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Folly & The Hunter - Tragic care

Folly & The Hunter- Tragic care

Outside / Cargo
VÖ: 23.05.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Anonyme Melancholiker

Folly & The Hunter sind die Hausmeister der Emotionen. Nicht ohne Grund haben sie ihr zweites Album "Tragic care" genannt, phonetisch ganz nah an der Königsdisziplin eines jeden Concierges: dem Kehren. Schwebende, kokonartig verwobene Gitarren fantasieren in Zeitlupe die nächste Metamorphosenstufe herbei und entfachen ein Fege-Feuer, das paradoxerweise die Sanftheit eines kanadischen Sommerregens besitzt. Anschließend wird mit den eigenen Tränen feucht durchgewischt und die erfolgreiche Katharsis fast 40 Minuten lang verheimlicht. Das Quartett aus Montreal zelebriert in neun von zehn Songs das gesamte Spektrum der Melancholie und philosophiert ausführlich über die Last des Leidens, um dann im Finale "Our stories end" schließlich doch dem Optimismus in den Armen zu liegen: "I'm moving on / As regret fades / And the past is now put in its place."

Weil gute Hausmeister flink sein müssen, haben Folly & The Hunter den Nachfolger ihres 2011 erschienenen Debüts "Residents" in nur zwölf Tagen aufgenommen. Zusammen mit Jace Lasek, den man einerseits von seiner eigenen Band The Besnard Lakes kennt, andererseits als Produzent von Patrick Watson, Wolf Parade oder Sunset Rubdown. "Tragic care" zu beschreiben, setzt vor allem eines voraus: ein Gespür für Atmosphärenaquarelle. Düsterdunkle und pastellfarbene, die nahtlos ineinander übergehen und in märchenhafter Nebelschwadenromantik den Boden der Tatsachen von Herzlaub befreien. Jene dezent paradoxe Gleichzeitigkeit ist ohnehin charakteristisch für diese Band – Frontmann Nick Vallee singt ebenso beiläufig wie eindringlich, ebenso hellwach wie traumverloren.

Das Eröffnungsstück "Watch for deer at dawn" lässt bereits erahnen, dass Folly & The Hunter ihrer lyrischen Schwermut ein unerwartetes musikalisches Harmoniebedürfnis entgegensetzen – sogar gelegentlich mit Kinderinstrumenten wie Melodica oder Glockenspiel. Im Titeltrack erklingt ein indisches Harmonium, "Moth in the porchlight" hat Historienfilm-Drums und Banjo parat, und doch bleibt die Protagonistenrolle stets dem fliegenden Klangteppich aus luftig geknüpften Gitarren und Keyboards überlassen. Die Musik fließt, umgarnt und bietet ihre starke Schulter an, während Vallee ungeschminkt Selbsterkenntnisse verkündet: "Montreal, I wish I could blame you / But I'm the one breaking me down." Dass die zehn Songs nicht nur um sich selbst kreisen, sondern auch kunstvoll auf einander verweisen, trägt zur besonderen Dramaturgie von "Tragic care" bei. Es gibt nur eine Kehrseite bei den Hausmeistern der Emotionen: die Sache mit dem Müll rausbringen. Die kriegen sie einfach nicht hin.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Watch for deer at dawn
  • Ghost
  • Moth in the porchlight

Tracklist

  1. Watch for deer at dawn
  2. Vultures
  3. Ghost
  4. Tragic care
  5. Moth in the porchlight
  6. How it came down
  7. Whatever we can make
  8. There are no great redeemers
  9. Mask
  10. Our stories end

Gesamtspielzeit: 43:10 min.

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