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Dean Wareham - Dean Wareham

Dean Wareham- Dean Wareham

Sonic Cathedral / Al!ve
VÖ: 07.03.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Dem Ehre gebührt

Bock auf die Untertreibung des Jahrhunderts? Wenn man über Google nach Dean Wareham sucht, steht da in der Kurzbeschreibung ein Zitat des Kollegen Christoph Dallach, der den Musiker 2008 als "mal mit Galaxie 500 und Luna halbbekannt" beschrieb. Soso. Halbbekannt also. Dass Wareham nicht zum ersten Mal unter Wert verkauft wird, ist schon schlimm genug. Dass aber ausgerechnet Galaxie 500 ihrer Bedeutung beraubt werden, jene Band, die Stilrichtungen wie Dreampop, Shoegaze oder auch Slowcore maßgeblich mitprägte und somit die danach in Erscheinung getretenen Bands direkt beeinflusste, ist ein starkes Stück, und nicht nur das: Wenn das Trio im gleichen Artikel als "sanfte Schrammel-Rock-Band" bezeichnet wird, tut das körperlich schon etwas weh.

Gut, Wareham war nie der große Superstar des Showgeschäfts, Songs wie "Tugboat" oder "Blue thunder" sind aber dennoch zeitlose Klassiker, und das 1989er Album "On fire" gehört in jede gutsortierte Musiksammlung. Warehams darauffolgende Versuche mit Luna und seiner Frau Britta Phillips sind das Reinhören ebenso wert, und wer dann noch nicht angefixt genug ist, bekommt nun mit dem selbstbetitelten Debüt des in Neuseeland geborenen Musikers einen weiteren Keks zugeworfen. Nach der 2013 veröffentlichten EP "Emancipated hearts" geht auch das Album den neueingeschlagenen Weg konsequent weiter und erinnert nur stellenweise an den energetischen Sound von Galaxie 500, beweist aber auf ganzer Linie, dass Wareham zeit seines Lebens unterschätzt wurde – was sich in naher Zukunft vielleicht endlich ändern könnte.

Da wäre etwa der hervorragende Pop von "Babes in the wood" kurz vor Schluss, dessen zweite Hälfte die Melancholie der ersten noch übertrifft, und wenn Wareham schließlich die fuzzige Stromgitarre aufheulen lässt, ploppt automatisch der Wunsch nach einer Zeitmaschine auf, um neben seiner Ex-Band auch in den Live-Genuss von Bands wie Spacemen 3 oder Flying Saucer Attack zu kommen. Ungleich schwermütiger klingt da "Beat the devil" und offenbart den Einfluss von My Morning Jackets Jim James, der an der Produktion beteiligt war.

Die Single "Holding pattern" entführt derweil nicht nur dank des verstärkten Synthie-Einsatzes in andere (no pun intended) Galaxien und gibt gleichzeitig Einblick in Warehams Seelenhaushalt. Die Suche nach dem richtigen Platz im Leben, Existenzängste, die Furcht vor falschen Entscheidungen, all das kann eben auch einen gestandenen 50-jährigen Mann verfolgen, auch wenn zum Schluss zumindest ein Hoffnungsschimmer aufflackert: "My eyes are blue" ist wunderbar entspannter Folk mit leichtem Country-Einschlag, und der Schlussakt mit "Happy & free" lässt den Hörer genau so zurück: Fröhlich und frei verabschiedet sich Warehams erster Versuch als Solokünstler und lässt hoffen, dass aus dem halbbekannten Bekannten jemand wird, der endlich bekommt, was ihm zusteht.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Beat the devil
  • My eyes are blue
  • Babes in the wood

Tracklist

  1. The dancer disappears
  2. Beat the devil
  3. Heartless people
  4. My eyes are blue
  5. Love is not a roof against the rain
  6. Holding pattern
  7. I can only give my all
  8. Babes in the wood
  9. Happy & free

Gesamtspielzeit: 38:41 min.

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