:23 Uhr
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