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Erik Cohen - Nostalgie für die Zukunft

Erik Cohen- Nostalgie für die Zukunft

Ryl Nkr / Rough Trade
VÖ: 24.01.2014

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Zwischen dem Horizont

Smoke Blow sind Geschichte – jedenfalls größtenteils, denn das eine oder andere Konzert geben die norddeutschen Hardcore-Veteranen noch ab und zu. Aber "The record", Urschrei und Abgesang in einem, wird das letzte Album der Band bleiben. Es ist also nicht nur Zeit für eine musikalische Neuorientierung, sondern es bietet sich auch Gelegenheit dafür. Frontmann Jack Letten nimmt das zum Anlass für einen Namens- und Genrewechsel. Letten ist jetzt Erik Cohen und spielt Deutschrock. Er hätte sich die Sache sicherlich leichter machen können, sagt er selbst. Das kann man so stehenlassen.

"Nostalgie für die Zukunft" hat tatsächlich wenig bis nichts mit Smoke Blow zu tun, ist aber auch nicht die typische Singer-Songwriter-Platte, mit der sich Leadsänger sonst so gerne auf den Solopfad wagen. Der Sound lässt sich am ehesten als "eine Schippe härter als Grönemeyer" beschreiben, inklusive aller Vorzüge und Gelegenheiten zum Kopfschütteln, die das so mit sich bringt. Fangen wir mit den Vorzügen an: Cohen schreibt gute Songs und okaye Texte. Angesichts der Perversionen, die sich deutschsprachiger Poprock manchmal leistet, ist das durchaus ein Kompliment. Von Unheilig, Panik oder Revolverheld ist dieses Album jedenfalls meilenweit entfernt. Cohen lässt sich zwar ein leichtes Pathos in der Stimme nicht nehmen, richtig kitschig wird er aber selten. Und auch die über die ganze Platte verteilten Seefahrermetaphern sind eher sympathisch aus der Zeit gefallen als bemüht.

Die Songs halten sich zudem nicht mit halbballadeskem Wischiwaschi auf: Cohen zieht E-Gitarren dem Klavier eindeutig vor. "Chrom" zum Beispiel drängelt in leicht gehetztem Midtempo in die Gehörgänge und mischt ein bisschen Falsett in den mit Reimen vollgepackten Refrain, während die Riffs das Ganze pausenlos vorantreiben. In "Kapitän" spielt Cohen ziemlich gekonnt mit seiner Stimme, wechselt zwischen tiefer Ironie und aufrichtiger Resignation. Nur auf Albumlänge funktioniert das nicht so richtig. Nach vier bis fünf Songs ist das Spektrum abgegrast. und es fehlen die neuen Ideen. Angesichts des dann doch recht glatten Songwritings und Sounds fällt das umso schneller auf. So löblich es ist, dass Cohen sich niemals schnarchigem Pop-Einerlei hingibt, so sehr fehlt ihm aber auch der Mut, sich in andere Richtungen zu öffnen. Der Horizont auf "Nostalgie für die Zukunft" ist etwas zu eng. Ein wenig Wut hier, ein bisschen mehr Zerbrechlichkeit dort hätten nicht geschadet. Nicht nur aus Nostalgie.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Chrom
  • Kapitän
  • Omega Mann

Tracklist

  1. Kosmonaut
  2. Chrom
  3. Kapitän
  4. Treue Herzen
  5. In Bewegung
  6. Stadt
  7. Dirigent
  8. Omega Mann
  9. Segeln
  10. Licht
  11. Kreuz
  12. Wölfe

Gesamtspielzeit: 41:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Denniso
2014-02-12 09:25:53 Uhr
Die Referenzen sind schwach. Nur weil er auf Deutsch singt, muss ja nicht jeden Hans udn Franz-Band, die ebenfalls auf deutsch singt, in die Aufzählung mit rein. Wäre es mehr um die Musik gegangen, hätte sicherlich auch Gaslight Anthem und Konsorten rein gepasst. Finde das ein wenig engstirnig.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2014-02-11 21:20:22 Uhr
Mal wieder ein paar Threads zu frisch rezensierten Alben, die noch keinen haben.

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