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Jessie Ware - Tough love

Jessie Ware- Tough love

Island / Universal
VÖ: 17.10.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alles so real

Entweder das Ding haut rein – oder halt nicht. So oder so ähnlich muss Jessie Wares Devise ausgesehen haben, als sie einen Monat vor Veröffentlichung mit ihrem neuen Album bewaffnet das Londoner Camden Roundhouse enterte. Dort nämlich bekamen ihre Fans nicht etwa eine ausgewogene Mischung aus Neu und Alt serviert, nein, Ware hatte beschlossen, ihnen die gesamte neue Platte in einem Rutsch um die Ohren zu hauen. Das hätte schief gehen können. Um live-erprobte Gassenhauer wie "Wildest moments" oder "Running" von ihrem Debütalbum "Devotion" ließ sich die Frau aus Brixton zwar auch nicht bringen, aber der mitsingtaugliche Teil des Abends fiel vergleichsweise schmal aus. Entsprechend erleichtert dürfte die selbstbewusste Ware gewesen sein, als eine begeisterte Zuschauermenge sie spät abends nicht mehr von der Bühne lassen wollte. Das Ding haut rein, ganz offensichtlich.

Woran das liegt? "Tough love" macht keinen Hehl daraus, das Erfolgsrezept von "Devotion" noch einmal richtig auskosten zu wollen. Der soulige Elektropop mit ordentlich R'n'B, einer Stimme mit Engelsqualitäten und Bässen, die sich sanft, aber bestimmt ins Trommelfell arbeiten, hat diese Fortsetzung verdient. Von Stagnation kann trotz der offensichtlichen Parallelen zum Debüt aber nicht die Rede sein. Das Duo BenZell hat "Tough love" produziert und damit den "Devotion"-Mann Dave Okumu vollständig in die Songwriter-Ecke verwiesen. Die Folge: Bei sehr ähnlicher Klangästhetik fühlt sich dieses zweite Album breiter, erhabener an. Noch immer kniet jedes Sample, jeder Ton ergeben vor Wares Stimme, aber auch die lässt sich zu größeren Gesten hinreißen, was in manch opulentem Pop-Moment gipfelt, der auf der ersten Platte intuitiv reduzierter ausgefallen wäre.

Zusammen mit Texten, die einem Schwerlasttransport an Gefühlen gleichkommen, hätte dieses musikalische Drama in elf Akten so problemlos dem ganz dicken Kitsch verfallen können – würde die Londonerin dem nicht sorgfältig entgegensteuern. Denn obwohl die Entstehung dieser Platte ziemlich direkt mit Wares eigenen Hochzeitsvorbereitungen zusammenfiel, bietet "Tough love" kaum einfachen liebestrunkenen Wohlfühlpop. Die niederschmetternde Seite der Zwischenmenschlichkeit ist so präsent wie in der Realität, die schönen Momente sind nie überzogen. Sympathisch, wie Ware in "You & I (forever)" ungeduldig auf einen Heiratsantrag wartet, wie sie in "Kind of ... sometimes ... maybe" die mächtige innere Unsicherheit besingt. Es gibt wohl eindeutig einfachere Dinge auf der Welt, als solch ein zweites rundum gelungenes Album abzuliefern. Die Liebe gehört aber nicht dazu.

(Konrad Spremberg)

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Highlights

  • Say you love me
  • Want your feeling

Tracklist

  1. Tough love
  2. You & I (forever)
  3. Cruel
  4. Say you love me
  5. Sweetest song
  6. Kind of ... sometimes ... maybe
  7. Want your feeling
  8. Pieces
  9. Keep on lying
  10. Champagne kisses
  11. Desire

Gesamtspielzeit: 40:21 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
H.orst
2014-10-24 13:42:10 Uhr
Egaler, "alternativer" allerweltspop. Alles, was das Debüt so toll machte, wurde komplett über Bord geworfen. Stattdessen banale Songs, die man nach dem Hören schon wieder vergessen hat. Läuft nach einem harten Arbeitstag in kalten Designerwohnungen von Jungbankern.
Cheshire
2014-10-24 02:31:57 Uhr
ganz tolles Ding!

Stilvoller Pop welcher mich an die frühen 90er (Whitney Houston, Lisa Stansfield etc) erinnert.

Doughboy

Postings: 112

Registriert seit 13.06.2013

2014-10-20 20:07:21 Uhr
Also warum "Share It All" nur auf der Deluxe Version drauf ist, ist mir echt ein Rätsel. Na ja, sei es wie es ist, für mich vielleicht sogar ihr bester Song überhaupt.

"Want Your Feeling" ist ebenfalls brilliant.

Leatherface

Postings: 1652

Registriert seit 13.06.2013

2014-10-17 15:25:03 Uhr
Ein weiteres hervorragendes Album. 11 Perlen, kein Ausfall - wie erwartet.

saihttam

Postings: 2359

Registriert seit 15.06.2013

2014-09-18 14:01:25 Uhr
Kind Of...Sometimes...Maybe klingt da schon wieder spannender.
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