Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Electric Litany - Enduring days you will overcome

Electric Litany- Enduring days you will overcome

Inner Ear / Rough Trade
VÖ: 21.02.2014

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

In 4D

"Gehen Sie bitte weiter. Hier gibt es nichts zu riechen." Jegliche weitere oktroyierte Ignoranz gegenüber unseren Sinneswahrnehmungen funktioniert bei diesem wunderbaren Werk von Electric Litany nicht. Schmecken? Auch das. Eine Zeile wie "I dream of a week where there's no someday" aus dem balladesken "Vanish" ist nun einmal zweifelsfrei bittersüß.

Die Augen betrachten unterdessen das Cover von "Enduring days you will overcome", das südeuropäische Bauten abbildet, spielende Kinder, einen ziellosen Weg und im Hintergrund orange-grelles Teilrund zeigt, abgeschnitten vom Dunkel, wie ein linsender Planet. Das Bild heißt "La taverna" und ist ein Werk des portugiesischen Collagen-Künstlers Hugo Barros, der sein Handwerk ohne digitale Bearbeitung ausführt und oftmals, so scheint es, den Konstrast aus Bedrohung einerseits und Alltagsszenarien andererseits kombiniert.

Was uns direkt zum Hörerlebnis leitet. Das Quartett, das seine Wurzeln zu gleichen Teilen in Griechenland und London hat, nun aber gänzlich in der englischen Hauptstadt beheimatet ist, suhlt sich in düsteren Arrangements. Aber ein kleiner Hoffnungsschimmer ist auf der gut 50-minütigen Tour durch New Wave, Synthiepop, Postrock, Shoegaze, Alternative Rock und Artrock stets dabei.

Nachdem Alexandros Miaris' Gesang in "Intro" gen Ende leicht opernhafte Züge annimmt, assistieren ihm im nachfolgenden "Silence" nebst virulenter Bassline, prägnantem Drumming und dem von Synthies chauffierten Postrock-Riff eine vocodierte Roboter-Stimme, wie sie eigentlich seit Mitte der Neunziger Jahre mit Music Instructor ausgestorben schien. "Hold fast to dreams" konzentriert sich auf alte Drummachines, und "The soul remembers everything" unterweist sowohl mittelalterliche Cembalo-Töne als auch eine orientalische Note im Mittelteil.

Produzent des zweiten Albums der Wahlbriten ist Alan Parsons. 2013 verhalf er Porcupine-Tree-Mann Steven Wilson zum großen Wurf "The raven that refused to sing". Parsons, der schon an Pink Floyds "Dark side of the moon" arbeitete, wird der Band möglicherweise auch dazu geraten haben, dem entgeisterten Art-Rock-Titelstück ein vermeintlich leichtes Äquivalent entgegenzustellen. Die Tür öffnet sich, der Sound kommt näher, und Paul Hardcastle scheint den Hörer mit Neil Tennant in einen Raum zu führen, der zuletzt belebt gewesen sein muss in den 1980er Jahren, seither aber aus verstaubten Boxen "In the morning" abspielt.

Bevor Electric Litany aber zu sehr ins Schmachten verfallen, friemelt "Feather of ecstasy" Sprachsamples ins Gerüst und dämpft die Hoffnungen auf einen saftigen Dreiminüter mit einem fast sphärischen Mittelteil. Ätsch. Ehe das Album mit einer Pianoballade schließt, noch schnell ein Warnhinweis für "Empty sea": Knieschoner anziehen. Das Stück, das auch in die Anfangstage der Editors gepasst hätte, iniiziert abseits des prägenden Bassspiels eine Minute vor dem Ende ein Riff, das in diesem Moment an dieser Stelle zum Niederknien ist. Mund abwischen, Augen auf, Rantasten, die Intensität fühlen. 4-D-Kino als Platte. Schönen Dank.

(Stephan Müller)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Hold fast to dreams
  • Name
  • Enduring days you will overcome
  • Empty sea

Tracklist

  1. Intro
  2. Silence
  3. Hold fast to dreams
  4. The soul remembers everything
  5. Vanish
  6. Name
  7. Enduring days you will overcome
  8. In the morning
  9. Feather of ecstasy
  10. Empty sea
  11. You make me feel
  12. Farewell (Setting to flowers)

Gesamtspielzeit: 52:12 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Lateralis84

Postings: 12

Registriert seit 14.06.2013

2014-03-19 14:10:52 Uhr
Ich finde den Sänger unheimlich nervig
Ian
2014-02-19 14:48:09 Uhr
Hallo!

Wurde ja jetzt geändert, Blackfield fand ich an dieser Stelle schon recht irreführen. Wobei ich auch Dredg nicht vorne platzieren würde. Meines Erachtens schimmert hier doch ein starker Indie/Brit-Rock-Anteil durch. Hab gleich beim ersten Hören sofort an die Editors gedacht. Aber die sind in den Referenzen ja auch vorne dabei. Na egal, ist auf jeden Fall tolle Musik, auch wenn sie mich im Moment noch nicht so richtig gepackt hat.

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 991

Registriert seit 11.06.2013

2014-02-19 14:34:45 Uhr
@Ian: Blackfield gehören schon in die Referenzen, sind aber vielleicht etwas zu prominent platziert. Dachte dabei in erster Linie an die Verbindung an Synthies/Artrock. Stelle vielleicht gleich mal noch etwas um. Was wiederum gar nicht so einfach ist, weil durchaus das ein oder andere Genre mehr enthalten ist.

@sara: Schön. "Empty sea" ist ein Brett.
sara
2014-02-19 14:18:47 Uhr
nie gehört, wäre total an mir vorbeigegangen.
aber der song hier, großes kino http://www.allschools.de/news/entry/1321031?2
Ian
2014-02-19 02:18:21 Uhr
Hört sich erst mal recht nett an. Erstgenannte Referenzen zeigen doch eine sehr starke Ähnlichkeit an? Dann wäre Blackfield da massiv deplatziert.
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify