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Xiu Xiu - Angel guts: red classroom

Xiu Xiu- Angel guts: red classroom

Bella Union / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 31.01.2014

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Minimal anders

Am Anfang steht fast nichts. Woher die paar Klänge genau kommen, die "Angel guts: red classroom" einleiten, lässt sich schwer sagen. Manches davon klingt nach einem verhallten Saiteninstrument, manches nach dem Surren eines verlorenen Synthesizers. Der Minimalismus ist allerdings nicht nur die sanfte Einleitung eines Avantgarde-Albums, sondern dessen dominantes und wiederkehrendes Merkmal. Vielleicht hat sich Jamie Stewart irgendwann nach "Always" über die beständig wachsende Zugänglichkeit seiner Musik so sehr erschrocken, dass er diesmal alles anders machen wollte. Vielleicht hat ihn diese Zugänglichkeit auch schlicht gelangweilt.

Nun ist gegen einen Künstler, der sich zunächst mal um seine Kunst und nicht so sehr um sein Publikum kümmert, nichts einzuwenden. Es gibt genügend Bands, die genau das Gegenteil tun und sich damit dermaßen anbiedern, dass dem Hörer die Galle hochkommt. Dann doch lieber ein saures Gefühl im Magen haben, weil Sinn, Anspruch und die Absicht hinter einem Album und seinen Soundcollagen so unverständlich bleiben, dass man sich über sein eigenes Dasein als Banause ärgert. Und dann auch noch erfahren muss, dass Stewart sein neuestes Werk ausgerechnet nach einem japanischen Porno benannt hat.

Es ist also leicht, als Publikum – auf jeden Fall aber als Rezensent – an "Angel guts: red classroom" zu scheitern. Sowohl der Musik als auch den Texten wohnt eine Spontaneität inne, die sie zusätzlich schwer greifbar machen. Manchmal scheint eine Leichtigkeit durch, die ganz plötzlich alles klar und einfach wirken lässt. "Bitter melon" zum Beispiel schmiegt sich mit Orgelharmonien und vorsichtigen Glocken in die Gehörgänge. An anderer Stelle fragt man sich jedoch, ob hinter dem Ganzen mehr als nur der reine Selbstzweck steht. Ist "Black dick" Provokation um der Provokation Willen oder einfach belanglos? Ist das wahnhaft wiederholte "No, no, no, no" in "Cinthya’s unisex" gewollte Dekonstruktion eines sowieso in Einzelteilen darniederliegenden Songs oder plumpe Anbiederung an Künstler, die aus Noise mehr Musik herausholen?

Der atemlos gehauchte Falsettgesang Stewarts trägt noch zusätzlich zur gespenstischen Grundatmosphäre bei, die auf Albumlänge aber weniger verstörend als anstrengend herüberkommt. Das fällt besonders auf, da an ein paar Stellen auf "Angel guts: red classroom" alles auf eine simple, popmusikalische Art zusammenpasst. Neben dem erwähnten "Bitter melon" ist das zum Beispiel die gesetzte Ballade "Botanica de Los Angeles", die ein wenig an die elektronischeren Anwandlungen von Mark Lanegan erinnert. In diesen Momenten strahlt die Platte so sehr, dass der ansonsten dominierende, durchdringende Minimalismus einfach nicht mithalten kann. Stewart wird das egal sein. Er war schließlich immer schon ein bisschen anders.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Bitter melon
  • Botanica de Los Angeles

Tracklist

  1. Angel guts
  2. Archie's fades
  3. Stupid in the dark
  4. Lawrence liquors
  5. Black dick
  6. New life immigration
  7. El naco
  8. Adult friends
  9. The silver platter
  10. Bitter melon
  11. A knife in the sun
  12. Cinthya's unisex
  13. Botanica de Los Angeles
  14. Red classroom

Gesamtspielzeit: 44:50 min.

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User Beitrag

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1862

Registriert seit 04.12.2015

2016-03-09 22:16:52 Uhr
Will ich auch haben.

Eliminator Jr.

Postings: 1243

Registriert seit 14.06.2013

2016-03-09 22:11:40 Uhr
Damit waren sie letztes Jahr auf Tour, hab sie in Polen gesehen, war fantastisch, will ich haben.

dreamweb

Postings: 183

Registriert seit 14.06.2013

2016-03-09 21:42:07 Uhr
http://pitchfork.com/news/64014-xiu-xiu-announce-twin-peaks-covers-album-share-falling/

könnte spannend werden
GV
2014-01-29 10:51:43 Uhr
Xiu Xiu standen schon immer für Angst, Schmerz, Sex und Dekonstruktion. Nach ihrer "Pop-Phase" kehren sie nun endlich wieder dahin zurück wo es weh tut - Back to unbequem.
Ein großartiges Stück Angst-Musik ist ihnen mit "Angel Guts" gelungen!

Die alten Platten hat Maik Maerten scheinbar nie gehört und mit der Person Stewart hat er sich wohl auch noch nie auseinendergesetzt.
Grauenhafte und dumme (weil faktisch völlig falsche) Rezension.

Lichtgestalt

User und Moderator

Postings: 4977

Registriert seit 02.07.2013

2014-01-28 18:46:41 Uhr
5/10 - ich bin entsetzt -.-
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