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Depeche Mode - Live in Berlin (Boxset)

Depeche Mode- Live in Berlin (Boxset)

Columbia / Sony
VÖ: 14.11.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Flimmern und Flamme

Anton Corbijn ist ja so etwas wie Depeche Modes achtes Bandmitglied. Man würde zuvorderst noch die Ex-Mitstreiter Alan Wilder und Vince Clarke nennen müssen, ihren jahrzehntelangen Förder bei Mute, Daniel Miller, sowie Manager Jonathan Kessler. Aber dann ist es wohl Fotograf Corbijn, der zumindest in halber Stelle – die andere Hälfte bei U2 – eng verbunden ist mit der Band aus Basildon. Legendär sein ulkig wie tiefschürfendes Bild von Martin L. Gore mit Bommelmütze, seine Videos, die in Corbijns gewohnter Schwarz-Weiß-Optik kaum besser als zur "Ultra"-Zeit gepasst haben. Und als es darum ging, erneut einen Konzertfilm zu einer Tour des Trios zu erstellen, wurde Corbijn vermutlich nicht einmal gefragt. Er hat es einfach gemacht.

Aber dieses Mal gab es Kritik, die sich natürlich nicht einzig an Corbijn richtet(e). Wer sich das Boxset der Veröffentlichung zulegt, findet eine Audio-Blu-ray des 13. Studioalbums samt Bonus-Tracks, das Konzert und den Konzertfilm mit eingstreuten Interviewschnipseln allerdings auf DVD. Das ist seltsam genug, wäre aber zu verschmerzen, wenn das Konzert in der Totalen nicht häufig verpixelt über den halbwegs neuen Bildschirm flimmert. Dabei möchten Dave Gahans Pirouetten in ganzer Pracht gezeigt werden, Gore nicht wie ein animierte Figur aussehen und das Schlagzeug nicht aus Vierecken bestehen. Stört sicherlich nicht jeden, sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben – ebenso wie die Tatsache, dass es dem Audio-Konzert, um das es hier ja in erster Linie geht, an sich keinen Abbruch tut.

Dass sich Depeche Mode mit Berlin dieses Mal eine deutsche Stadt ausgesucht haben als repräsentativen Ort ihrer Delta-Machine-Tour, überrascht hingegen kaum. Nein, ist sogar längst überfällig. So eine treue Fangemeinde wie in Deutschland haben die Briten wohl nirgends auf der Welt, hier entstanden Alben wie "Construction time again" oder "Some great reward", nicht zuletzt lebte Gore in den Achtzigern einige Jahre in Berlin, wo er beispielsweise auch an "Black celebration" schrieb. Da Depeche Mode von Konzert zu Konzert nur wenige Songs variieren, eben aber doch ein winziger Unterschied besteht, mussten die Hauptstädter an beiden Konzerttagen offensichtlich auf den Genuss von "Home" verzichten. Dafür bekamen sie alternativ von Gore das selten gespielte "But not tonight" dargeboten und ebenfalls, wenngleich nicht ganz so selten, in akustischer Form "Shake the disease" aus dem Jahr 1985.

Dave Gahan indes ist für die Bühne geboren. Der 52-Jährige bewegt sich während des Konzerts etwa 172 Mal so viel wie der Rest der Band zusammen. Er bleibt einer der charismatischsten und besten Frontmänner im Pop-Business und überzeugt auch auf CD. Die Weite im Ausdruck von "Halo", das langgezogene "Myyyyyyyyyyyy" in der fünften Minute von "Walking in my shoes": Weltklasse! Dem Publikum zuzutrauen, die Kopfstimme von "Should be higher" zu intonieren, entpuppt sich während der gesamten Tour als seine einzig fragwürdige Idee. Jener Song ihres Albums "Delta machine" fügt sich aber bestens in das Set ein. Das Song-Duo aus "Welcome to my world" und "Angel" leitet angemessen die zwei Stunden ein, ehe "Precious" live noch mehr Druck erhält und es sich Depeche Mode erlauben können, besagtes "Walking in my shoes" einzuschieben. Als dritten Song. Bei vielen Bands wäre das auf Lebzeiten gebucht als Zugabe.

Dafür aber haben die Briten genügend Hits im Programm und schon ein anderes Lied auserkoren: "Never let me down again". Wer das einmal im Stadion mit zehntausenden Zuschauern zelebriert hat, will immer wieder ein Konzert der Band besuchen. Und nicht nur deshalb. Weil sie "Policy of truth", "Black celebration", "A question of time", "Personal Jesus" oder das skurillerweise immer noch frenetisch gefeierte Fröhlichkeitsbonbon "Just can't get enough" spielen – und Du am Ende immer noch die Arena verlässt und eine Liste an Tracks diskutierst, die nicht einmal dabei gewesen ist. "Enjoy the silence" hingegen ist seit 20 Jahren nicht mehr wegzudenken: der beste Synth-Pop-Song, der je geschrieben wurde und jemals geschrieben wird. Punktum. Und deshalb jede zusätzliche Sekunde wert. Dieses Lied sollte niemals enden, tut es aber doch. Wird 2017 wieder im Publikum sein:

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Angel
  • Walking in my shoes
  • Black celebration
  • But not tonight
  • Enjoy the silence
  • Shake the disease
  • Never let me down again
  • All that's mine

Tracklist

  • CD 1
    1. Welcome to my world
    2. Angel
    3. Walking in my shoes
    4. Precious
    5. Black celebration
    6. Should be higher
    7. Policy of truth
    8. The child inside
    9. But not tonight
    10. Heaven
    11. Soothe my soul
  • CD 2
    1. A pain that I'm used to
    2. A question of time
    3. Enjoy the silence
    4. Personal Jesus
    5. Shake the disease
    6. Halo
    7. Just can't get enough
    8. I feel you
    9. Never let me down again
    10. Goodbye
  • DVD 1
    1. Welcome to my world
    2. Angel
    3. Walking in my shoes
    4. Precious
    5. Black celebration
    6. Should be higher
    7. Policy of truth
    8. The child inside
    9. But not tonight
    10. Heaven
    11. Soothe my soul
    12. A pain that I'm used to
    13. A question of time
    14. Enjoy the silence
    15. Personal Jesus
    16. Shake the disease
    17. Halo
    18. Just can't get enough
    19. I feel you
    20. Never let me down again
    21. Goodbye
  • DVD 2
    1. Welcome to my world
    2. Angel
    3. Walking in my shoes
    4. Precious
    5. Black celebration
    6. Should be higher
    7. Policy of truth
    8. The child inside
    9. But not tonight
    10. Heaven
    11. Soothe my soul
    12. A pain that I'm used to
    13. A question of time
    14. Enjoy the silence
    15. Personal Jesus
    16. Shake the disease
    17. Halo
    18. Just can't get enough
    19. I feel you
    20. Never let me down again
    21. Goodbye
  • DVD 3
    1. Welcome to my world
    2. Angel
    3. Heaven
    4. Secret to the end
    5. My little universe
    6. Slow
    7. Broken
    8. The child inside
    9. Soft touch / raw nerve
    10. Should be higher
    11. Alone
    12. Soothe my soul
    13. Goodbye
    14. Long time lie
    15. Happens all the time
    16. Always
    17. All that's mine

Gesamtspielzeit: 481:01 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Ox 72
2016-08-14 14:12:52 Uhr
Besser als Live in Berlin:

https://vimeo.com/173738741

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2014-12-11 01:05:31 Uhr
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