Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


LaBrassBanda - Kiah royal

LaBrassBanda- Kiah royal

RCA / Sony
VÖ: 26.09.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Kuhriose Wortspiele

Mit Wortspielen verhält es sich wie mit Ausreden oder Biersorten: Es gibt gute und schlechte. LaBrassBanda haben sich beim Titel ihres Live-Albums für ein äußerst gelungenes Wortspiel entschieden. Wenn auch eines, das sich der Nicht-Bairisch geprägten Klientel nicht sofort erschließen mag. Weiß man aber, dass "Kiah" der Plural von "Kuah" ist und das Album in einem Kuhstall im idyllischen Chiemgau aufgenommen wurde, dann kommt dabei ein Wortspiel heraus, auf das Helmut Dietl gerne seinen Champagner-Aperitif erhebt. Oder alternativ sein Weißbier. Denn LaBrassBanda sind trotz "Royal" im Albumtitel immer noch so weit von blasiertem Gehabe entfernt wie der Chiemsee von der Müritz.

Dabei könnte man dies anhand der Vorzeichen durchaus vermuten. Denn für das gemütlich muhende Publikum bremsen sich die Musiker um Frontmann Stefan Dettl durchaus ein, besonders im Vergleich zu den Highspeed-Versionen des früheren Konzertmitschnitts "Live – Olympiahalle München". Auch grüßen im altbewährten Bläserpop plötzlich romantische Klavierkleckser und ein waschechter Damenchor. Eine Akustikgitarre drängt sich ebenfalls dazwischen und darf in "Schweden" sogar ein filigranes Solo für sich verbuchen. Und dann wird auch nicht mehr durchgehend bairisch gesungen, was zugegebenermaßen an der Herkunft der Gastsänger Rocko Schamoni und Stephan Remmler liegt. Die Angst, dass LaBrassBanda plötzlich ihre Wurzeln vergessen, ist jedenfalls unbegründet. Mögen die Oberbayern diesmal auch etwas gemäßigter unterwegs sein als sonst, ist dafür die Spielfreude wieder deutlich höher als auf dem letzten Studioalbum "Europa". LaBrassBanda gelingt es auf "Kiah royal", wie schon so oft, Urwüchsiges und Kosmopolitisches spielend unter einen Hut zu bringen.

Dabei springt so manche Perle heraus, wie der phänomenale Alpen-Aggro-Rap "40 Cent", für den Stofferl Well von der legendären Biermösl Blosn im Kuhstall vorbeischaut. Über einen deftigen Four-to-the-floor-Beat schmiedet Well bitterböse Reime gegen die Milchindustrie, die den Bauern faire Löhne für ihre Arbeit verweigert und droht schon mal den Klassenkampf an: "40 Cent / Oder da Aldi brennt!" Ganz anders präsentiert sich Schamonis Gast-Feature "Der Mond", das sich sanft und verführerisch in die Gehörgänge schmeichelt. Ihre eigenen Songs bringen LaBrassBanda mal überraschend herüber, wie "Bauersbua" oder "Bierzelt", die beide urplötzlich nach Lateinamerika klingen, oder auch mal konventionell, was beim fetzigen "Autobahn" aber überhaupt kein Problem ist und "Nackert" gegenüber dem Original sogar noch aufwertet.

Von der Single "Keine Sterne in Athen" mit Stephan Remmler mag man halten, was man will. Die Bläsersektion steht dem NDW-Gassenhauer jedenfalls gut zu Gesicht. Und überhaupt gibt es an "Kiah royal" wenig auszusetzen. Dem Album ist der Spaß, den LaBrassBanda an dem ganzen Projekt hatten, zu jeder Sekunde anzuhören. Nebenbei beweisen die Chiemgauer, dass sie auch im zweithöchsten Gang großartige Musik machen können. Den Kühen scheint die Sache sowieso gut gefallen zu haben, sonst hätte die Band nicht dafür Sorge getragen, sie allesamt mit Foto und Namen im Booklet zu erwähnen. Wäre es nicht unter unserem Niveau, dann stünde über dieser Rezension ein Wortspiel wie "kuhle Sache". So etwas würden wir aber natürlich nie machen.

(Mark Read)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Bauersbua
  • Der Mond (feat. Rocko Schamoni)
  • 40 Cent (feat. Stofferl Well)

Tracklist

  1. VW Jetta
  2. Bauersbua
  3. Der Mond (feat. Rocko Schamoni)
  4. Schweden
  5. Ofree
  6. Peroni Pizza
  7. Holland
  8. 40 Cent (feat. Stofferl Well)
  9. Bierzelt
  10. Autobahn
  11. Ringlbleame
  12. Hostasned
  13. Keine Sterne in Athen (feat. Stephan Remmler)
  14. Rotes Hoserl
  15. Nackert
  16. Tecno

Gesamtspielzeit: 62:33 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Kiah san Kiah
2014-12-11 07:02:58 Uhr
"Mark Read" ist als Wortspiel aber noch witziger.

