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Sannhet - Revisionist

Sannhet- Revisionist

The Flenser / Forte
VÖ: 02.03.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Nur nicht ins Mäandertal

Nach der Veröffentlichung ihres Debüt "Known flood" 2013 fallen Sannhet mit ihrem zweiten Langspieler "Revisionist" gleich mit der Tür ins Haus: Die drei Instrumentalisten tränken metallische Brandbeschleuniger gedankenschnell in hell strahlende Oberton-Gitarren, dessen Kombination einen wurfbereiten Cocktail aus Postmetal und stringentem Blackgaze ergibt. Blackgaze meint bei Sannhet nicht den sonnengebräunten Alcest-Schönklang. Vielmehr stehen die versetzen Beats des Drummers und das akzentuierte Gitarrenspiel im Engtanz mit Wolves In The Throne Rooms nach vorn preschendem Kraftmeiern auf "Black cascade". Ihre formvollendete Interpretation von Black Metal klingt beispielsweise an, wenn das Bassdrum-Gaspedal in "You thy __" monoton-prügelnde Ausmaße annimmt, die auch der französischen Sludge-Band Celeste zu erhöhtem Wiedererkennungswert verhilft.

Erkennt man in der ersten Hälfte von "Revisionist" noch grobere Spuren herkömmlicher Post-Metal-Ausrufungszeichen der Marke Russian Circles oder Year Of No Light, deutet die zweite Hälfte auf Sannhets innovative Kräfte, die Genre-Standards, versehen mit "Schon-einmal-da-gewesen"-Etikett, wagemutig von rechts überholen. Zwar stellt das Trio aus Brooklyn bis einschließlich dem mit einem deprimierenden Wortspiel garnierten "Sinking forward" versiert aus, wie instrumentaler Rock salonfähig bleibt. Mit einem High-End-Drummer wie Christopher Todd im Zentrum ist das allerdings nicht verwunderlich. Erst ab dem exzellenten "Atrium" werden bestehende Grenzen verschoben. Gitarrist John Refano gibt aufgrund erdrückender Beweislast die Nähe zum Metal unumwunden zu. Er grenzt im selben Atemzug ein, dass die Versatzstücke des Metals auf "Revisionist" aus ihrem Kontext gerissen und den eingestreuten Metal-Riffs ein mächtigerer Widerpart entgegengestellt werden. Die Schichtung der Gitarren-Sounds solle nämlich zu einem Volumen anwachsen, welches auch dichter Drone-Ästhetik strukturell zu eigen ist.

Die musikalische Ausgestaltung von "Empty harbor" unterstreicht diese Behauptung in Faust-auf-Auge-Manier: Die sich behutsam einfügende Gitarre überdeckt den titelgebenden, großangelegten Hafen-Schauplatz mit einem untransparenten Drone-Schleier und fängt ein mulmiges Gefühl der Leere in unmittelbarer Nähe zum Meer ein. Sannhet empfinden in einem Schnelldurchlauf von viereinhalb Minuten das maritime Konzept von Isis' "Oceanic" aus dem Jahr 2002 nach. Die ersten 110 Sekunden funktionieren wie das sublime "Oceanic"-Epizentrum "Weight", bis die plötzlich ausufernde Gewalt der See die unbehagliche Stille beendet und die Gitarre in Vogelperspektive das gespenstische Ausmaß des leergefegten Hafens illustriert. Das abschließende "False pass" bringt die beeindruckende Qualität von "Revisionist" auf den Punkt: Sannhet handeln die in jedem Ton vorherrschende Komplexität zumeist im Radio-Popsong-Format ab, anstatt beladen mit aufgebauschten Song-Operetten eine ziellose Wanderung ins Mäandertal zu unternehmen.

(Henrik Beeke)

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Highlights

  • Atrium
  • Empty harbor
  • False pass

Tracklist

  1. Revisionist
  2. Lost crown
  3. Enemy victorian
  4. You thy __
  5. Sinking forward
  6. Atrium
  7. Empty harbor
  8. Mint divine
  9. False pass

Gesamtspielzeit: 37:12 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2017-08-31 12:24:46 Uhr
Neues Album!
Endlosester Stammnutzer
2015-03-25 23:24:03 Uhr
Das wäre das verdiente Album der Woche gewesen, nicht Liturgy.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2015-03-25 23:20:48 Uhr
Hat ich grad erst nen Thread zu aufgemacht. Mag die.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2015-03-25 21:57:32 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen?
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