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Motorama - Poverty

Motorama- Poverty

Talitres / Rough Trade
VÖ: 30.01.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Neues von Väterchen Frost

Kollege Pilgrim hatte es 2013 gut erkannt: "Calendar", das zweite Album der russischen Band Motorama, war trotz ein paar weniger kühler Klänge eigentlich perfekte Frühlingsmusik. Seitdem hat sich bei dem Quintett einiges getan – ein Geheimtipp ist die Band jedenfalls längst nicht mehr, dafür dürfte spätestens der Auftritt beim Maifeld Derby 2014 gesorgt haben. Wer glaubt, dass die Formation rund um Sänger Vladislav Parshin jetzt Nervenflattern bekommt, irrt sich gewaltig: "Poverty", das dritte Motorama-Werk in fünf Jahren, überzeugt mit seiner Mischung aus Post-Punk, New Wave und Shoegaze auf ganzer Linie, verabschiedet sich aber klammheimlich von der noch auf dem Vorgänger zelebrierten frischen Frühlingsluft – und beendet den Tag frühzeitig, um sich in der Düsternis zu verstecken.

Nicht nur Fans von "Game of thrones" wissen: Die Nacht ist dunkel und voller Schrecken. Die Ungewissheit, das vermeintliche Grauen hinter jeder Ecke, die Kälte und Stille, all das trägt zur Stimmung bei, die Motorama hier heraufbeschwören. "Poverty" ist wieder etwas düsterer als "Calendar", der Sound stellenweise dichter, die Melodien dafür klar wie eh und je. Parshins Stimme scheint von Album zu Album an Selbstsicherheit zu gewinnen und wird dadurch mehr und mehr zu einem eigenständigen Instrument im Bandgefüge – trotz der immer noch durchaus vorhandenen Ähnlichkeit zu Ian Curtis (Joy Division), Matt Berninger (The National) und Paul Banks (Interpol). Und es gibt in der Tat schlimmere Vergleiche. Dass ihm besonders die finsteren Töne zusagen, merkt man nicht zuletzt dem ersten Vorboten des Albums an: "Dispersed energy" legt mit seinem tiefen Bass, den eingestreuten Synthies und dem fantastischen Einsatz einer Orgel die Messlatte jedenfalls hoch. Zu hoch?

Mitnichten. Dennoch zeigt sich der Fünfer hier und da auch etwas entspannter: Das lockere "Heavy wave" gibt sich zumindest musikalisch befreiter, wenngleich der Text etwas anderes verrät, wohingegen das elektrisierende "Old" das Tempo erneut etwas anzieht und im Affenzahn über die schneebedeckte Autobahn rauscht. Das fast schon indie-poppige "Red drop" hätte gut und gern auch auf den Vorgänger gepasst, das zwischen scharfkantigem Messer und zarter Streichelhand wandelnde "Lottery" dafür auf das grandiose Debüt "Alps" von 2010. Jenes steht auf der Band-Homepage übrigens nach wie vor zum kostenlosen Download zur Verfügung. Mit "Write to me" endet sie dann doch ganz schnell, diese ewige und eiskalte Nacht, in die Motorama ihren Hörer zu Beginn entführt haben: Der Bass wummert bedrohlich, die Melodie tanzt sich im Gehör fest, die ersten Sonnenstrahlen blenden die Augen. Es ist geschafft. Ein Glück – und gleichzeitig auch irgendwie schade.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Dispersed energy
  • Heavy wave
  • Write to me

Tracklist

  1. Corona
  2. Dispersed energy
  3. Red drop
  4. Heavy wave
  5. Impractical advice
  6. Lottery
  7. Old
  8. Similar way
  9. Write to me

Gesamtspielzeit: 30:37 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Desare the Dorfkind
2015-05-16 14:54:17 Uhr
Und wieder mal selbst gemault... :D
wilson
2015-05-16 12:50:18 Uhr
6,5/10

Desare Nezitic

Postings: 5406

Registriert seit 13.06.2013

2015-05-16 10:46:00 Uhr
Hab ich zuletzt mit 17 auf dem Schulhof geführt, als Nevermind gerade rauskam. Werdet erwachsen, Leute.

Ach. Beeindruckend, dass du bereits weißt, was du in der Zukunft(!) auf dem Schulhof so redest.

Wullmema

Postings: 236

Registriert seit 10.01.2014

2015-05-15 18:30:52 Uhr
Rumhorster
User
Postings: 253
Registriert seit 04.03.2014

Iech grieß mo noch men Freind en Rimhorschdor!

Desare Nezitic

Postings: 5406

Registriert seit 13.06.2013

2015-05-15 18:24:35 Uhr
aber die Art und Weise wie das mit der Musik Joy Divisions geschieht ist für mich näher an Leichenflädderei, als an Ehrung. Klar natürlich, dass vieles davon einfach nur Backkatalog-Ausweiderei von Labelseite ist, aber auch wie Hook und Teilweise Leute von New Order mit dem Erbe umgehen sagt mir einfach nicht zu.

Ist halt die Sache auf welcher Seite man da nun steht. Dass Leute darin einen Ausverkauf sehen, kann ich lediglich bedingt verstehen, bei mir kommt es anders rüber. Habe Hook letztes Jahr gesehen und fand den Auftritt überaus sympathisch. Man merkt, dass der Mann einfach keinen Anspruch hat, durch die Vergangenheit die Geldsäcke einzutreiben. Er würde wohl einfach gerne bis ins hohe Alter weiter diese Songs spielen. Die Entscheidung dies zu zelebrieren anstatt sich wieder an neuer Musik zu versuchen, halte ich für OK. Natürlich kommt da, wie auch bei JD- und NO-Compilations, was Geld mit rein und dies ist genau das, was ihm die Sellout-Rufer vorwerfen - aber für diesen Umfang halte ich sowas für überzogen.
Eher würde ich, wie du auch sagtest, beim Label ansetzen, was infolge der ebenfalls von dir angesprochenen Revivalwelle nach "Control" verzichtbare Sachen auf den Markt geschmissen hat.


Grade Control hat die Band einer ganz neuen Generation geöffnet und eine Menge zur Festigung des Namens beigetragen. Wenn ich mich richtig erinnere ist der Film auch ziemlich nahe an der Realität. Sehe ich also relativ unkritisch.

Genau so sehe ich das auch. Wie oben geschrieben, aus dem Film sind halt wirkliche Sellout-Produkte entstanden, der Film an sich ist aber wirklich wichtig. Ich habe auch erst durch ihn zur Band gefunden, dafür bin ich also allen Beteiligten mehr als dankbar.
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