Spießermukke.

MM13

Postings: 2354

Registriert seit 13.06.2013

2014-08-14 19:16:49 Uhr
also quasi back to the roots,blasmusik pur.mal sehn wie es sich anhört?!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2014-08-12 21:03:37 Uhr
LaBrassBanda



„Kiah Royal“

VÖ: 26.09.2014 durch RCA Deutschland/ Sony Music



Live immer noch einen draufzusetzen, ist für LaBrassBanda noch nie ein Problem gewesen. Die notorisch vollgasfreudigen Blasmusik-Tanzpop-Wahnsinnsknaben aus dem Chiemgau haben in den letzten Jahren so viele Clubs, Hallen, Bierzelte und Festivals, ja sogar eine ESC-Vorausscheidung schwindlig gespielt, dass sie dafür längst ein bisschen weltberühmt sind: Kaum eine lebende Liveband hat einen dermaßen kurzen Draht zu ihrem Publikum – wo bei anderen Bands der gern zitierte „Funke überspringt“, findet zwischen LaBrassBanda und ihren Fans ein ungedimmter Energiefluss statt; quasi Standleitung.



Was aber tut diese Band, wenn sie mal einen Gang oder vier zurückschalten will? Die Idee und die Lust darauf, sich mal von einer ganz anderen, ruhigen Seite zu präsentieren und ein stromloses, akustisches, unverstärktes - woanders nennen sie es „unplugged“ – Konzert aufzunehmen, trug die mittlerweile zum Oktett gewachsene Band um Meisterhirn Stefan Dettl schon länger mit sich herum. Für so ein Konzert ein hübsches kleines Theater anmieten oder an einem lauschigen Plätzchen ein gemütliches Open Air zu spielen – Möglichkeiten hätt’s viele gegeben. „Aber uns war klar“, sagt Stefan Dettl, „wenn wir vor Leuten spielen und die uns anpushen, dann geht das nicht. Da sind wir sofort infiziert und geben die Energie zurück, und dann geht’s dahin. Wir brauchen ein Publikum, das uns null anstachelt. Und das wären Kühe.“

Ein Konzert im Kuhstall – das klingt aufs erste wie ein Gag und originell. Aber die tiefere Sinnhaftigkeit dieser Idee wird schnell jedem klar, der sich einmal längere Zeit in einem (gut geführten) Kuhstall aufgehalten oder gar mit Kühen gearbeitet hat: Nichts holt dich so natürlich und vollorganisch von deinem Stresslevel herunter wie eine Kuh oder gar ein ganzer Stall voll. Ein Kuhstall, wenn mit der richtigen Haltung und mit Respekt betreten, kann wirken wie ein begehbarer Stresskompensator, der in einer Art Ruhe-Rückkopplung die Hektik regelrecht aus einem herauszieht; mehr ZEN-mäßig, verstehn S’. Dazu haben Kühe – und das gilt nicht erst seit den Zeiten, als es unter progressiven Landwirten Mode war, für gedeihlicheren Milchfluss im Stall Mozart-Sonaten säuseln zu lassen – durchaus Sinn für Musik. Gemütlich sollte sie halt sein. Und so war die Aufgabenstellung für Dettl und seine Band gesetzt: Alle Systeme auf Schubumkehr. „Uns war klar: Wir müssen so schön und leise und gut Musik machen, dass es den Kühen gefällt.“

Wild pulsierende Stücke wurden konsequent umarrangiert, der Band jegliche Elektrik entzogen – Kontra- statt E-Bass, Ukulele, Akustik- statt E-Gitarre. „Wir haben vier Wochen geprobt und sind immer leiser geworden, von Tag zu Tag. Und am Ende waren wir so leise, dass die Gesangsstimme quasi das lauteste Instrument war und wir komplett unverstärkt spielen konnten.“

Ein Bauer, der sich dieses einzigartige Projekt für sich und seine Kühe vorstellen konnte, war auch schon gefunden, nicht weit vom Bandhauptquartier Truchtlaching in Höllthal – ein im nördlichen Chiemgau sozusagen rockmythologisch aufgeladener Name; in dem kleinen Weiler direkt an der Alz fanden in den 80er und 90er Jahren die, ja: legendären Höllthal Open Airs statt. Der Laufstall für 80 Bewohnerinnen wurde zart verkabelt und mit minimaler Beleuchtung ausgestattet. Und an zwei Tagen im April nahm die Band dann auf dem Futterplatz in der Mitte des Kuhstalls Aufstellung zum Konzert. „Am Anfang waren wir noch recht nervös, die Kühe auch ein bisschen“, erinnert sich Stefan Dettl. „Aber dann wurden wir alle immer ruhiger und haben sehr beseelt in das Konzert hineingefunden. Wir hätten nicht geglaubt, dass man mit Kühen zusammen so ein schönes Musikerlebnis haben kann.“

