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Bo Candy & His Broken Hearts - Flowers must fade

Bo Candy & His Broken Hearts- Flowers must fade

Konkord / Rough Trade
VÖ: 31.01.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Möwenbändiger

Tote Tulpen, blinde Fenster, abgeblätterte Farbe an den Wänden. Dinge, die ziemlich akkurat den Gemütszustand widerspiegeln, nach dem sich Bo Candy & His Broken Hearts benannt haben. Und die deswegen zumindest teilweise auf dem Cover von "Flowers must fade" zu sehen sind. Ja, so ein gebrochenes Herz kann einen schon verdammt traurig machen. Aber auch verdammt wütend. Zwischen diesen beiden Polen schwankt das burgenländische Quintett um Frontmann Thomas Pronai auf seinem zweiten Album mehr oder weniger permanent – nicht umsonst schwirren nagende Eifersucht, ruinöse Dreiecksbeziehungen und im übertragenen Sinne blutrünstige Verflossene durch die mal desolaten und im nächsten Moment energisch mit dem Fuß aufstampfenden Songs der Österreicher.

Der Hörer stampft vom ersten Moment an mit. Er hat beim aufgekratzten Sixties-Stakkato des eröffnenden Titelstücks gar keine andere Wahl und tut sogar gut daran, ehe die Blumen verwelken. "Trojan horse" macht anschließend noch eine Spur lauter – wie es sich gehört für einen rohen Batzen traditionellen Bluesrocks mit scharf angespitzter Gitarre, der auch von Primal Scream in ihrer Rolling-Stones-Phase oder den Black Keys stammen könnte, wenn sie Georgia Satellites' "Keep your hands to yourself" covern würden. Und schon jetzt weiß man, dass Pronai gut daran tut, wenn er in seinem eigenen Studio ausschließlich analog arbeitet – mit seiner eigenen Band genauso wie als Produzent von Garish oder zusammen mit seinem Liedermacher-Kollegen Ernst Molden.

Und da eine Hand die andere wäscht, ließ Letzterer gleich seinen Song "Die Möwen" da, den der befreundete Musiker und Journalist Robert Rotifer wiederum so frei war, ins Englische zu übersetzen. "The seagulls" ist nun eine düster schleppende, von tiefen Riffs durchzogene Swamp-Moritat, bei der der Protagonist seine liebe Mühe hat, die lästigen Seevögel zu bändigen, die ihn bei der verzweifelten Selbstkontemplation stören. Ein unbestrittener Höhepunkt von "Flowers must fade" – was die Eigenkompositionen zwischen gekipptem Indie-Folk und ruppigem Rock 'n' Roll aber nicht schmälern soll. Vor allem nicht die beschwingte Single "Until the end", bei der sich Pronai mit Galgenhumor darüber hinwegtröstet, dass ihm seine Feinde näher stehen als seine Freunde.

Denn glaubt man den schwermütigen Seufzerballaden "Two hearts" oder "She will be with him", ist auf Freunde ohnehin kein Verlass. Nicht, dass Pronai damit allein dastünde: "I always seem to be playing the fool", klagt Bassistin Judith Filimónova im unscharf-rauen Akustikgeschepper von "With you", zu dem sich auch Chris Eckman und Carla Torgerson von den Walkabouts vorzüglich in den Haaren liegen könnten. Irgendwo müssen sie ja herkommen, die "Scars of age", die Pronai in einem weiteren rührseligen Durchhänger besingt – und die er trotz aller seelischer Wunden nicht nur tapfer zur Schau trägt, sondern auch zu trostreicher Musik für die Momente des Lebens verarbeitet, in denen man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Aber ein Album mit großem Herzen wie dieses macht alles gleich viel erträglicher.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Trojan horse
  • Until the end
  • With you
  • The seagulls

Tracklist

  1. Flowers must fade
  2. Trojan horse
  3. Two hearts
  4. Until the end
  5. Scars of age
  6. A prayer
  7. With you
  8. She will be with him
  9. The seagulls
  10. Personal savior

Gesamtspielzeit: 40:14 min.

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