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At The Hollow - What I hold most dear

At The Hollow- What I hold most dear

Spinefarm / Caroline
VÖ: 13.02.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Himmel hängt tief

Der Kontrabass ist im Rockkontext ein sträflich vernachlässigtes Instrument. Dass das Holzungetüm ein Nischendasein als Stehhilfe für Männer mit Pomade im Haar fristet, ist mindestens schade. Das Knarzen und Ächzen, das so ein Kontrabass von sich gibt, passt nämlich auch wunderbar zu Pop-Schwelgereien. Den Beweis für diese These liefert das finnische Dreigespann At The Hollow mit seinem Debüt "What I hold most dear". Elegisch und schwermütig geht es zu, wobei neben dem erwähnten Streichinstrument eine marginal verstärkte Gitarre und ein Schlagzeug zum Einsatz kommen. Das Tempo bleibt insgesamt eher niedrig, so können die wenigen beschwingten Momente umso mehr herausragen. Das flott swingende "Otherside" kann etwa fast schon als astreiner Jangle-Pop-Hit durchgehen – wäre da nicht jene wohlige Befangenheit, die sich durch Song und Album zieht.

Verantwortlich hierfür zeichnet sich Sänger Kalle Koo, dessen Stimme angenehme Erinnerungen an Fran Healy weckt. Ähnlich wie der Travis-Frontmann beherrscht Koo den Spagat zwischen kaum hörbarem Falsett und aufgekratzter Emotion, ohne dabei zu überreizen. Vor allem in höheren Lagen ist sein Gesang glasklar und brillant. Dass At The Hollow auch den Griff in die kompositorische Trickkiste beherrschen, zeigen die eleganten Akkord- und Tonartwechsel, die beispielsweise im elegischen Eröffnungstrack "Was it worth it" erklingen. Dabei tragen die drei Finnen durchaus dick auf: Die Gitarren flirren und twangen, die Streicher jubilieren. In hohlen Bombast driftet die Band jedoch nie ab, wozu vor allem das fein austarierte Zusammenwirken der Melodie-Instrumente mit dem rhythmischen Grundgerüst beiträgt. Perkussionist Risto Järvelin zeichnet sich durch sein variables Spiel aus, das neben herkömmlichen 4/4-Grooves auch Ausflüge in jazzige Gefilde beinhaltet. Besonders die immer wieder in rastloses Wirbeln verfallende Snare haucht der Musik Leben ein.

Ein gewisser Hang zum verdüsterten Kitsch ist dem Trio sicherlich zueigen, unangenehm seifig wird es aber fast nie. So beginnt "Last hour" mit einem in Sound und Harmonie an System Of A Downs "Aerials" erinnernden Gitarrenpicking, im Gegensatz zu den Bartträgern mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne bleiben At The Hollow jedoch auf dem Teppich. Statt der großen Eruption erfolgt lediglich ein Aufbäumen, das die Überwindung der Schwermut antäuscht. Wohlgemerkt: antäuscht. Denn plötzlich ist da dieses dumpfe, fast schon metallische Riff, mitten in "Echoes". Drängend, bösartig, schneller werdend. Doch statt in kathartischen Lärm mündet der Song in "Let's eat them", einem der schönsten Trostpflaster des noch jungen Musikjahres. Und zum sich immer weiter gen Himmel schraubenden Arpeggios lässt Kalle Koo alle Contenance fahren. Eskapismus ohne schlechtes Gewissen, moralisch vertretbar. Ohne Pomade.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Was it worth it
  • Paleface
  • Echoes
  • Let's eat them

Tracklist

  1. Was it worth it
  2. Otherside
  3. Paleface
  4. Dead memories
  5. Withered speech
  6. Second time
  7. Numbed
  8. Last hour
  9. Watch & learn
  10. Echoes
  11. Let's eat them

Gesamtspielzeit: 44:35 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-02-04 23:30:51 Uhr
Ganz frisch rezensiert!

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