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† † † (Crosses) - † † †

† † † (Crosses)- † † †

Sumerian / Soulfood
VÖ: 14.02.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

†anz in den Scha††en

† † † hatten es versucht. Sie sind das Projekt, die Leidenschaft, die Herzensangelegenheit dreier Musiker aus Los Angeles, Kalifornien, USA. Lediglich zwei EPs haben sie bisher veröffentlicht, die sie alle so unter die Leute brachten, wie es kleine Independent-Filmer mit ihren Filmen machen: in Eigenregie und Eigenvertrieb. Großartiges Plattenfirmen-Gedöns gab es mit Absicht nicht, HD-Artwork auf der Website zum Downloaden, Extras auf der Homepage zum Reinklicken – und vor allem Musik zum Träumen. Bisher gab es noch nicht mal eine Rezension auf Plattentests.de, unerhört. Natürlich, ein paar mal tourten † † † schon, alle wissen eigentlich längst Bescheid, und Fans des Videospiels "Batman: Arkam City" wurden von † † † ebenfalls bereits ans Gamepad gekettet. Aber sonst? "Option" hieß eines der Stücke auf der ersten unrezensierten EP von † † †; und der Hauptgrund, warum um die Band trotz all des Leisetretens und Tiefstapelns so ein Trubel gemacht wird, ist der Mann, der sich dort nackig macht. Eine endverzerrte Basslinie wie aus einem Meskalin-Rausch später singt, ja beschwört der damals im Sommer 2011: "I swear on the cross / Can you promise this to the grave / You'll take my name can you promise me." Hinter ihm spielt ein Keyboard auf, der Produzent legt noch ein wenig Hall auf alles drauf, in den dunklen Augen des Mannes funkelt etwas, er meint es ernst. Und seit März 2012 ist er, Chino Moreno, mit seiner Langzeitfreundin Risa Mora verheiratet. Das ist natürlich kein Zufall. Sondern auch weit über zehn Jahre, nachdem jener Moreno auf "White pony" sein Innerstes nach Außen kehrte: eine Attraktion. Jetzt haben † † † ihre ersten beiden EPs zusammengeschnürt, fünf neue Songs dazugepackt und bringen das Ganze als ihr erstes Album raus. Auf einem Independent-Label, versteht sich.

Auch wenn sich bei † † † irgendwie alles natürlich um Chino Moreno (Deftones, Team Sleep) dreht, drehen muss: Man täte ihnen unrecht, die Band auf ihn zu reduzieren. Gitarrist und Keyboarder Shaun Lopez spielt Licks, so raumumgreifend, dass sie wie Keyboards klingen – und Keyboards, die manchmal vielleicht ja wirklich Keyboards sind. Chuck Doom ist der fast unsichtbare Dritte; und hält alles zusammen, wenn es zu zerfasern droht. Unter allem brodelt ein Beat, der manchmal relaxt ist wie die Musik auf "Café del Mar"-Samplern; der manchmal aber auch mehr knackige Breaks kennt als die KitKat-Werbung. Im Song "The epilogue", den ein ebensolcher Beat unterfüttert, fahren † † † alle Argumente gleichzeitig auf, die für sie sprechen: eine Bassgitarre, die wummert, als sei sie von einer besonders geschmackssicheren House-Platte entführt, Vokalakrobat Moreno, der auf dem ganzen Album zum Leidwesen mancher Deftones-Fans nur ein einziges Mal schreit – und ein ständiges Knarzen und Brodeln im Hintergrund, dank dem niemand in Versuchung geriete, diese Platte in einem abgeschmackten In-Club in Los Angeles kaputtzunudeln.

Wahrscheinlich sind † † † die erste Supergroup, die in den Augen der meisten eigentlich keine Supergroup ist. Angefangen mit † † † hat nämlich alles 1997. Im Jahr, in denen die "Men in Black" gegen die Computeranimationstechnik der mittleren 1990er Jahre kämpfen und Leonardo DiCaprio die "Titanic" und erste Dates versenkt, sitzen woanders in Los Angeles Mitglieder der Emo-Helden Far sowie Chino Moreno in einem Studio – und nehmen den Jawbox-Song "Savory" neu auf: der wahre Volltreffer des Jahres aus der Traumfabrik des Jahrhunderts. † † †-Musiker Shaun Lopez ist einer der Helden von Far. Und wenn man ihn hier zusammen mit Moreno hört, dann merkt man es: dass beide viel weniger trennt als die zehn Minuten Fußweg zwischen ihren Häusern. Im Stück "Nineteen ninety four" muss Lopez Moreno nur ein paar Synthesizer durch die Reverbschleife vorjagen und seine Saiten anzupfen, bis der Song klickt. Im Stroboskop-Licht des glitzernden Pop-Songs "Prurient" mit Anleihen bei Giorgio Moroder fühlen sich nicht nur Team-Sleep-Fans pudelwohl. Und die Nummer "Bitches brew" ist eh durch – wenn Moreno zum Ende hier tatsächlich schreit, reißt es auch Deftones-Ultras aus dem Schlaf. Dass "† † †", das Album, von † † †, der Band, trotzdem kein Meisterwerk ist, ist ja vielleicht dem beabsichtigten Understatement geschuldet. Stimmung ist ihr manchmal wichtiger als überlebensgroße Hits. Und trotz all der prominenten Melodien brodelt es zu viel, als dass man in sie einstimmen wollte. Und wirklich zu † † † tanzen? Eher im Schatten. Aber es ist sicherlich nicht ihr letzter Versuch.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • Bi†ches brew
  • †he epilogue
  • Prurien†

Tracklist

  1. †his is a †rick
  2. †elepa†hy
  3. Bi†ches brew
  4. †hhlyghs†
  5. †rophy
  6. †he epilogue
  7. Bermuda locke†
  8. Fron†iers
  9. Nine†een nine†y four
  10. Op†ion
  11. Nine†een nine†y seven
  12. Black s†allion
  13. Prurien†
  14. Dea†h bell

Gesamtspielzeit: 56:15 min.

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