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Yellowcard - Lift a sail

Yellowcard- Lift a sail

Razor & Tie / Rough Trade
VÖ: 10.10.2014

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Unter null

Montag, 6. Oktober 2014, etwa neun Uhr. Ein etwas gelangweilter Rezensent von Plattentests.de sitzt vor seinem Notebook in der Universitätsbibliothek Regensburg und beschließt, nach selbstverständlich reichlicher Überlegung, anstatt enervierender Fachtexte doch lieber das neue Album von Yellowcard eingehend zu studieren. Lesen kann man ja nebenbei immer noch. Ist ja nur Yellowcard, diese irgendwie sympathische Poppunk-Band. Die seit jeher Alben veröffentlicht, die ein Stückchen über dem Durchschnitt schwimmen, aber letztendlich doch recht schnell durchschaubar sind – aber dem Poppunk, mittlerweile eher als Gähn-Genre zu bezeichnen, doch immer wieder erfreuliche Facetten abringen können. Konnte man sich bislang jedenfalls immer drauf verlassen.

Mittwoch, 8. Oktober 2014, etwa dreizehn Uhr. Derselbe Rezensent sitzt am selben Platz in derselben Institution. Dieses mal allerdings in einer Stimmung, die zwischen Fassungslosigkeit und Verzweiflung wankt. Wie konnte dieser Band nur eine solche Platte passieren? Und wie um alles in der Welt soll man dafür die passenden Worte finden, ohne von der Schlussredaktion wegen einer Vielzahl derber und unsachlicher Formulierungen auf die Finger zu bekommen? Denn Yellowcard haben mit "Lift a sail" ein Album fabriziert, das aus der Reihe tanzt. Negativ, wohlverstanden. Es tanzt nach unten, in den Keller. Ach was, es bort nach Erdöl. Man sollte die Schreibwerkstatt eines Landgymnasiums auf die Suche nach negativen Superlativen schicken, um dieses Drama in 13 Akten ansprechend zu fassen. "Lift a sail" kommt nämlich fast komplett ohne positive Momente aus. Keine beschwingt nach vorne trabenden Poppunk-Nummern. Keine einfachen Melodien, denen man sich schlussendlich doch nicht entziehen kann. Das bisschen Mehr an Cleverness im Songaufbau, im Vergleich zu etlichen Genrekollegen: Es ist alles weg. Kein Witz.

Dieses Album quält sich elendig lange 47 Minuten durch immer gleiches Midtempo. Mit den immer gleichen, Härte vortäuschenden Bratzgitarrchen. Mit Gesten, die an ihrer eigenen Größe und Klebrigkeit jämmerlich zu Grunde gehen. Da hilft es auch nichts, dass "Lift a sail" sauber produziert ist und dass "Make me so" wenigstens ein Fünkchen Restenergie in die dünn besiedelte Waagschale wirft. Stücke, wie "One bedroom", das den Hörer mit einer Mischung aus Dosenbeats und Akustikgitarren zum Heulkrampf treibt, sind schlichtweg indiskutabel. Gleiches gilt für das mit dämlichen Stimmeffekten verhunzte "Fragile and dear". Da wird der Opener "Transmission home", den man zunächst noch als ungewohnt lahm identifiziert hat, doch glatt zum Lichtblick. Ansonsten ist es zappenduster auf "Lift a sail". Die besten zwei Minuten gehen dann auch auf das Konto des Intros. "Convocation" heißt selbiges und besteht eigentlich nur aus ein paar Geigenharmonien.

Mittwoch, 8. Oktober, etwa 20 Uhr. Der immer noch geschockte Rezensent legt im heimischen Wohnzimmer Yellowcards "Southern air" auf und versucht zu begreifen, wie man von einem Album zum nächsten einen solchen Absturz hinlegen kann. Stand da irgendein Manager mit der Knarre in der Hand im Studio und zwang die Band, ihren Sound doch mal etwas breiter zu gestalten und dieses unsägliche Uptempo zu unterlassen? Oder wollte man zum neunten regulären Studioalbum einfach mal alles ganz anders machen? So schwer die Erkenntnis auch fällt: Diese Platte hat einen Spannungsfaktor weit unter Null. Reden wir besser nicht mehr drüber und greifen zur aufregenden Fachliteratur.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • Convocation

Tracklist

  1. Convocation
  2. Transmission home
  3. Crash the gates
  4. Make me so
  5. One bedroom
  6. Fragile and dear
  7. Illuminate
  8. Madrid
  9. The deepest well
  10. Lift a sail
  11. Msk
  12. My mountain
  13. California

Gesamtspielzeit: 47:25 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

solea

Postings: 344

Registriert seit 15.06.2013

2014-10-23 18:28:59 Uhr
Ja, ist schon ne schwierige Kiste.
Für diese Midtempo Nummern fehlen ihnen irgendwie die Mittel. Sind halt nicht coldplay.
Schuster bleib bei deinen Leisten möchte man das sagen.
Lift a sail, one bedroom und die Ballade am Ende finde ich dennoch ganz gelungen. Aber Rezi passt schon, wenngleich ich vielleicht 4/10 zücken würde.
Für "Madrid" sollte man ihnen eigentlich, eine verpassen ;-)

solea

Postings: 344

Registriert seit 15.06.2013

2014-10-17 15:47:39 Uhr
Also bisher mochte ich alle Alben ganz gerne. Kann mir kaum vorstellen, dass das nun anders ist. Ich find die teilweise etwas seichten Texte aber auch nie schlimm. Mal schauen, "one bedroom" find ich jetzt z.B. auch ganz ok.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2014-10-15 21:56:49 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen?
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