Und dieses Erlebnis macht der Mitschnitt, der jetzt unter dem Titel „Kiah Royal“ (Dialekthilfe: „Kiah“, oberbairisch Mehrzahl von „Kuah“, sprich: Kühe) auf DVD, CD und Vinyl erscheint, dankenswerterweise auch für Außenstehende und Nicht-Kühe erfahrbar. Eines ist mal sicher: So besonders, so naturnah und bei sich, so konzentriert in sich ruhend und auf die Essenz ihrer Musikalität zurückgeführt, hat man LaBrassBanda noch nie gehört.

12 LBB-Originale von der „Autobahn“ über den „Bauersbua“ bis zum „Roten Hoserl“ erscheinen in teils völlig neuem Klanggewand, irgendwo zwischen Standkonzert und Hoagascht und Tanzlmusi. Dazu haben drei musikalische Gäste in den Stall im Höllthal gefunden: Aus Hamburg kam Rocko Schamoni, um mit der Band seinen Hit „Der Mond“ vor die Kühe zu bringen, für Trio-Altmeister Stephan Remmler wurde dessen 80er-Jahre-Gassenhauer „Keine Sterne in Athen“ in die Blasmusik überführt und Ex-Biermösler Christoph „Stofferl“ Well gab passenderweise seinen Milchbauern-Solidaritäts-Rap „40 Cent“ zum Besten.

Der Kuhstall als „Stimmungsort“ funktioniert wunderbar, auch akustisch. Stefan Dettl: „Das gemütliche Fressen von Heu, hier mal aneinander reiben, da mal ein Schnaufer und ein bisschen umeinandermuhen – das hört man natürlich, das ist uns auch wichtig fürs Ambiente.“ Die Bewohnerinnen, zu denen die Band ­ wie könnte es anders sein – dann doch wieder einen ganz kurzen Draht bekommen hat, erfahren übrigens noch eine ganz besondere Würdigung: Im formidablen Artwork zu „Kiah Royal“ werden Pulsa, Venus, Vinka, Waschel, Sindra und wie sie alle heißen mit Portraitfotos ­ in der „Special Box“ gar mit Sammelkarten auf Heu gebettet­ verewigt sein. Und das hat tatsächlich auch noch kein LBB-Publikum geschafft. (Josef Winkler, MUH)

„Kiah Royal“ ist ab 15.08. vorbestellbar und erscheint am 26.09 auf CD, DVD, Vinyl & Download. Weitere Infos unter www.labrassbanda.com



05.08.2014 Neuburg a.d. Donau, Volksfestplatz

08.08.2014 Eschwege, Open Flair Festival

09.08.2014 A-6854 Dornbirn, Woodstock der Blasmusik

10.08.2014 Rottenburg/Neckar, Open Air

14.08.2014 Übersee, Chiemsee Summer Festival

21.08.2014 I-39012 Meran - Schloss Trauttmansdorff

22.08.2014 I-39030 Rasen-Antholz - Festplatz

04.09.2014 Lindau/Bodensee, Ludwig-Kick-Straße 19

05.09.2014 Gunzenhausen, Festplatz

06.09.2014 A- 4680 Haag am Hausruck, Festzelt

07.09.2014 Mühldorf, Volksfest

08.09.2014 Erding, Festplatz am Stadion 1

17.09.2014 Krün, Am Sportplatz 1

19.09.2014 Oberopfingen, Bei der Kirche 9

20.09.2014 Selbitz, Open Air an der Eventhalle

25.09.2014 Hanau, Amphitheater

26.09.2014 Konzell, Johann-Dachauer-Straße 8

27.09.2014 Raisting, Hofstätterweg

02.10.2014 Schwabmünchen, An der Holzheystraße

23.11.2014 A- Wien, Arena

24.11.2014 A- Linz, Posthof

25.11.2014 CH- Zürich, Härterei Club

26.11.2014 Berlin, Columbiahalle

28.11.2014 Hamburg, Grosse Freiheit 36

29.11.2014 Bielefeld, Ringlokschuppen

30.11.2014 Köln, Live Music Hall

01.12.2014 Dresden, Alter Schlachthof

02.12.2014 Leipzig, Haus Auensee

03.12.2014 Regensburg, Alte Mälzerei



Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum