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Gary Barlow - Since I saw you last

Gary Barlow- Since I saw you last

Polydor / Universal
VÖ: 21.02.2014

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mutter Plastik

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es eine weitere Take-That-Reunion nur dann geben, wenn sich Gary Barlow als deren Oberhaupt endlich zum König von England krönen lässt. Weite Teile des britischen Volkes weiß er schließlich hinter sich, und die neuerliche Zeremonienmappe in Gestalt von zwölf schwiegermutterkompatiblen Songs dürfte selbst den letzten Monarchieverächter eines Besseren belehren. Barlow mag noch so argwöhnisch und scheel vom Cover von "Since I saw you last" herabstarren: Er weiß, dass und vor allem wie er die Menschen packen kann. Die einzige Frage, die sich bei ihm überhaupt noch stellt, ist die nach dem rechten Zeitpunkt. Und der scheint nach den vielen Jahren, die seine Frühwerke "Open road" und "Twelve months, eleven days" nun schon auf dem Buckel haben, endlich gekommen zu sein.

Daher erscheint es nur allzu logisch, sich gerade jetzt die abtretende Herrscherin aller Zahnkronkolonien an Land zu ziehen – nämlich die barocke und etwas angeknitterte Queen der Herzen namens Sir Elton John. Gemeinsam schmettern die beiden das larmoyant-metselige "Face to face", und sämtliche Dudelradiostationen in Europa werden es ihnen mit tränenfeuchten Mischpulten danken. Der Zepterwechsel dürfte angesichts weiterer pianobetupfter Schmachtfetzen wie dem auf ganzer Akkordfolge brillierenden Titelstück oder dem etwas privateren, aber nicht minder ergreifenden Banjo-Epos "This house" keineswegs schwerfallen. Barlow hat seit seinem Karrierebeginn in den ganz frühen 1990er Jahren sein vorhandenes Gespür für zündende Melodien und die Wandlung ausufernder Gefühle in adäquate Produktionen immer weiter ausgebildet. Er ist so gesehen ganz Bauknecht und weiß, was Hausfrauenohren wünschen – bis auf die genannten Songs sowie den finalen Abräumer "More than life" aber eben auch nur die.

Seien es das traditionell nach Art von Take That ölig ausgebackene "Requiem", "Small town girls" mit seiner provinziell-langweiligen Gewürzmischung oder "6th Avenue" als Instant-Unterhaltungsgetränk: "Since I saw you last" bietet hinlänglich angepasste, wurstsuppige Samstagabendunterhaltung. Manchmal söhnt Barlow die streitbaren Generationen Alt und Jung sogar im Vorbeisingen miteinander aus, wählt hierzu aber leider den Weg des geringsten Widerstands. Wenn vereinzelt also nachrückende Talente der Neuzeit zitiert werden, wie beispielsweise in "Let me go" die charmanten Neufolkländer von Mumford & Sons, dann immer bar jeglicher Verfremdung und ohne mögliche Misstöne. Barlow bleibt stets der nette Rotzlöffel von nebenan, der selbst dann noch in die Kamera grinst und sein treuherziges Liedchen trällert, wenn ihm seine Saufkameraden beim Poppen längst die Olle geklaut, ihn anschließend verdroschen und ihm zum Abschied noch in seinen Pool uriniert haben.

Folglich verbleibt dieses Album als eine in sich geschlossene, kleinbürgerliche Familienfeier, die sämtliche Leichen lieber vorweg in fremde Keller weggesperrt hat und daher auf die üblichen Überraschungsspielchen verzichtet. Man sollte sich jedoch nicht allzu sicher sein, ob nicht wenigstens die Gastgeber komplett aus Elaste angefertigt wurden. Also besser nicht zu nah an den offenen Kamin stellen, Mami könnte es am Abend sonst etwas blümerant um die Schweißnaht werden.

(Andreas Knöß)

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Highlights

  • Let me go
  • Since I saw you last
  • This house
  • More than life

Tracklist

  1. Requiem
  2. Let me go
  3. Jump
  4. Face to face
  5. God
  6. Small town girls
  7. 6th Avenue
  8. We like to love
  9. Since I saw you last
  10. This house
  11. Dying inside
  12. More than life

Gesamtspielzeit: 54:26 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Hola
2014-02-19 00:27:39 Uhr
Joa, 5/10 trifft es ganz gut. Vielleicht ist's ne 6. Wird ja oftmals etwas unterschätzt, der gute Herr Barlow.
Habe das Album allerdings nur "überflogen" durchgehört.
Ein paar stärkere Nummern, ein paar schwächere. Alles natürlich sehr gleichförmig produziert, das ist - wie immer - äußerst schade.
Nichtsdestotrotz schreibt er bessere Songs und Melodien als der große Rest. Das muss man ihm nun mal lassen. Da hat er ein größeres Talent als 95% der Indie-Bands.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2014-02-18 21:44:52 Uhr

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