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Happyness - Weird little birthday

Happyness- Weird little birthday

Moshi Moshi / [PIAS] Cooperative
VÖ: 27.03.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Party stinkt

Geburtstage sind schön. Man steht mal einen ganzen Tag lang im Mittelpunkt, kriegt Geschenke überreicht und ist aus genau diesen Gründen meist gut drauf. Bei Happyness laufen Geburtstage aber offenbar gänzlich anders ab. "I'm a motherfucking birthday boy / Don't steal my thunder, Baby Jesus", heißt es im Opener ihres Debütalbums "Weird little birthday", mit dem Happyness im letzten Jahr Begeisterungsstürme in ihrer britischen Heimat lostraten, und welches erst jetzt auch hierzulande veröffentlicht wird. Von wegen also gute Laune und eitel Sonnenschein. Schräge Gitarrenklänge wabern da umher, die Gesangsstimme scheint per CB-Funk direkt aus der Unterwelt zu kommen, und das plüschweiche Schlagzeug klingt nur beim ersten Hinhören harmlos. Nein, Happyness sind in diesen ersten Minuten nicht leicht zu greifen. Was wird hier gespielt? Was will diese Band, warum klingt sie so gleichermaßen vertraut wie fremd? Willkommen im Mysterium Happyness und einer Überraschung der angenehmen Sorte.

Eines steht bei den britischen Newcomern jedenfalls schnell fest: Dass sie keine Lust haben, Hymnen für die nächste Studentenparty zu schreiben oder gar so etwas wie einen Charthit zu landen. Mit größter Selbstverständlichkeit entzieht sich das Trio gängigen Konventionen der Indie-Szene. Wo es sich andere Nachwuchsbands schon früh in ihrer Nische bequem machen, regiert bei Happyness die Vielfalt. Einfach mal alles ausprobieren und schauen wie es klingt. Genau diese Unbekümmertheit macht "Weird little birthday" so unterhaltsam.

"You are so ugly when you're smiling", murrt Jonny Allan gleich zu Beginn von "Orange luz" und führt so das besinnliche Schunkeln im Hintergrund ad absurdum. Happyness erwecken nicht nur hier den Eindruck, als wären ihnen die Erwartungen, die sie auf Albumlänge mit schöner Regelmäßigkeit brechen, gar nicht geläufig. Gut so. Dadurch ist mehr Raum für verquere Songideen und tolle Textzeilen. "Pull out the pins on me babe / Im a 21st century hand grenade", heißt es etwa im hypnotisch vor sich hin schlurfenden "Pumpkin noir", bei dem nicht nur wegen des räudigen Gesangs der Geist von Lou Reed aus dem Hintergrund grüßt. Doch es geht noch abgedrehter: Fast neun Minuten nimmt sich der Quasi-Titelsong "Weird little birthday girl" Zeit, um sich in seiner swingenden, jazzigen Schummrigkeit zu suhlen. In diesem Meer der Melancholie landet man auch ohne Fallschirm weich.

Das soll nun aber keineswegs bedeuten, dass Happyness nicht auch anders können. Wenn die Briten die Sache nämlich doch einmal direkter angehen – und das kommt durchaus häufig vor – entwickeln sich zum Einen melodieselige Slacker-Hymnen wie "It's on you" oder das großartige "Naked patients". Oder der Verstärker wird auf Anschlag gedreht, wie etwa beim Garagenkrach in "Anything I do is all right" oder der heftigen Beißattacke "Refridgerate her". Am Ende des regulären Albums lauert mit "Monkey in the city" noch ein mittelschwerer Mitsumm-Hit. Und dann ist ja noch lange nicht Schluss. Die satten vier Bonustracks verlangen nämlich ebenfalls volle Aufmerksamkeit. "A whole new shape" ist ein mitreißender Gitarren-Stampfer bester britischer Prägung, während das sphärische "Montreal rock band somewhere" zu der Kategorie Lieder zählt, auf die eine Band auch nach Jahrzehnten im Geschäft noch mit Stolz zurückblickt. Bei Happyness ist davon auszugehen, dass sie genau das nicht tun werden. Das hieße ja, sich an Konventionen zu halten. Schönen Geburtstag noch.

(Mark Read)

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Highlights

  • Baby, Jesus (Jelly boy)
  • Pumpkin noir
  • Weird little birthday girl
  • Montreal rock band somewhere

Tracklist

  1. Baby, Jesus (Jelly boy)
  2. Naked patients
  3. Great minds think alike, all brains taste the same
  4. Orange luz
  5. Refridgerate her
  6. Pumpkin noir
  7. Anything I do is all right
  8. Weird little birthday girl
  9. It's on you
  10. Regan's lost weekend (Porno queen)
  11. Leave the party
  12. Lofts
  13. Monkey in the city
  14. Montreal rock band somewhere (Bonus track)
  15. Stop whaling (Bonus track)
  16. You come to kill me (Bonus track)
  17. A whole new shape (Bonus track)

Gesamtspielzeit: 63:57 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

dreckskerl

Postings: 9819

Registriert seit 09.12.2014

2017-04-01 14:56:52 Uhr
Auch positiver erster Eindruck.
Einige Songs gefallen direkt.
Ihr Sound/Arrangement hat klar mehr dream pop und shoegaze, als ihr Debut.

Mal schauen, wie sich das entwickelt.

Johnny Utah
2017-04-01 12:40:38 Uhr
Die 2., entspannte Hälfte von 'Write in' gefällt mir nach dem ersten Durchgang sehr gut. Klasse Band.

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1867

Registriert seit 04.12.2015

2017-04-01 11:17:28 Uhr
Oh, das habe ich gar nicht mitbekommen. In den Stream wird reingehört. Danke für's Verlinken!
Neues Album
2017-04-01 00:59:21 Uhr
Neues Album 'Write In' im Stream bei Hype Machine.
http://hypem.com/premiere/happyness#

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1867

Registriert seit 04.12.2015

2016-02-25 19:05:55 Uhr
Pavement in entschleunigt trifft es in der Tat sehr gut. Schönes aöbum voller spät zündender Anti-Hits.
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