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Cloud Nothings - Here and nowhere else

Cloud Nothings- Here and nowhere else

Wichita / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 28.03.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wohliges Unwohlsein

Dylan Baldi ist glücklich. Vielleicht nicht unbedingt so glücklich, dass er die ganze Welt dazu aufrufen würde, auf der Straße zu tanzen und sich dabei zu filmen. Und wahrscheinlich auch nicht so glücklich, dass er auf Oprah Winfreys Sofa rumhopsen würde. Und womöglich auch nicht so glücklich, dass ihm angesichts seiner eigenen Fröhlichkeit die Freudentränen über die Wangen kullerten. Und ganz sicher nicht so glücklich wie die Dänen, deren schönes Land im vergangenen Jahr zum "happiest place on Earth" ernannt wurde. Dennoch ist Baldi zufrieden und mit sich und der Welt im Reinen: "Ich fühlte mich ziemlich gut mit allem, also habe ich nur Sachen gemacht, die mich glücklich gestimmt haben." So viel Glück im ersten Absatz – und von "Here and nowhere else", dem neuen Album von Baldis Band Cloud Nothings, haben wir noch nicht mal angefangen.

Doch was heißt das wirklich für das Trio aus Cleveland, das mit seinen bisherigen Werken bereits die eine oder andere Veränderung durchmachte? Das nach seinen Anfangstagen als kleine, schrammelige Lo-Fi-Kombo irgendwie den Weg zum Punk fand und schließlich im gewaltigen, vor sich hin wütenden Indie Rock ankam, der sich auch durch das letzte Album "Attack on memory" zog und für Stimmung sorgte? Ist Baldis neues Glück nun das Ende des Krawalls? Mitnichten: "Here and nowhere else" baut sich selbst laut und lärmend seinen Platz und lässt den Hörer nach den kleinen, poppigen Momenten suchen. So viel sei verraten: Es wird sich am Ende auszahlen. Dafür sorgt nicht zuletzt Produzent John Congleton (The Thermals, Modest Mouse), der auch bei "To be kind", dem kommenden Swans-Album, seine Finger an den Reglern hatte.

Mit dem Opener fahren Cloud Nothings dennoch die sichere Schiene: Wie ein König triumphiert "Now hear in" am Anfang des Albums, zelebriert sich selbst mit diversen Tempowechseln, verfrachtet den Pop in die Garage und distanziert sich sicher nicht nur zufällig vom schwermütig-aggressiven "No future / No past" von "Attack on memory". In der Tat erinnern Cloud Nothings hier besonders an ihr selbstbetiteltes 2011er Album, wohingegen sich "Psychic trauma" in seiner ganzen Wucht und den nur sporadisch eingebauten Verschnaufpausen eine eigene, kleine Nische verschafft, in der es sich den Frust von der Seele spielen kann, bis das Distortionpedal den Geist aufgibt.

Nach ordentlich Zuckerbrot und Peitsche gibt es mit "I'm not part of me", der ersten Single von "Here and nowhere else", eine Mischung aus beidem: Aufmüpfig gibt sich der Sänger hier, motzt sich durch die Zeilen "Leave it all to the memory of what we did when we were young / And now you could just leave me on my own", und versucht mit einer Vergangenheit abzuschließen, die nichtsdestotrotz ein Teil seines Lebens ist und bleiben wird. Das weiß auch Baldi, der dem Hörer trotz aller neuen positiven Gefühle nach wie vor ordentlich auf die Pelle rückt, etwa im dröhnenden "Giving into seeing", dessen Mittelteil von "Swallow!"-Rufen durchzogen wird. Aber war es nicht genau dieses gemütliche Unbehagen, dieses wohlige Unwohlsein, das man auch von "Here and nowhere else" erwartet hatte? Was für ein Glück also.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Now hear in
  • Psychic trauma
  • I'm not part of me

Tracklist

  1. Now hear in
  2. Quieter today
  3. Psychic trauma
  4. Just see fear
  5. Giving into seeing
  6. No thoughts
  7. Pattern walks
  8. I'm not part of me

Gesamtspielzeit: 31:39 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2015-01-28 09:30:20 Uhr
Danke, ich werd mich noch mal mit "Attack On Memory" beschäftigen.

saihttam

Postings: 2359

Registriert seit 15.06.2013

2015-01-28 01:40:15 Uhr
Ich finde den Vorgänger wohl auch etwas besser. Das hier ist aber auf jeden Fall eine sehr solide Platte mit einigen tollen Hits. Das Konzert letzten Sommer war auch in Ordnung. Überwältigen wird mich die Band wohl nicht mehr, aber für gute Gitarrenunterhaltung sind sie jedenfalls zu haben.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2015-01-27 15:18:05 Uhr
Ich mag "Attack on memory" etwas lieber, aber das sind Nuancen.

Hör' das hiermal. Schon cool. Daneben gibt es aber auf besagter Platte auch poppigere Stücke.

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2015-01-27 14:13:39 Uhr
Hab ich jetzt das erste Mal reingehört, gefällt sehr gut. Erinnert mich ziemlich an die Japandroids-Alben (was von der Länge und Trackanzahl ja auch hinkommt).

Ist der Vorgänger besser/schwächer?

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2015-01-14 10:33:27 Uhr
Der Vorgänger ist rein stilistisch schon ein wenig abwechslungsreicher, das hier dafür etwas kopmromissloser. Aber Hits hat es natürlich dennoch - alleine "I'm not part of me"! Gute Band.
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