Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Mongol Horde - Mongol Horde

Mongol Horde- Mongol Horde

Xtra Mile / Indigo
VÖ: 30.05.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Das Schweigen der Bandwürmer

"Der erste Song, den diese Band überhaupt geschrieben hat, handelt vom Bandwurm einer Schauspielerin." Aha?! Noch was? Googeln wir doch mal... "Mongol Horde is a band. We don't really want to talk about it", steht da auf der offiziellen Bandwebsite geschrieben. Na toll, das ist ja wirklich nett! Da hört man seit langem Gerüchte über das Seitenprojekt eines mittlerweile auf allen Kontinenten beliebten Künstlers, dann kommt das Album – und keiner mag darüber sprechen?! Doch, wir schon. Ätsch. Denn letztendlich hat es sich dann doch bis zum Plattentests.de'schen Pilzrahmsuppen-Camp herumgesprochen, dass hinter Mongol Horde ein gewisser Frank Turner steckt. Mit Herz und Kopf seit jeher in der UK-Hardcore- und Punkszene verwurzelt, hat der britische Songwriter irgendwann bemerkt, dass seine Musik auch ohne das große Haudrauf, am folkpunkig-bierseligen Lagerfeuer, funktioniert.

Das hatte einen durchaus positiven Effekt, denn durch "England keep my bones" und "Tape deck heart" wuchsen mit der trunken-fröhlichen Fanschar auch Plattendeal und Festivalbühnen mit. Doch Turner selbst steht nicht so wirklich auf den Rockstar-Scheiß. Auch heute, wo die Kasse klingelt, nimmt man ihm den Straßenköter nur allzu gerne ab. Und wenn er sich schon nicht mehr selbst auf den Bühnen der ranzigen Kellerclubs verausgaben darf, dann wenigstens mit seinen beiden "Mongols", wie er sie nennt: Das sind The Sleeping Souls-Mitstreiter Matt Nasir und Turners alter Freund aus Million-Dead-Zeiten, Ben Dawson. "Hello everybody at the Jazz club, tonight we'll play some Jazz tunes – I hope you enjoy", gab man beim ersten Auftritt in London zum Besten, um im gleichen Moment ein Stimm- und Gitarrengewitter loszubrechen, dass der Gewölbekeller bröckelte – festgehalten hier.

Das vorab bekannte Hardcore-Brett "Make way" macht bereits unmissverständlich deutlich: Bei Mongol Horde hilft eher nur eines: Faust in Richtung Decke, und ab in den Moshpit. Denn wenn einen kompromisslose Ohrenputzer wie etwa "Casual threats from weekend hardmen" überrollen, bei dem Converge mehr als nur Pate standen, gibt es keine andere Wahl. Stillstand im Mongolenland? Abgelehnt. Der 1:58-Minuten-Brecher "Weighed and found wanting" fegt umgehend durch, besticht dabei mit unterirdisch tiefer Gitarre, lebt zugleich aber auch von Turners feinem Melodiegespür. Während die tollen "Staff to the refund counter" und "Stillborn unicorn" nicht verbergen können, dass da jemand wohl ähnlich hoffnungslos verliebt in Refuseds "The shape of punk to come" ist wie der Rest der Welt.

Innovativ ist diese Platte nicht. Egal. Denn auch wenn Mongol Horde sich ihr brachiales Klanggebilde quasi aus den Vorreiter-Bands vergangener Hardcore-Dekaden zusammenpuzzeln – und mit "Your problem" sogar an Napalm Death erinnern –, der Spaß, den die Musiker haben, bohrt sich mit jedem Shouting eine Hirnwindung weiter bis ins Zentrum. Und obwohl "Winky face: The mark of a moron" mit dem nervigen Web-2.0-Smiley abrechnet, nehmen sich Mongol Horde selbst nicht zu ernst. Wie sonst benennt man sich nach spätmittelalterlichen Großmächten in Osteuropa und käme auf solche Songthemen? In "Tapeworm uprising" erzählt Turner sie, die Legende vom imaginären Mega-Bandwurm von Natalie Portman (!), der ihr zum Durchbruch in Hollywood verholfen haben soll. Auf dieses Parkett möchte die Mongolenbande sicher nicht vordringen. Besucht sie lieber im miefenden Keller. Aber Vorsicht! Keine Fragen stellen.

(Eric Meyer)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Make way
  • Weighed and found wanting
  • Staff to the refund counter
  • Hey Judas

Tracklist

  1. Make way
  2. Weighed and found wanting
  3. Tapeworm uprising
  4. Casual threats from weekend hardmen
  5. Staff to the refund counter
  6. The yurt locker
  7. Stillborn unicorn
  8. Winky face: The mark of a moron
  9. Weak handshake
  10. Your problem
  11. How the Communists runied Christmas
  12. Blistering blue barnacles
  13. Hey Judas

Gesamtspielzeit: 36:25 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2014-06-11 21:21:57 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify