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Anand Wilder & Maxwell Kardon - Break line – The musical

Anand Wilder & Maxwell Kardon- Break line – The musical

Mute / GoodToGo
VÖ: 11.07.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Auf Kohle geboren

"Frank Zappa I fucking hate." David Longstreth von Dirty Projectors ist ein Mann klarer Worte. Vielleicht stört ihn ja am Altvorderen, dass er einmal eine Rock-Oper aufgenommen hat? Wenn ja, wird sich Longstreths Bandkollegin Haley Dekle was anhören können nach ihrer Mitarbeit an "Break line – The musical", dem bereits ein Jahrzehnt vor sich hinköchelnden Projekt von Yeasayer-Gitarrist Anand Wilder und Komponist Maxwell Kardon. Das ist nämlich "inspired by the classic rock operas of the 1970's and the golden age of musical theater". Und gibt überdies Anlass zu fröhlichem Namedropping: Für ausgesprochenen Ensemble-Charakter sorgen neben Dekle etwa die restliche Yeasayer-Crew, Kishi-Bashi-Mastermind Kaoru Ishibashi, MGMT-Livemitglied James Richardson, Man-Man-Sänger Ryan Kattner oder Rostam Batmanglij von Vampire Weekend. Und der Opa in der Opera kratzt sich ratlos am Kopf ob des imposanten Aufgebotes an Musikern aus dem Feinkostregal von Psych-Pop und Indie-Rock.

Und wie es sich für ein Musical gehört, darf ein entsprechender Unterbau beim planvollen Mit- und Durcheinander aus zahlreichen Singstimmen und breitgefächertem Instrumentarium natürlich nicht fehlen. Schauplatz ist das fiktive Bergarbeiter-Nest Greenbelt, wo sich skrupellose Ausbeuter und auf Kohle geborene Gewerkschafter gegenüberstehen und die Seelen genauso schwarz sind wie die Gesichter der Kumpel. Da wird geliebt, intrigiert, betrogen und gestorben – Letzteres meist baumelnderweise an der Platane, unter der es sich zum folkigen Shuffle des Vorabtracks "Wedding day" noch ausgelassen feiern lässt. Der Opener "Coal to diamonds" erfreut sich gar eines launigen elektrischen Pianos, doch bald sät Yeasayer-Frontmann Chris Keating im donnernden Stromgitarrenrocker "Opportunity" Zwietracht und verspricht gemeinsam mit einem irrlichternden Gospelchor "monetary satisfaction". Der Anfang vom Ende, das im weiteren Verlauf der Geschichte unaufhaltsam über die Protagonisten hereinbricht.

Zur musikalischen Illustration ist Wilder, Kardon und ihren Mitstreitern dabei fast alles recht: Bigband-Gebläse im schwerzüngigen Trauermarsch "Better to die", aufgeregtes Gefiedel und humpelndes Piano beim großmäuligen Swamp-Rocker "It doesn't seem right", spitzfingrig gespielte Banjos überall. "Break line – The musical" schlägt mitunter so viele virtuose Haken zwischen Liebe, Tod und Teufel, dass dem Hörer die Vielzahl großartiger Songs zunächst beinahe entgeht. Den Ruhepol dieses verschwenderischen Albums bildet immerhin Dekle, die im herzzerreißenden "Hold you tight" zu seufzender Pedal-Steel-Gitarre mit den Worten "Daddy, it's really not so bad" eine trostreiche Moritat anstimmt. Natürlich zu Unrecht, weil bei "I'm to blame" letztendlich doch der Strick wartet – da hilft zum Schluss auch kein aufmunterndes "Hang your head high". Spätestens jetzt kann sich die Dreigroschenoper warm anziehen: Hier stimmt die Kohle im wahrsten Sinne des Wortes.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Coal into diamonds
  • Opportunity
  • Better to die
  • It doesn't seem right

Tracklist

  1. Coal into diamonds
  2. Wedding day
  3. Opportunity
  4. Hold you tight
  5. They're stealing our coal
  6. Intermession (Fourth of July)
  7. Better to die
  8. It doesn't seem right
  9. Fathers and brothers
  10. I'm to blame
  11. Hang your head high

Gesamtspielzeit: 40:31 min.

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