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Pink Floyd - The endless river

Pink Floyd- The endless river

Parlophone / Warner
VÖ: 07.11.2014

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Verflossenen

Über den Einfluss von Pink Floyd auf die Musikwelt im Allgemeinen und auf Progressive Rock im Speziellen gibt es wohl keine zwei Meinungen. Eine Band, die derart bahnbrechende Alben wie "Dark side of the moon", "Wish you were here" oder "The wall" zu ihrer Diskographie zählt, kann und muss den Status einer Legende für immer und ewig innehaben. Fakt ist aber auch, dass Pink Floyd schon immer Meister des überhöhten Selbstmarketing waren. Und letztlich war das komplette Konzept hinter "The wall" ein Ausdruck ebendieser Entfremdung. Wer vor diesem Zusammenhang die immense Werbekampagne inklusive haushoher Plakate für "The endless river" für voll nimmt, sollte sich also überlegen, ob er nicht zielgenau dieser Selbstüberhöhung erlegen ist.

Und doch: Als die Nachricht öffentlich wurde, dass es sich bei "The endless river" um ein neues Studioalbum handele, mit dem die eindrucksvolle Bandkarriere endgültig abgeschlossen werden sollte, wuchsen die Erwartungen ins Unermessliche. Diese Erwartungen, so viel wird bereits nach dem ersten Durchlauf klar, werden bitter enttäuscht. Denn eines ist diese Platte nicht: neu. Genau genommen ist "The endless river" nicht einmal ein vollwertiges Studioalbum, sondern eher eine Werkschau von Designstudien und Soundfragmenten, die ursprünglich "The division bell" von 1994 zu einem Doppelalbum machen sollten. Und gleichzeitig eine Hommage an den 2008 verstorbenen Keyboarder Richard Wright, der mit seinem einzigartigen Spiel den Teppich bildete, auf dem die ewigen Antagonisten David Gilmour und Roger Waters ihr kreatives Spannungsfeld auslebten.

Insofern sind die wabernden Ambient-Wogen, auf denen "The endless river" schwimmt, durchaus passend. Doch hier sind wir schon beim ersten Fehler, den David Gilmour und Drummer Nick Mason gemeinsam mit den Produzenten machen: Denn wenn diese Platte schon aus vier Sequenzen plus dem einzigen "richtigen" Song "Louder than words" besteht, warum dann die willkürliche Aufteilung in 18 Tracks? Denn genau das verschärft den Effekt der Aneinanderreihung einzelner, für sich genommen nicht auskomponierter Fragmente, während die vier so genannten Seiten in sich durchaus ein stimmiges Bild abgeben.

Klar, einige Male übertreibt es David Gilmour mit seinen entrückten Gitarrenlicks, den singenden Solofragmenten, die fraglos unverkennbar sind, doch die Spannungsbögen allzu oft im Keim ersticken und in Gegniedel abdriften lassen. Und nochmals Steven Hawking zu Wort kommen zu lassen wie auf dem selten dämlich betitelten "Talkin' Hawkin'", ist auch nicht eben die kreativste Idee aus dem Hause Pink Floyd. Doch gerade die so genannte Seite 3 ist trotz dieses Ausfalls spannend, können doch gerade die Tracks "Allons-y (1)" und "Autumn '68" wohlige Reminiszenzen an vergangene Großtaten, namentlich "Run like Hell" und "Summer '68" wecken. Erst recht spannend ist es, in all diesen einzelnen Elementen Anspielungen an Klassiker der Bandgeschichte zu finden – ein schönes Beispiel dafür ist das krachende "Sum".

Und doch: Gemessen an all dem Ballyhoo, das vorab um diese Platte losgetreten wurde, bleibt verdammt wenig, um "The endless river" in den Kanon der bahnbrechenden Floyd-Alben einreihen zu können. Wer darüber jedoch die Vergangenheit verklärt, vergisst den Umstand, dass die Briten auch in der glorreichen Frühzeit Schrott wie "More" oder "Obscured by clouds" auf den Markt warfen. Doch letztlich ist das Album nicht so schlecht, wie es ob mancher Fanreaktion den Anschein haben mag. Woran "The endless river" allerdings letztlich scheitert, zwangsläufig scheitern musste, ist die völlig überhöhte Anspruchshaltung, die nicht zuletzt die verbliebenen Bandmitglieder David Gilmour und Nick Mason selbst geschürt haben. Das Erbe einer der wichtigsten Bands der Musikgeschichte hätte würdiger verwaltet werden können, wenn die Streithähne Gilmour und Waters auf ihre alten Tage gemäß dem versöhnlichen Abschluss "Louder than words" doch noch das Kriegsbeil hätten begraben können.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Sum
  • Allons-y (1)
  • Louder than words

Tracklist

  1. Things left unsaid
  2. It's what we do
  3. Ebb and flow
  4. Sum
  5. Skins
  6. Unsing
  7. Anisina
  8. The lost art of conversation
  9. On noodle street
  10. Night light
  11. Allons-y (1)
  12. Autumn '68
  13. Allons-y (2)
  14. Talkin' Hawkin'
  15. Calling
  16. Eyes to pearls
  17. Surfacing
  18. Louder than words

Gesamtspielzeit: 53:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

VelvetCell

Postings: 6496

Registriert seit 14.06.2013

2018-11-17 12:36:07 Uhr
Ich höre The Endless River sehr gerne bei der Arbeit.
Scholz
2018-11-17 11:52:25 Uhr
'More' und 'Obscured by clouds' ist mitnichten als 'Schrott' zu bezeichnen, Euer Ehren.
Ampientamoebe
2014-11-23 23:00:53 Uhr
Da höre ich lieber den 1968 aufgenommenen Song "Embryo".

Herr

Postings: 2203

Registriert seit 17.08.2013

2014-11-23 18:37:19 Uhr
Trotzdem ist schnell die Luft raus:
PFfffffffffffffffffffffffft.

Sind die anderen Abkürzungen Aminosäuresequenzen?
Pink Floyd Kenner
2014-11-23 16:37:24 Uhr
the endless river ist wohl die beste PF.
meilen besser als noch DSOTM oder WYWH:
ausm stand würde ih ne 9,75/10 geben.
alles richtig gemacht.
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