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Flying Colors - Second nature

Flying Colors- Second nature

Mascot / Rough Trade
VÖ: 26.09.2014

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Wer bin ich?

Es ist mitunter eine Herausforderung, bei der Fülle an so genannten Supergroups im Progressive Rock nicht den Überblick zu verlieren. Vor allem, wenn sich solche Konglomerate zweifelsohne hochkompetenter Musiker nur in Nuancen stilistisch wie personell unterscheiden. Ziehen wir also einmal den Vergleich zwischen Transatlantic und Flying Colors – auf den ersten Blick beides Spielfelder der überaus umtriebigen Mike Portnoy und Neal Morse. Während erstere allerdings Portnoy und Morse mit ihren Mitstreitern als Spielwiese für ausufernde bis prätentiöse Artrock-Epen dienen, boten letztere 2012 auf ihrem Debütwerk überaus eingängigen bis radiotauglichen Pop-Prog. Insofern ist Portnoys Ankündigung, Flying Colors würden mit "Second nature" eine etwas progressivere Richtung einschlagen, durchaus erstaunlich, birgt diese Orientierung doch die Gefahr, dass die Trennschärfe zwischen diesen beiden Bands deutlich abnimmt.

Und zunächst wird diese Skepis auch bestätigt. Ein zwölf Minuten langer Opener? Noch dazu mit einem Instrumentalteil zu Beginn, der auf Transatlantic- oder Spock's-Beard-Alben als lockere Fingerübung durchgehen würde? Doch keine Sorge, zum einen wäre diese Länge bei Transatlantic eher ein eingeschobenes Zwischenspiel, zum anderen glänzt "Open up your eyes" durch wunderschöne poppige Melodien, ergänzt durch die gewohnt feingliedrige Gitarrenarbeit von Steve Morse, bekanntermaßen hauptberuflich bei Deep Purple im Einsatz. Und wenn Morse beim folgenden "Mask machine" deutlich kräftiger als gewohnt in die Saiten greifen darf, macht die neue Ausrichtung richtig Spaß. Auch wenn sich im Hinterkopf ganz leise Muse als Referenz für "Mask machine" zu Wort melden.

Gewöhnungsbedürftiger ist da schon "Bombs away", das zunächst breitbeinig groovt, nur um dann umso leichtfüßiger im Refrain davonzuschweben, bis sich Neal und Steve Morse gegenseitig ins Nirvana solieren. Aber was heißt gewöhnungsbedürftig? Das ist nichts anderes als feiner Neo-Prog, von Ausnahmekönnern geschaffen. Insofern ist es schon fast beruhigend, dass auch solchen Könnern eine vor Kitsch triefende Ballade mit "The fury of my love" herausrutscht oder dass die Hook im Refrain von "A place in your world" wohl bereits von Kohorten an Radiorock-Bands verbraten wurde. Vor allem, weil im Vergleich dazu "Lost without you" ein echter Rohrkrepierer ist, der nur deswegen nicht richtig ärgerlich ist, weil das folgende "One love forever" mit seiner beschwingten Art vorzüglich auf dem Debüt Platz gefunden hätte.

Dennoch bleibt "Second nature" zwiespältig. Auf der einen Seite stehen gute bis hochklassige Songs von großartigen Könnern ihres Fachs. Auf der anderen Seite zeigt dieses Album, dass Flying Colors nach wie vor auf der Suche sind nach der passenden Nische im Dickicht des teils inzestuös durch Kooperationen verbandelten Genres. Bestes Beispiel hierfür ist die abschließende dreiteilige Suite "Cosmic symphony". Das ist handwerklich große Klasse, über knapp zwölf Minuten zu keiner Zeit langatmig oder langweilig. Nur: Auch dieser Song vermag es nicht, eine eigenständige Identität erkennen zu lassen, etwas, das untrennbar mit dem Namen Flying Colors verbunden wird und nicht etwa den Anschein erwecken könnte, insbesondere Mike Portnoy und Neal Morse als bloßer Zeitvertreib zu dienen. Ein paar mehr Ecken und Kanten, verbunden mit diesem unbestrittenen künstlerischen Potenzial, und Flying Colors könnten eine Supergroup sein, die den Namen auch verdient.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Mask machine
  • Bombs away

Tracklist

  1. Open up your eyes
  2. Mask machine
  3. Bombs away
  4. The fury of my love
  5. A place in your world
  6. Lost without you
  7. One love forever
  8. Peaceful harbor
  9. Cosmic symphony

Gesamtspielzeit: 66:28 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Kommentar2
2014-09-18 20:13:36 Uhr
Da sage ich ganz laut JA! Tu es! bin auch ein riesen Morse fan und habe die Kaleidoscope Tour sehr genossen. Diese Musik ist auf jeden Fall Radio-"tauglicher" aber auf sehr sehr hohem Niveau und mit einer Menge virtuoser Kompositionen. Man muss sich natürlich drauf einlassen, aber wenn dir die ein oder andere Ballade von Transatlantisch gefallen hat dann wirst du auch diese Musik zu schätzen wissen.
Retroproggie
2014-09-18 19:50:25 Uhr
Wie ist das, wenn man Neal Morse und Transatlantic schätzt, kann man Flying Colors machen? Das Debüt ist seinerzeit auch an mir vorbeigegangen... Ich steh eigentlich auf diesen Sunshine-Ami-Retroprogsound, sollte ich mal reinhören?
Kommentar1
2014-09-18 18:08:21 Uhr
erscheint mir ein wenig so als würde der Rezensent poppigen progressive rock einfach nicht mögen...An der Produktion ist rein gar nichts zu bemängeln, die Kompositionen sind groß und die Melodien bleiben ähnlich schnell hängen wie beim Debüt. vom Können der einzelnen Individuen braucht man gar nicht erst anfangen zu schwärmen und ich finde ihre minimalistische Zusammenarbeit klasse! Mir gefällt auch, dass sie ein wenig virtuoser komponieren als auf dem Vorgänger. Super Teil und eine Rezension, die ich wirklich nicht nachvollziehen kann...Jeder wie er will

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2014-09-17 23:53:08 Uhr
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