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Mando Diao - Aelita

Mando Diao- Aelita

Vertigo / Universal
VÖ: 02.05.2014

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die mit der ollen Orgel

Noch ein Schuss! Knapp vorbei! Dann ist Halbzeit beim Europa-League-Halbfinale auf Kabel 1. Das heißt vor allem eines: fünfzehnminütige Werbepause. Sie bringen noch schnell einen Trailer zum kommenden "Best of the 80's"-TV-Wochenende. Und krallen sich zur musikalischen Untermalung des Filmchens nicht etwa einen Gassenhauer von David Bowie, Talk Talk oder Depeche Mode – nein, es ertönt die aktuelle Mando-Diao-Single "Black Saturday". Warum auch nicht? Leichter, flockiger 80's-Beat und Synthie-Flächen, so breit wie früher nur Pete Doherty. Wenn, dann richtig! Konsequent waren die beiden exzentrischen Mando-Köpfe Björn Dixgård und Gustav Norén schließlich schon immer.

In den Jahren 2009 bis 2012 eroberten sie mit "Give me fire", einem Unplugged-Album und einer Greatest-Hits-Compilation mal eben den Globus, bevor die Schweden mit dem in Landessprache aufgenommenen Lyrik-Werk "Infruset" ein besonderes Schmankerl für die Einheimischen parat hatten. Was also kommt jetzt? Nun, zumindest sollte man es tunlichst vermeiden, mehr als nur einen flüchtigen Blick auf dieses furchterregende Artwork zu wagen. Doch auch das passt zur Musik ihrer neuen Platte "Aelita", bei der nicht nur der überraschende Mut zur optischen Hässlichkeit bemerkenswert ist. Auch musikalisch gehen Mando Diao einen Weg, der so nicht wirklich vorherzusehen war. "Aelita" – so heißt übrigens nicht etwa eine Verflossene der beiden Sänger. Nein, der Name steht exakt so auf einer gebrauchten 70er-Synthie-Soundorgel geschrieben, die Dixgård und Norén im Jahr 2011 irgendwo unbemerkt untergejubelt wurde. Dass die beiden mithilfe dieses gleichermaßen neuen wie alten Spielzeugs gleich einen ganze Reihe an Songs zusammenstricken, konnte der edle Spender wohl auch nicht ahnen. "Black Saturday" baut zwar irgendwo noch eine Brücke zum Sound-Ufer des Vorgängers, es ist allerdings auch beinahe die einzige.

So ist kein Prophet vonnöten, um zu ahnen, dass bereits das folgende, mit Elektro-Loop, Damenchor und R'n'B-Haube bestückte "Rooftop" etliche Fan-Ohren nachhaltig verstören wird. Ungewöhnlich, aber irgendwie auch gut. Insgesamt ist "Aelita" aber doch eher nüchtern zu sehen, jedoch in selbigem Zustand wohl nicht allzu häufig zu ertragen – das wird an gleich mehreren Stellen deutlich. Da gibt das zurückgelehnte "Lonely driver" mit einer ordentlichen Portion Soul und Blues im Blut und Streichereinlagen den coolen Groove vor, und schon mäandert sich das langatmige "Child" trotz Geigenbegleitung wieder ins Abseits. Auch das schwülstige "Sweet wet dreams" flirtet kurz mit spanischen Gitarren, macht dann aber vergeblich auf 70er-Jahre-Disco. Ebenso "Romeo" oder "Baby", die einfach nicht zupacken. Am ehesten windet sich "Money doesn't make you a man" noch in Tanztreter und Ohrmuschel, wie man es so von den frühen Depeche Mode oder etwa New Order erwarten würde. Auch der düster-balladeske Achtminüter "If I don't have you" ist hörbar – mitunter, weil die Synthies hier mal etwas zurücktreten und Noréns und Dixgårds stimmlich-gefühlvoller Doppelpass gelingt. Wäre aber auch kürzer gegangen.

Und genau das ist auch ein Problem: Die Schweden muten einem dieses Mal zu viel zu. Nicht nur wegen der Synthie-Überdosis, auch was die Kondition angeht: Vier der zehn neuen Tracks rotieren sich mit sechs bis acht Minuten förmlich wund, füllen diese Laufzeit aber kompositorisch nicht aus. Andere Künstler hätten "Aelita" vielleicht als Nebenprojekt angepriesen. Norén hingegen, auf den Sound des siebten Albums angesprochen, gibt lapidar zu Protokoll: "Es gibt keinen typischen Mando-Diao-Sound. Wir wollen uns ständig weiter entwickeln." Doch bei aller Gelassenheit und all dem Selbstbewusstsein, die man den neuen Kompositionen durchaus anhört, fehlt "Aelita" auf Dauer die Kurzweiligkeit, fehlen letztendlich auch die Hits – von guten Texten ganz zu schweigen. Das alles nur auf die olle Orgel zu schieben, mag vielleicht auch nicht der Weisheit letzter Schuss sein. Dieses seltsame Album lässt diesen aber auch kaum zu.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Black Saturday
  • Rooftop

Tracklist

  1. Black Saturday
  2. Rooftop
  3. Money doesn't make you a man
  4. Sweet wet dreams
  5. If I don't have you
  6. Baby
  7. Lonely driver
  8. Child
  9. Romeo
  10. Make you mine

Gesamtspielzeit: 54:39 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

mispel

Postings: 2471

Registriert seit 15.05.2013

2014-09-07 19:20:03 Uhr
Ach die sind halbnackt auf der Bühne rumgesprungen als wären sie H&M-Models und haben irgendeinen pathetischen Blödsinn gelabert. Kannte ich von früheren Konzerten nicht.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2014-09-07 18:51:27 Uhr
Fein angebissen... fein.

Knackschuh

Postings: 3758

Registriert seit 20.08.2013

2014-09-07 18:35:38 Uhr
Dir jedenfalls hätten sie unzählige Handküsse von der Bühne aus zugehaucht...

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2014-09-07 18:31:12 Uhr
Geworden? Waren sie das nicht immer? Was haben sie denn gemacht?

mispel

Postings: 2471

Registriert seit 15.05.2013

2014-09-07 12:19:27 Uhr
Puh, hab die gestern das erste Mal nach vielen Jahren live gesehen. Zum Glück war es umsonst. Was sind das bloß für selbstverliebte Affen geworden. Das war stellenweise nur noch peinlich mit anzuschauen. Die alten Songs ziehen aber immer noch.
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