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Bear's Den - Islands

Bear's Den- Islands

Caroline / Universal
VÖ: 17.10.2014

Unsere Bewertung: 9/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Was auch passiert

Die Ausgangslage war schlimm. Genauer gesagt hätte sie kaum schlimmer sein können. Filmemacher James Marcus Haney hatte gerade begonnen, für die befreundete Band Bear's Den das Video zur Single "Elysium" zu drehen, da geschah das Unfassbare: Auf dem Campus der Seattle Pacific University, wo Haney die letzten Uni-Wochen der Clique seines Bruders für den Clip filmte, schoss ein Mann um sich und verletzte zwei Studenten schwer, während ein Bekannter der Gruppe das einzige Todesopfer wurde. Kurzzeitig schien es allen Beteiligten nach dieser Tragödie unmöglich, das Projekt zu beenden, ehe sich Haney doch noch für das Weitermachen entschied. Zum Glück. Denn zum einen fängt das fertige Video die Balance zwischen jugendlicher Unbeschwertheit und der unglaublichen Wucht des Schicksals perfekt ein. Und außerdem bescherten die Umstände dem "Elysium"-Clip und damit auch Bear's Den weltweite Aufmerksamkeit und fachten den bereits seit längerem köchelnden Hype um die Briten noch einmal kräftig an. Und das kann nur recht sein.

Dass in England junge Bands zu Hoffnungsträgern und Heilsbringern hochgejubelt werden, ist ja per se nichts Neues. Ebenso wenig, dass einige von ihnen die Vorschusslorbeeren mehr verdient haben als andere. Bear's Den sind eindeutig in die Gruppe derer einzuordnen, die der Hype zu Recht getroffen hat. In den knapp drei Jahren seines Bestehens spielte sich das Trio schnell in die Herzen derer, für die Mumford & Sons inzwischen zu vorhersehbar und Bon Iver zu kryptisch sind. Der Folk-Sound von Bear's Den traf nicht nur bei engagierten Live-Auftritten auf offene Ohren. Auch erste Veröffentlichungen wie "Agape" oder besagtes "Elysium" wurden euphorisch aufgenommen und ließen die Vorfreude auf das Debütalbum "Islands" in schwindelerregende Höhen steigen. Auf dem fertigen Longplayer zählen beide Lieder trotz starker Konkurrenz zu den Highlights.

Als hätte er die Tragödie beim Videodreh vorhergesehen, eröffnet Sänger Andrew Davie "Elysium" mit den emotional vorgetragenen Worten: "Brother, do you believe in an afterlife / Our souls will both collide / In some great Elysium / Way up in the sky." Auf einem Teppich von sanften Gitarren und majestätischen Bläsersätzen schwebt die Band durch die Gefühlszustände, als wäre es ihre leichteste Übung. Das schwelgerische, von Banjoklängen getragene "Agape" hingegen bildet genau den richtigen Einstieg in das Album. Auch beim folgenden "The love you stole" verarbeiten Bear's Den Verzweiflung in mitreißende Energie und Melancholie in Erhabenheit. Doch es geht noch besser: "Above the clouds of Pompeii" bringt sich als Mini-Epos in Stellung. Nach zurückhaltendem Beginn entwickelt sich der Song am Ende zu einer Hymne über das Auflehnen gegen das Schicksal: "Just don't cry / Hold your head up high / She would want you to."

"Islands" hält für den Hörer noch einige solcher Frosch-im-Hals-Momente bereit – Momente der Wahrheit und Ehrlichkeit, die nie ins Weinerliche abdriften. Doch das Album funktioniert nicht nur auf emotionaler Ebene. Bear's Den verstehen es meisterhaft, mit spärlichen musikalischen Mitteln große Räume auszufüllen. Die sanften Background-Chöre und das dezente Banjo verleihen "Isaac" eine verhuschte Zartheit, während die anschwellenden Bläser das folgende "Think of England" am Ende in die Lüfte heben. Das getriebene "When you break" mit seinem verzweifelten Mantra "I wanna fuck away all my fear" wird von elektronischen Einsprenklern noch zusätzlich veredelt. In nahezu jedem Song auf "Islands" haben Bear's Den mit Hingabe solche Details in den Soundteppich eingewoben. Und weil ein großes Album auch ein großes Finale verdient, ziehen die Londoner im erhabenen "Bad blood" noch einmal alle Register. Egal, wie schlimm die Umstände auch sein mögen: Diese Band strebt, Rückschlägen und Verletzungen trotzend, der Zukunft entgegen. Und die sieht alles andere als schlecht aus. Bear's Den haben auf "Islands" die schlimme Ausgangslage kurzerhand zu ihren Gunsten gedreht und ein Meisterwerk erschaffen, von dem auch in vielen Jahren noch die Rede sein wird.

