Tops - Picture you staring
Arbutus / Cargo
VÖ: 29.08.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Summer dreaming
Es ist gar nicht so schwierig, Platten nach Jahreszeiten zu sortieren. Das hieße im Falle von Tops verkürzt: Es atmet ein wundersam luftiges Sommer- und Gute-Laune-Gefühl und ist deshalb zu spät erschienen, denn fast ist Herbst. Man kann sich aber auch frei machen von Melancholie im Herbst und Gefühlsduseligkeit im Frühling und sich stattdessen auf die Musik konzentrieren, unabhängig davon, ob es sich am Strand besser anhört als vorm Kamin. Das Album "Picture you staring" strahlt eine Leichtigkeit aus und wirkt nahezu locker aus dem Ärmel geschüttelt. Die positive Grundhaltung gab es so ähnlich schon auf Alabama Shakes' "Boys & girls" zu hören, obwohl beide Alben bei den Stimmen der Sängerinnen arg auseinanderliegen. Während Jane Penny in unschuldiger Intimität verharrt, geht es bei Alabama Shakes wuchtiger, souliger und direkter zu.
Die Kohärenz von "Teen dream" von Beach House wird dabei erreicht, obwohl jedes Lied für sich steht. Will heißen: "Teen dream" zeichnet sich dadurch aus, dass ein wundersames Wegdriften durch die Gleichförmigkeit der verschiedenen Lieder ermöglicht wird und eine hermetische Abgeriegeltheit ausstrahlt. Die zweite Veröffentlichung der Montrealer Tops hingegen durchzieht trotz der Unterschiedlichkeit etwa zwischen dem durch die Hektik der Drums angenehm progressiven Opener "Way to be loved" und "All the people sleep" dennoch ein Gefühl von Abgeschlossenheit hinsichtlich der Idee eines "runden" Albums. Gerade Letzteres wird zu einem besonderen Kunststück, sobald ab Minute 2:38 die Geschwindigkeit für kurze Zeit angezogen wird – ähnlich wie es Nick Cave & The Bad Seeds auf ihrem aktuellen Album "Push the sky away" im Schlüsselstück "Jubilee Street" vorgemacht haben. In diesem Moment des leichtfüßigen Sprints fühlt es sich an, als würde das Auto kurz beschleunigt – dergestalt, dass die Tachonadel im Nu von 35 auf 50km/h springt. Entspannt, ganz ohne den Motor aufheulen zu lassen, wirkungsvoll.
Einen großen Ausreißer stellt "Outside" dar. Während die restlichen Lieder dem Dream Pop nahe sind, reiht sich jenes unverblümt in den Eurythmics-80er-Jahre-Pop. Sowohl der spät einsetzende, prägnante Basslauf als auch die flächigen Synthesizer weisen auf die Romantik-Balladen von Annie Lennox und erweisen ihr hier die Ehre. Man kann an beliebiger Stelle ins Album hören, sei es beim tänzelnden "Easier said", welches als einziges die Fünf-Minuten-Marke knackt oder bei "Superstition future", welches lose an Johnny Marrs Gitarrenarbeit angelehnt zu sein scheint: Es bleibt eingängige Popmusik, die genug Tiefe aufweist, um auch nach Heavy Rotation nicht langweilig zu werden. Auf Komplexität wird verzichtet, vielmehr werden Fragen aufgeworfen, anstatt Antworten zu geben: "Is this the way how you want to be loved?" Ja, irgendwie genau so!
Highlights
- All the people sleep
- Superstition future
- Easier said
Tracklist
- Way to be loved
- Blind faze
- Circle of the dark
- Outside
- All the people sleep
- Sleeptalker
- Superstition future
- 2 shy
- Change of heart
- Easier said
- Driverless passenger
- Destination
Gesamtspielzeit: 44:05 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Backronym321 |
2017-01-17 08:48:45 Uhr
Anscheinend. |
Anonymous123 |
2017-01-17 04:13:21 Uhr
"Und scheinbar ist ein neues Album für die erste Jahreshälfte 2017 geplant.""scheinbar" nur? Schade, dann wird das also nichts? |
Till Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 103 Registriert seit 19.08.2016 |
2017-01-16 23:48:56 Uhr
Wow, gerade wieder entdeckt - eine ganz tolle Band. Hat mich damals total gepackt. Und scheinbar ist ein neues Album für die erste Jahreshälfte 2017 geplant. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26212 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-08-27 00:30:42 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen? |
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Referenzen
School Of Seven Bells; Beach House; Alabama Shakes; Haim; Eurythmics; Annie Lennox; The Smiths; Florence & The Machine; Bat For Lashes; Slowdive; Cocteau Twins; Stars; Lana Del Rey; Iron & Wine; Atlas Sound; Chvrches; Deerhunter; Destroyer; Lykke Li; The Pains Of Being Pure At Heart; Wild Beasts; Metronomy; The xx; Feist; Allah-Las; The Hold Steady; East American Folkcore