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Marathonmann - Und wir vergessen was vor uns liegt

Marathonmann- Und wir vergessen was vor uns liegt

Century Media / Universal
VÖ: 25.07.2014

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Verzweifeln hoch zwei

Wo Wille, Talent, Unbekümmertheit und ein bisschen Glück zusammenkommen, kann es im Leben durchaus hoch hinaus gehen. Ob stinkreicher Spekulant an der Wall Street, das eigene Hipster-Café in Friedrichshain oder eben Straßenbahnfahrer in Halle/Saale – Zufriedenheit liegt glücklicherweise noch immer im Auge des Betrachters. Marathonmann scheinen vor Glücksgefühlen derzeit beinahe zu platzen. Die vier Münchner lassen kaum eine Gelegenheit aus, ihren Freunden, den Konzertbesuchern und den vielen Followern und Daumen-nach-oben-Spendern im Netz mitzuteilen, wie sehr sie das alles schätzen – und meinen damit die Euphorie, die ihrer Band in den letzten beiden Jahren mit steifer Brise entgegenwehte. Die kam nicht von ungefähr. Denn ihr Debutalbum "Holzschwert" war eine regelrechte Post-Punk-Watschn – eine ziemlich unbayerische noch dazu.

Und dann, auf einmal, traten sie im Vorprogramm von Jennifer Rostock auf. Nicht wenige Sympathisanten schüttelten den Kopf, oder wischten Angstperlen von der Stirn: Fischen Marathonmann nun tatsächlich nach Teenies als potenzielles neues Publikum? Oder war das ganze eher nur PR – ja, vielleicht sogar eine Tattoo-Modenschau mit der Rostock-Jennifer? Man weiß es nicht, die Ängste aber zumindest sind unbegründet. "Alles auf null" rumpelt zum Auftakt ordentlich los, die Gitarren fahren Post-Hardcore-Achterbahn – dieser Opener hätte sich auch auf der ersten Marathonmann-LP wohl gefühlt. "Und wir vergessen was vor uns liegt" heißt ihre zweite Platte übrigens. Wer sich das nicht direkt merken kann, vielleicht auch, weil da ein Komma fehlt: im Quasi-Titelstück "Onkalo" lässt sich der Albumtitel beinahe auswendig lernen. Nicht ganz so aufdringlich und daher auch besser, weil mit mehr Ideen und mehr Zug kommt "Diese Hände" daher und zeigt: Das große Marathonmann-Plus ist nach wie vor das rauchige Reibeisenorgan von Sänger Michi Lettner – und ihr nicht alltägliches Talent, immer wieder Post-Hardcore- und Punkrock-Songs rauszuhauen, die tatsächlich mitreißen.

"Und wir vergessen was vor uns liegt" geht etwas schneller ins Ohr als "Holzschwert", hat viel Energie und Tempo, büßt aber vor allem textlich gegenüber dem Debut ein: "Verloren", "Wut", "Stillstand", "zu spät", "vergeblich", "die immer gleichen Fehler", "alles sinnfrei" – mit diesen und vielen anderen, lexikalisch ähnlichen Fetzen könnte man eine ziemlich lange Wortkette der Verzweiflung knüpfen. Unerfüllte Träume, sich im Kreis drehende Protagonisten, der Kampf gegen die Monotonie – das sind die großen, oder besser, das ist das große Thema dieser Platte. Konsequent, aber in der Summe erschlägt der emotionale Dauerregen doch zusehends. Einzig "Neumondnacht", ebenfalls potenzieller neuer Hit, und "Abschied" rütteln an der manifestierten Resignation, hoffen ein klein wenig auf den Aufbruch. Immerhin: Ein Wendepunkt ist auch an der Weiche im Gleisbett, im keinesfalls öden "Landschaftsleben", zumindest noch möglich. Moment mal, huldigt da jemand den Muff Potterschen 22 Gleisen? Nehmen wir gerne mit. Huldigen müssen wir Marathonmann an dieser Stelle nicht. Die Hürde namens 'Verflixt schwere zweite Platte' aber hat die Band dann doch souverän genommen. Hoch hinaus könnte es gehen, bis in die oberen Festival-Slots. Vielleicht schon sehr bald.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Alles auf Null
  • Diese Hände
  • Landschaftsleben

Tracklist

  1. Alles auf Null
  2. Onkalo
  3. Abschied
  4. Diese Hände
  5. Auf dem höchsten Punkt der Welt
  6. Der große Sturm
  7. Neumondnacht
  8. Zwei Mal zwei
  9. Landschaftsleben
  10. Rücklauf
  11. 73162
  12. Manchmal kommen sie wieder

Gesamtspielzeit: 39:47 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
seba
2014-07-27 07:13:47 Uhr
Was zahlt Century Media eigentlich dafür, dass das überall - mindestens - gut davon kommt? Grottige Band.
wilson
2014-07-26 20:24:22 Uhr
(3/10)
F*ckpisse
2014-07-26 20:02:21 Uhr
F*ckpisse.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2014-07-25 01:57:07 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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