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Helmut - Polymono

Helmut- Polymono

Haldern Pop / Rough Trade
VÖ: 14.02.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Ist das nun Punkrock?

Was muss das für eine Zeit gewesen sein? Anfang der Achtziger Jahre schwappte Punkrock aus England endgültig nach Kontinentaleuropa. Viele Heranwachsende waren fasziniert ob der hingedroschenen Tempoläufe aus drei, zumeist einfachen, Akkorden, die Rumpeltruppen auf den Bühnen der Jugendzentren fabrizierten. Dieser scheinbare Dilletantismus förderte eine DIY-Bewegung des kollektiven "Das kann ich doch wohl auch" hervor. Im Zuge der Digitalisierung hat sich dieses Gefühl inzwischen gänzlich vom Bild einer klassischen Band emanzipiert. Homerecording-Software, Sample-Funktionen und Loop-Stationen erlauben jedem, der auch nur das geringste Empfinden für Musik hat, schöpferische Freiheit und kreative Autarkie. Ist das nun Punkrock?

Auch Adrian Schull lässt als Helmut, mit diesen Mitteln, sein selbstbegrenztes Gemisch aus elektronischem Pop und Folk unwiderstehlich und zum Nachahmen leicht erscheinen. So als wäre "Polymono" im Gegenlicht ganz leicht zu durchschauen, maximal transparent. Dabei hat der Wahl-Berliner eine klassische Gitarrenausbildung genossen und weiß einfach nur ganz genau, was er tut. Selbstverschriebene Reduktion statt limitierende Laienhaftigkeit; "Focus on the right thing", konstatiert "MFYBUNCFM" folgerichtig. Dabei groovt jeder der zehn Tracks immer ein wenig, ganz egal, welch kleine Auswahl aus (Bass)Gitarren-, Handclap- oder Schüttelei-Puzzlestücken er gerade zusammensetzt. Immer werden sie behutsam so hin und her geschoben, bis ohne Kraftanstrengung das eine in das andere gleitet. Selten finden sich alle verfügbaren, virtuellen Instrumente, wie etwa im zweiten Teil von "Golden walls", auch einmal auffallend lauthals zusammen. Allen Melodien und auch den lebhaft vibrierenden Beats, angeführt vom geschmeidigen Rachesong "Same same", wohnt dabei eine Ahnung von südlicher Hemisphäre inne. Ein präziser Herkunftsort lässt sich zwar nicht lokalisieren, aber egal ob der einstudierte Flutentanz aus "Holiday" nun karibischem, südamerikanischem oder südasiatischem Urspung ist, hin möchte man in jedem Falle. Und auch die zephirische Stimme Schulls kann einen gedanklich an einen Ort der Ruhe versetzen.

Ist das nun Punk? Auch wenn Helmut im vielstimmig flüsternden "Face up" ein "Destroy and reassemble"-Credo anbringt, von punkiger Zerstörungslust ist nichts zu spüren. "Polymono" klingt viel mehr so, als wäre ein Aufbrechen vorhandener Strukturen nie nötig gewesen. Als hätte man nur dünn Farbe auf eine weiße Fläche auftragen müssen. Virtuosität liegt im Entscheiden der Frage "Wo?". Wenn Punk bedeutet, Musik auf das Wesentliche einzudampfen, dann ist "Polymono" als lohnendes, kluges Debüt-Destillat gar nicht so weit davon entfernt.

(Andreas Menzel)

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Highlights

  • Overcome
  • Same same
  • MFYBUNCFM

Tracklist

  1. The tribe
  2. Overcome
  3. Sepi
  4. Same same
  5. MFYBUNCFM
  6. Holiday
  7. Slow motions
  8. Face up
  9. Triangle
  10. Golden walls

Gesamtspielzeit: 41:38 min.

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