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Eskimo Callboy - We are the mess

Eskimo Callboy- We are the mess

Redfield / Edel
VÖ: 10.01.2014

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Gekotzt wird später

Keine Nippel. Alles, bloß keine Nippel jetzt. Es ist noch kein Ton dieser Platte erklungen, da macht der Art Director den ersten Strich durch die Rechnung: Der niedlichen lila Spar-Flamme vom Cover hat er über die blanken Hupen gekritzelt. Dort, wo nackte Haut ab Januar 2014 schon an der Media-Markt-Kasse die ersten Auffahrunfälle hätte verursachen können, hechel, da hat jemand den Stift angesetzt – und seine Photoshop-Skills missbraucht: Nippelus interruptus, badatusch. Es ist der erste Dämpfer auf einem Album, das eigentlich wie der Vorgänger "Bury me in Vegas" angetreten ist, um guuude Laune zu machen. Nicht mehr, nicht weniger. Berühmt-berüchtigt ist sie, diese Band – zumindest ein bisschen. Mit den debilen Schenkelklopfern aus "Scary Movie 2" hat sie ihre Musik zuletzt in einem Interview verglichen. Das sollte zwischen den Zeilen heißen: Einfach trotzdem lachen, bitte. Und vor allem: Bloß nicht ernst nehmen! Die Zitat gewordene Betriebsanleitung zur Musik kommt nicht von ungefähr: Fetenhits-CDs und Ballermann-Sampler erschienen normalen Menschen nach Erstkontakt mit Eskimo Callboy bisher schließlich wieder als hochvernünftige Alternative, wenn es wieder eine Feierei zu planen gab. Bei guten Partys brummt der Kopf schließlich erst am Morgen danach, nicht schon in der gleichen Nacht. Bloß der von hier an um Ozzys Willen nicht mehr ernstzunehmende Metal Hammer hatte die Band mit Awards behängt zurück in ihre Heimat Castrop-Rauxel geschickt – ein guter Witz, endlich mal. Über keinen Geschmack lässt sich schließlich nicht streiten. Und Humor ist ja manchmal, wenn eigentlich gar keiner lacht. "We are the mess" wird daran nicht allzu viel ändern. Keine Nippel hin, keine Nippel her.

Kristian Kohlmannslehner, den Kumpels und Bekannte einfach "Kohle" nennen, hat es nicht leicht. Aber das ist nicht der Grund, warum er im Herbst 2013 öfter schwarz sah als ein Zugführer, der auf Nachtschicht fünfmal durch den Gotthard-Tunnel muss. Kohlmannslehner betreibt nämlich seit etwa der Jahrtausendwende ein Aufnahmestudio namens Kohlekeller. Dort hat er schon einiges an Lärm auf Krawall gebürstet, denn er hat sich auf Metal, Punk und Hardcore eingeschossen, und oft auf gar keinen schlechten. Jetzt waren Eskimo Callboy da und haben unter anderem das Schlagzeug von "We are the mess" im Kohlekeller aufgenommen. Soweit, so gut, denn zumindest das muss nach dem vorliegenden Tondokument ein Standard-Job gewesen sein: Die Metalcore-Beats von "Party at the horror house" sind im Grunde wirklich grundsolider Instant-Kram und schnell durchgetriggert, der Click-Track läuft so nebenher, und auf jeden Breakdown-Teil des Songs "Voodoo circus" kommt einfach noch ein wenig Wumms mehr drauf. Alles kein Problem, alles wie gehabt. Nur das Mastering der fertigen Platte musste Kohlmannslehner auch noch übernehmen, das Album liften und fertig mischen. Und geht man von Songs wie "Blood red lips" aus, muss das manchmal ein Himmelfahtskommando gewesen sein – wie bei dem Mann, der Eintracht Braunschweig in der Bundesliga halten soll. Schließlich schaffen Eskimo Callboy das Kunststück, den Crazy Frog im Rückblick fast erträglich zu machen – und Eurodance wie Progressive-House aus Holland klingen zu lassen.

Kohlmannslehner hat das den Umständen entsprechend gut gemacht. Eskimo Callboy bleiben aber auch nach kompetenter Behandlung durch Kompressoren, Equalizer und Filter bestenfalls notdürftig aufgehübscht: Heißt: DJ-Ötzi-Nichtmusik, die Leute auf dem Wacken ab zwei Promille aufwärts trotzdem irgendwie geil finden. Dabei zeigen sich die Ruhrgebietler, fair geht vor, in Details klar geläutert. Bis zu dem Moment, in dem grausiges Autotune und anderes Klimbims und Gedöns dem Song die gefällige Melodie abdrehen, ist der "Never let you know" eine echte Option für alle, die Attack Attack! für eine krasse Band halten, zu Enter Shikari Hausaufgaben machen und sich auch 2014 halb totlachen, wenn jemand gut zehn Jahre nach den ersten Schmunzlern von Horse The Band wuchtige Gitarren mit knubbeligen Synthesizern mischt. In der Mitte falten Eskimo Callboy das Stück gar mit einem Breakdown zusammen, den man fast als gefährlich einstufen muss. Und in "Party at the horror house" lässt die eine oder andere Stelle erahnen, dass die Band auch anders könnte, als Core-Klischees aus dem Baukasten aneinanderzureihen. Apropos Klischees: Ausgerechnet dann, wenn "Broadway's gonna kills us" seine öden Metalcore-Dampframmen eintütet, niemand weit unter Sidos Fremdschäm-Unterhaltungsniveau die Bitches zum Powackeln animiert und stattdessen Trance-Synthesizer gar nicht mal ganz so schlechte Musik machen, sind Eskimo Callboy ganz nah dran. Und zwar daran, auch von uns einen Lebenswerk-Award für ihren Filmrissbunker in Castrop-Rauxel zu bekommen. Okay, das war jetzt wirklich ein Witz.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • Never let you know

Tracklist

  1. CSTRP
  2. We are the mess
  3. Party at the horror house
  4. Blood red lips
  5. Never let you know
  6. #elchtransformer
  7. Jagger swagger
  8. Ghosts of the night
  9. Final dance
  10. Voodoo circus
  11. Broadway's gonna kill us
  12. RXL

Gesamtspielzeit: 34:58 min.

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holgerine
2014-01-11 19:38:36 Uhr
ich finds klasse
na toll
2014-01-11 18:17:59 Uhr
... was für ein schrott
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2014-01-11 12:09:39 Uhr
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thee silver mt.zion
2014-01-06 16:50:21 Uhr
werden REAMONN sich jemals unterbieten oder arcade fire oder the national
Rechthaber
2014-01-04 05:27:57 Uhr
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