(Mark Read)

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Highlights

  • Above the clouds of Pompeii
  • When you break
  • Elysium
  • Bad blood

Tracklist

  1. Agape
  2. The love we stole
  3. Above the clouds of Pompeii
  4. Isaac
  5. Think of England
  6. Magdalene
  7. When you break
  8. Stubborn beast
  9. Elysium
  10. Bad blood

Gesamtspielzeit: 42:11 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Bär
2016-02-05 10:47:37 Uhr
Die Mini-Tour in den kleinen Clubs dient dann sicher dazu die neue Besetzung einzuspielen

seno

Postings: 3549

Registriert seit 10.06.2013

2016-02-04 20:08:11 Uhr
Von der Facebookseite der Band:

Everyone!

This is Joey, writing with a heavy heart. After over 4 years, hundreds of shows across three continents, performing for and meeting people from all over the world and playing music with some of my best friends, it is time for me to say goodbye to Bear’s Den.

Being in a band is hard work. You put everything you have into the music, all your time, effort and creativity is spent trying to make songs that people will connect with, listen to and enjoy.The rewards are great; you get to play music to people on a daily basis. You get to see so many places around the world. You get to meet interesting people and make friends from all over the world. But it comes at a cost. The majority of your time is spent on the road, in rehearsal rooms and in the studio. You miss out on family and friends’ birthdays, weddings and holidays.

I have seen, heard and experienced more in the past four years than many do in a lifetime. Being in a band with Kev and Davie has left indelible marks on me. Whether intentionally or not, they have taught me so much about music, humility, dedication and friendship. It has been an honour and a privilege, but my journey with Bear’s Den has come to an end.

I also have to say a special thank you to a few people: Rowan, our manager, for your tireless work, indistinguishable optimism and trust in us; Marcus & Jools, for your exceptional musicianship and invaluable friendship; Bennie, Scotty, Louisa et al., for being the best crew a band could hope to have; and Ian Grimble, for helping us realise our musical vision in the studio and providing a steady hand on the tiller.

While I’m sad to be leaving the band, I’m also excited for them, and parting as friends (conscious untripling, anyone?), I can’t wait to see where the future takes them, and I look forward to seeing Bear’s Den smashing it across the world!

For the very last time

Much love

Joey

>>>>>>>>>>>>>

It's a really sad day for us to be saying goodbye to Joey - it’s been an amazing adventure we’ve all been on together over the past 4 years. We’ve been all over the world from Tasmania to Tuscon, Arizona, the Highlands of Scotland to Lowlands Festival and of course, from Austin to Boston. We’ll always be like brothers, that's never gonna change and we wish him all the best for the future.

In the meantime, we are forging ahead in the studio and we're very, very excited for you all to hear new music soon.

We love you Joey and thank you for so much for everything.

Best of luck with all your new adventures - see you soon for beers.

Kev and Davie



Dachte erst das Schlimmste, aber sie machen ja weiter. Mal gucken, ob der Ausstieg Auswirkungen hat.

seno

Postings: 3549

Registriert seit 10.06.2013

2015-10-21 14:36:39 Uhr
Das geht mir zum Glück gar nicht so.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2015-10-21 14:31:34 Uhr
Blöd nur, wenn diese Zurückhaltung in Richtung Langweiligkeit abdriftet, was hier leider gar nicht mal so selten der Fall ist...

seno

Postings: 3549

Registriert seit 10.06.2013

2015-10-19 13:08:50 Uhr
Vielleicht kann man sich ja davon lösen, bei Banjoklängen und mehrstimmigem Gesang reflexartig "Igitt, Mumfords" zu denken. Mal abgesehen davon, dass ich auch nichts gegen M&S habe, bin ich doch der Meinung, dass beide Bands sich nicht so extrem ähnlich sind, wie hier teilweise behauptet wurde. Höchstens, wenn man nur mit einem Ohr 30 Sekunden reinhört. Während die Mumfords immer relativ zielstrebig Richtung Hymne streben, bleibt es bei Bear's Den meistens relativ zurückhaltend.
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