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Example - Live life living

Example- Live life living

Epic / Sony
VÖ: 04.07.2014

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Das bisschen House, halt

Aufhänger im Bereich der Nahrungsaufnahme sind für Plattentests.de-Redakteure tabu. Zum x-ten Mal aufgewärmte Zubereitungs-Metaphern will kein geneigter Seitenbesucher mit anlesen müssen und wegen eines extraordinären Bandwurmsatzes dürfte selbst der Chef mehr ver- als gespannt sein. Was bleibt also zu tun, wenn sich das zu bewertende Album dennoch als fader Soßenbinder mit lästiger Klümpchenbildung entpuppt? Nun, neben der diskreten Verabschiedung über den Hausmüll gäbe es immer noch die hehre Alternative, diese CD der Zugehfrau als nett gemeinten Obolus zu überreichen. Dem britischen Chartsmusikanten Elliot John Gleave sollte man dringend zu dieser Möglichkeit raten. Sein neuestes Werk wäre gleich in den passenden Gefilden.

Zugegeben: Von seiner Vergangenheit als unbeholfener Rapper mit Hang zur eingängigen Melodramatik ist seit dem 2011er Hit "Changed the way you kiss me" vor allem die gräusliche Beliebigkeit übriggeblieben. Die genannte Single ging zwar als spektakuläre und nicht minder grobschlächtige Faithless-Retrospektive mit soufflierter Big-Beat-Romantik durchs Ziel, aber spätestens auf dem dazugehörigen Album "Playing in the shadows" war schon wieder Schluss mit lustig. Typisch, dass Gleaves Erfolge im Vereinigten Königreich dennoch zeitgleich die dortige Wolkendecke aufgerissen haben und er im letzten Jahr sogar einen geschmeidigen Vertrag beim Branchenriesen Sony ergattern konnte. Als Bewohner des europäischen Festlandes hingegen muss man wohl wirklich erst vollkommen am Leben verzweifelt sein, um sich für Examples programmierte Belanglosigkeiten begeistern zu können.

Und so lässt Gleave bei "Live life living" erneut ungehemmt die Klischees tanzen, dass es ein fröhliches Jauchzen in den frustbestimmten Haushalten seiner Heimat ist. Nur dort können die Stocktauben verortet sein, die in solchen Massen zu seinen Allerwelts-Beschallungen abfeiern. Wodurch er nach den abgefrühstückten Rock-Fragmenten des Vorgängers "The evolution of man" wiederum aus typischen Produktionen der 1990er Jahre zitieren kann, ohne das sich auch nur ein einziger überlebender Kenner darüber beschwert. Ob hüftsteife Dancegrooves, krächzende Rave-Fanfaren oder Trance-Muster, die längst dem kollektiven Vergessen anheimgefallen zu sein schienen, er hat sie alle weiterhin auf der Festplatte. Dazu dann fix ein paar sentimentale Allgemeinplätzchen als Textgebäck aus der Asservatenkiste gezaubert – fertig ist die morsche Tanzdiele.

Frau kann es halten, wie sie will – abgewetzte Fabrikate wie das 1000mal vernommene "Next year", das momentan gefühlt nahezu jeden zweiten Chartssong verseuchende Kinderkarussell von einer Sequenz in "Kids again" oder das schäbige House-Piano in "One more day" ergeben noch lange kein schmuckes Mobiliar zum gepflegten Abschwofen. Auch "10 million people", "Only human" und "Seen you" nerven in ihrer umfassenden Nichtigkeit gewaltig. Insgesamt 16 malträtierende Stücke lang geht das so, erst gegen Mitte der Platte wird es kurz etwas erträglicher: In "All the wrong places" oder "Take me as I am" blitzen für Momente die Energie und Raffinesse der frühen The Prodigy auf, welche aber umgehend mit der stumpfen Direktheit von Brooklyn Bounce konterkariert werden. Anschließend bietet sich dann bis zum bitteren Ende wieder das alte Bild von Stagnation und Plagiarismus. Die beschämende Klischee-Panflöte in "Longest goodbye" oder das üble Acid-Arpeggio in "Innocent minds" sind lediglich zwei Gipfel an Unverschämtheit von vielen. Folglich empfiehlt sich als unumstößliches Fazit die sofortige Beschlagnahme der tönenden Immobilie und ein Berufsverbot für Example. Besser ist das.

(Andreas Knöß)

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Highlights

  • -

Tracklist

  1. Next year
  2. Kids again
  3. One more day (Stay with me)
  4. 10 million people
  5. Only human
  6. Seen you
  7. Can't face the world alone
  8. Live life living
  9. All the wrong places
  10. Take me as I am
  11. At night
  12. Longest goodbye
  13. New friends
  14. Full eclipse
  15. One last breath
  16. Innocent minds

Gesamtspielzeit: 66:15 min.

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Armin

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2014-05-11 18:03:28 Uhr
Neues Album kommt am 27. Juni.
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