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Marianne Faithfull - Give my love to London

Marianne Faithfull- Give my love to London

Naïve / Indigo
VÖ: 26.09.2014

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ode an die Vergänglichkeit

Vom Paradies in die Hölle, von der Sucht in den Schatten, von der legendären Party zum Erfolg, von der Muse der Stones aus London nach Paris und vom Frühstück nur mit einem Pelzmantel bekleidet zum nackten Mittagessen. Auch 50 Jahre nach dem Start ihrer Karriere ist Marianne Faithfull noch kraftvoll wie die britische Invasion. 50 Jahre, nachdem sie auf einer Party von Rolling-Stone-Manager Andrew Loog Oldham entdeckt wurde, klingt die Ikone der Vergänglichkeit immer noch wie die Schwester von Tom Waits auf Whisky, Rauch und Morphium. Und 50 Jahre später bleibt auch ihre Liebe zu London bestehen.

"Give my love to London" klingt schon nach dem ersten Hören wie ein tolles Album, das dem alten Sound huldigt und trotzdem in die Jetztzeit passt. So wie der gleichnamige Opener die Extreme der Stadt beschreibt, ziehen sich diese als Maxime durchs ganze Album. Emotionale Achterbahnfahrten führen durch die elf Lieder, die von einer illustren Schar an Gästen wie Adrian Utley (Portishead), Brian Eno, Ed Harcourt sowie Warren Ellis und Jim Sclavunos von den Bad Seeds unterstützt werden. Als Songwriter stehen Nick Cave, Roger Waters, Steve Earle, Tom McRae und Anna Calvi bereit, doch die Mehrzahl der Lyrics stammt von der sagenhaften Faithfull.

Düstere Szenen eröffnen sich im Track "Late victorian holocaust". Das klagende Klavier beherrscht die Bühne, sphärische Klänge aus dem technischen Off beschwören den Untergang und die aufblitzende Geige furcht unter die Haut. Faithfulls Stimme klingt verletzt, abgeklärt und traurig, die Texte über heroinabhängige Kinder in Westlondons Golborne Road kratzen am Herz und an der Seele. Doch das Ende ist noch lange nicht in Sicht: Mit Leuchtkraft und Zuversicht demonstriert die außergewöhnliche Sängerin in Songs wie "Sparrows" und "True lies" Stärke, hantiert mit kräftigen Gitarrenschlägen und treffenden Worten, um aufzurütteln und zu bewegen. Voller Wut auf die Sorglosigkeit der Menschen im Umgang mit unserer Umwelt, klingt ihre Stimme auf "Mother wolf" wie eine rachsüchtige Justitia, wobei Faithfull an die Klanggewalt von PJ Harvey und Björk in ihren Glanzmomenten erinnert. Eine Wucht, die das anfängliche Gefühl, ein tolles Album zu hören, nur weiter unterstreicht.

Leise und versöhnliche Töne bestimmen dagegen Songs wie "Deep waters" und "Love me more or less". Einfühlsam, melancholisch – wunderschöne Folk-Balladen, die von Erfahrung und Weisheit sprechen, ohne zu belehren, sondern stattdessen authentisch erzählen. Die Gitarre begleitet die harmlos wirkenden Zeilen, während sich auf "Give my love to London" Erinnerungen, neue Klänge und bewegende Momente abspielen. Ein Album, das an Schwarzweiß-Aufnahmen von Faithfull und Jagger erinnert, an die Traurigkeit und Freude der vergangenen 50 Jahre, an Whisky, Rauch und Morphium und an die Einzigartigkeit einer Künstlerin, die den Weg ins Jetzt und Später geht.

(Natalie Cada)

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Highlights

  • Give my love to London
  • True lies
  • Late victorian holocaust
  • Mother wolf

Tracklist

  1. Give my love to London
  2. Sparrows
  3. True lies
  4. Love more or less
  5. Late victorian holocaust
  6. Price of love
  7. Falling back
  8. Deep waters
  9. Mother wolf
  10. Going home
  11. I get along without you very well

Gesamtspielzeit: 39:38 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

kingsuede

Postings: 4072

Registriert seit 15.05.2013

2014-10-12 14:54:14 Uhr
Auch schönes Vinyl inkl. CD. Tolles Album, das ich noch öfter hören will und werde.

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 991

Registriert seit 11.06.2013

2014-10-12 14:50:25 Uhr
Super Album. Definitiv für mich eine Überraschung in diesem Jahr. Mag auch den Titeltrack nur bedingt, der Rest gefällt ausnahmslos.
irina facepalmer
2014-10-03 01:07:45 Uhr
ihre hände sind der wahnsinn!
gobb
2014-10-02 11:12:51 Uhr
echt ne wahnsinnnig gute platte!
^;,;^
2014-10-01 01:23:45 Uhr
Schade, dass sie in der aktuellen Rezension immer noch an Stones/Jagger gekettet wird. Das ist doch kalter Kaffee von vorvorvorvorvorvorgestern...
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