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Gruff Rhys - American interior

Gruff Rhys- American interior

Caroline / Universal
VÖ: 09.05.2014

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Weltenbummler

Es ist schon erstaunlich: Immer dann, wenn man meinen könnte, dass Gruff Rhys so langsam an dem Punkt angelangt ist, an dem ihm die Ideen ausgehen, trickst der Kerl einen aus und schafft doch wieder etwas Neues. Dabei hat der Waliser mit seinen 43 Jahren bereits eine beachtliche Karriere vorzuweisen: Auf seine musikalischen Anfänge mit Ffa Coffi Pawb folgte Mitte der 90er der große Durchbruch mit der Psychedelic-Rockband Super Furry Animals, bis sich das Quintett 2010 entschied, eine längere Pause einzulegen. Untätig war Rhys indes nie. Stattdessen veröffentlichte er munter seine Soloalben, auf denen er nicht nur sein multilinguales Talent offenbarte, sondern sich zudem einen Ruf als abgefahrener Geschichtenerzähler machen konnte. Das kam ihm auch bei seiner Zusammenarbeit mit Neon Neon zugute, und als er mit "Separado!" sogar noch unter die Filmemacher ging, war endgültig klar: Diesem Rhys macht so schnell niemand was vor.

"American interior", sein viertes Solowerk, geht sogar noch den einen oder anderen Schritt weiter als sein 2011er "Hotel shampoo". Zusätzlich zum Album gibt es einen Film, ein Buch und eine App – und das alles, um die Geschichte des Forschers John Evans aus dem 18. Jahrhundert zu erzählen. Das Leben dieses entfernten Vorfahren beeindruckte Rhys so nachhaltig, dass es auch die 13 Stücke auf "American interior" prägte. Von der Pianoballade "Walk into the wilderness" über die Mischung aus Electro und Americana in "The whether (or not)" bis zur stürmischen Rockabilly-Nummer "100 unread messages" findet er immer wieder neue Ideen, neue Wege, neue Möglichkeiten, um seine Botschaft zu verbreiten.

Das kann stellenweise etwas erschöpfend wirken, dafür stimmt "Lost tribes" umso versöhnlicher mit seinem leichten melancholisch-poppigen Einschlag und der angenehmen Steigerung zum Ende hin. Das walisische "Allweddellau allweddol" vermag zunächst aufgrund der ungewöhnlichen Aussprache und der damit verbundenen Laute zu verwirren, überzeugt dann aber doch, vor allem dank des Tempowechsels ab der zweiten Hälfte. Zurück in die Piano-Bar seines Vertrauens verschlägt es ihn im nostalgiegetränkten "Year of the dog", bevor "Tiger's tale" einen astreinen Rausschmeißer abgibt, da Rhys hier vollkommen ohne Worte auskommt und die Geschichte trotzdem ein gebührendes Ende feiern kann. Da überlegt man es sich schließlich doch noch mal, ob man diesen alten Hasen, der mittlerweile nun wirklich fast alles schon mal ausprobiert hat, tatsächlich abschreiben will. Oder kann.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • The whether (or not)
  • Lost tribes
  • Liberty (is where we'll be)

Tracklist

  1. American exterior
  2. American interior
  3. 100 unread messages
  4. The whether (or not)
  5. The last conquistador
  6. Lost tribes
  7. Liberty (is where we'll be)
  8. Allweddellau allweddol
  9. The swamp
  10. Iolo
  11. Walk into the wilderness
  12. Year of the dog
  13. Tiger's tale

Gesamtspielzeit: 46:18 min.

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