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Death Cab For Cutie - Kintsugi

Death Cab For Cutie- Kintsugi

Atlantic / Warner
VÖ: 27.03.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kein Scherbenhaufen

Im Leben von Benjamin Gibbard lief in den letzten Jahren nicht alles gänzlich rund. Die Ehe mit der Schauspielerin und Sängerin Zooey Deschanel hielt nur wenige Sommer und auch bei Death Cab For Cutie gab es personelle Veränderungen: Letzten Herbst verließ Chris Walla die gemeinsame Band, nachdem beide dort zuvor 17 Jahre zusammengespielt und gemeinsam einige Indie-Klassiker komponiert hatten. Unvergessen sind Songs wie "Title and registration" oder "I will possess your heart", mit denen die beiden Freunde und Kollegen die Herzen der hübschen Mädchen und der eifrigen Jungs im Sturm eroberten. Nun erscheint das achte Studioalbum der Band aus Bellingham, Washington, und trägt den beinahe schon verheißungsvollen Titel "Kintsugi".

Kintsugi ist eine traditionelle japanische Reperaturmethodik für zerbrochenes Porzellan und Keramik. Mit einem speziellen Lack werden die Scherben und Bruchstücke wieder zusammengefügt, verlorengegangene Teile durch eine Kittmasse ersetzt, in die Gold-, Silber- oder Platinpulver eingearbeitet sind. Ein solcher Titel lässt sich freilich hervorragend auf Gibbards Band- und Lebenssituation übertragen: Viel ist zu Bruch gegangen, doch statt die Scherben aufzukehren und zu entsorgen, macht sich der Frontmann nun daran, aus den Trümmern etwas kunstvolles Neues zu erschaffen. So viel sei verraten: Mit diesem Album ist es ihm und seiner Band ein weiteres Mal gelungen, gefühlvoll-elegische Songs zu schreiben, die mit viel Liebe zum Detail aus Herzschmerz, Sehnsucht und Co. kleine Kunstwerke puzzeln.

Obwohl sich die Trennung von Gitarrist Walla intern wohl schon länger angekündigt hatte, war er noch aktiv an der Entstehung des Albums beteiligt. Den Weg, den Death Cab For Cutie zuletzt auf "Codes and keys" eingeschlagen haben, gehen sie dabei konsequent weiter: Die Songs sind verspielt und flirten zaghaft mit knisternder Electronica, während zwischen all den Nullen und Einsen die Melancholie wachsam blinzelt. Am schönsten gleich zu Beginn des Albums: "No room in frame" pulsiert sich sanft durch seine atmosphärischen Strophen, um dann in einen Refrain einzubiegen, bei dem sich die Wolken öffnen und die herabfallenden Sonnenstrahlen auch die letzten kalten Selbstzweifel zum Schmelzen bringen.

Ähnlich schön geht es weiter: "Black sun" vereint schattige Synthie-Flächen mit himmelwärts strebenden Gitarren, während sich das wesentlich flottere "The ghosts of Beverley Drive" mit seinem Uptempo-Spirit direkt im Ohr festsetzt. Nachdenklicher ist dann das folgende "Little wanderer", für das sich Death Cab For Cutie ihrer musikalischen Sozialisation in den 80er-Jahren gewahr werden. Das Ergebnis ist ein dunkler, funkelnder Wave-Song, durch dessen weinrote Adern stoisch postadoleszente Schwermut pumpt: "You're my wonder / Little wanderer / Off across the sea / You're my wonder / Little wanderer / Won't you wander back to me?"

Auf "Kintsugi" zeigen die US-Amerikaner also erneut eindrucksvoll, welche Möglichkeiten und Freiheiten sie sich mittlerweile im ursprünglich eng gesteckten Terrain erspielt haben. Doch vor allem bleiben sie die ungekürten Meister der musikalischen Standardsituation: "You've haunted me all my life" ist akustisches Seelenbalsam für einsame Frühlingsabende, "Good help (is so hard to find)" beschwingter Indiepop, der unweigerlich zum Fußwippen einlädt. Und letztlich einen positiven Vibe ausstrahlt, der den Hörer wissen lässt, dass mit Gibbard und Co. alles im Lot ist. Kintsugi sei Dank.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • No room in frame
  • Black sun
  • Little wanderer

Tracklist

  1. No room in frame
  2. Black sun
  3. The ghosts of Beverly Drive
  4. Little wanderer
  5. You've haunted me all my life
  6. Hold no gun
  7. Everything's a ceiling
  8. Good help (is so hard to find)
  9. El Dorado
  10. Ingenue
  11. Binary sea

Gesamtspielzeit: 45:07 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

jo

Postings: 5657

Registriert seit 13.06.2013

2019-11-23 10:49:43 Uhr
Ja, ich finde tatsächlich nur die ersten vier wirklich stark. Der Rest ist dann okay bis mittelmäßig. "Good Help" mochte ich aber wieder lieber als andere.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2019-11-23 10:24:49 Uhr
Ja, der Mittelteil, den ich noch bis einschließlich "Good help" strecken würde, hängt tatsächlich etwas durch. Das Ende find ich aber wiederum sehr gelungen.

jo

Postings: 5657

Registriert seit 13.06.2013

2019-11-23 07:15:59 Uhr
Ich finde eher den Mittelteil mit "You've Haunted Me All My Life" und "Hold No Gun" sowie die letzten beiden Songs der Platte etwas langatmig. So was hat der Nachfolger nicht. Der Rest ist jedoch ziemlich gut.

Gordon Fraser

Postings: 2536

Registriert seit 14.06.2013

2019-11-23 01:38:04 Uhr
Finde auch "The ghosts of Beverly Drive" sehr gut, bleibt im Gegensatz zu manch anderem Song vom Album dauerhaft im Ohr.

hideout

Postings: 1637

Registriert seit 07.06.2019

2019-11-22 23:31:02 Uhr
Oh, gracias! War ja nie weg, nur etwas inaktiv. Versuche mich aber wieder mehr zu beteiligen! ;)
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