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Nadine Shah - Fast food

Nadine Shah- Fast food

Apollo / Al!ve
VÖ: 02.04.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Entsorgung, Versorgung

Fast Food, auch Junk-Food genannt, das ist, was der amerikanisch-australische Sänger John Butler 2007 umschrieb mit: "I used to get high for a living / Eating all the bullshit food that they sold me." Jede(r) von uns isst Fast Food, hier und da. Wegwerfprodukte der westlichen Gesellschaft, die wir als Nahrung deklarieren, wenn es schnell gehen muss. Ungesund, kaum nahrhaft, stillos; aber gut für einen Männer-Filmabend mit "The Expendables 1-3", dazu zwei Sixpacks, eine Tiefkühlpizza mit Beilagen-Hotdogs. Für Nadine Shah hingegen ist Fast Food nicht nur eine kulinarische Katastrophe, sondern auch ein Sinnbild für kurzlebige, aber intensive und deshalb komplizierte Beziehungen. Mit ihrer unverwechselbaren Stimme und ungezähmter Melancholie lotet Shah alle Facetten dieses Phänomens und vieler weiterer aus.

Die erste Erkenntnis lautet: Mit Liebe geht stets Herzschmerz einher. Dieser simple Sachverhalt sollte unpathetisch, ohne Selbstmitleid und vor allem selbstermächtigend auf Band gebannt werden. Entstanden sind zehn Stücke zwischen Neofolk, dunklem Singer-Songwriterinnentum und experimentierfreudigem Pop. Zu Hilfe kamen Bassist Pete Jobson (I Am Kloot), Gitarrist Nick Webb und Produzent Ben Hillier (Elbow, Depeche Mode, The Horrors), der sich auch hinter das Drum Kit gesetzt hat. Aufgenommen wurde "Fast food" in Hilliers südlondoner Studio The Pool, das schon von KünstlerInnen wie Tom Odell, Mumford & Sons, Florence & The Machine oder The Invisible beehrt wurde.

"Fast food" beginnt mit einem Titeltrack, der sofort von Shahs elektrisierendem Gesang dominiert wird. Auffallend ist bereits nach den ersten Takten ein latent gehaltener Minimalismus, der sich beihnahe durch sämtliche Lieder zieht. Perkussionslastiges Understatement. Eine elektrische Gitarre bekommt ihre Wehen und wird dabei von einem stoischen Schlagzeugrhythmus unterstützt, so in "Fool". Denn der eigentliche Star braucht die Bühne: die Stimme. Sie leitet und dirigiert, wenn der Minimalismus an die Grenzen getrieben, jedoch die dräuende Atmosphäre über die Maßen gesteigert wird, wie im unheimlichen "Matador", bei dem verzerrte Klangfetzen und ein knackendes Metronom ihr Übriges leisten.

Gleichsam reduziert und skelletiert erscheinen "Divided", "Nothing else to do" samt entstellten Folkrudimenten und Geisterfahrerbläsereinsatz sowie das heimsuchende "Big hands". Schnellere Akzente setzen "Stealing cars", das drängende, beinahe rockige "Washed up" oder "The gin one". Textlich dreht sich "Fast food" um Verlust, Ängste, die inneren und äußeren Qualitäten bei PartnerInnen, sozialen Druck, Einsamkeit und die ewige Suche nach dem Sinn des Lebens inmitten einer Wegwerfgesellschaft. Metaphorisch fasst der Titel alles dies zusammen. Er vermag viele negative Aspekte unserer Kultur zu versinnbildlichen, doch nicht dieses einzigartige Werk. Ist es zuviel gesagt, in Nadine Shah eine Künstlerin von dem Kaliber einer PJ Harvey zu sehen? Wohl kaum.

(Peter Somogyi)

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Highlights

  • Fast food
  • Fool
  • Matador

Tracklist

  1. Fast food
  2. Fool
  3. Matador
  4. Divided
  5. Nothing else to do
  6. Stealing cars
  7. Washed up
  8. The gin one
  9. Big hands
  10. Living

Gesamtspielzeit: 42:11 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Hanno (unangemeldet)
2015-11-14 19:41:59 Uhr
Auf Bandcamp zu frei wählbarem Obulus verfügbar ...
Robert G. Blume
2015-05-12 10:53:43 Uhr
Zufällig entdeckt. Auf Anhieb für großartig befunden und verliebt.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2015-03-25 21:57:54 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen?
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