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Beastmilk - Climax

Beastmilk- Climax

Svart / Cargo
VÖ: 06.12.2013

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Etikettenschwindel

Manchmal braucht es nicht viel an Information, um eine Band und ihre Songs in einer bestimmten musikalischen Ecke verorten zu können. Beastmilk sind da auf den ersten Blick ein hervorragendes Beispiel. Die kommen aus Helsinki und drapieren ganz unsubtil einen Totenkopf aufs Cover ihres Debüts "Climax." Man vermutet also durchaus richtig, wenn man bratzgitarrenlastige Musik mit schwarzmalendem Gestus erwartet. Musik, die selbst dann noch aggressiv klingt, wenn sich ein Song einmal kurz versehentlich in Richtung Dur verirrt. Wer an dieser Stelle allerdings Double-Bass-Gewitter und ins Publikum geworfene Schweineköpfe vermutet, irrt gewaltig.

Im Grunde genommen haben diese zehn Stücke trotz eines Klangbildes zwischen Post-Punk und Metal ihre Wurzeln hauptsächlich im Pop. Und scheuen so auch keineswegs die Hinwendung zur – wenn auch meist nicht allzu fröhlich gestimmten – Melodie. Das geht bereits mit dem fulminanten Opener "Death reflects us" los, der nach kürzester Zeit ein wundervolles, treibendes Gitarrenlick auspackt. So klingt dann wohl ein unbescheidener Albumeinstieg. Bescheiden muss die Band eingedenk der Qualität des noch folgenden Materials auch kaum sein. Man nehme nur "You are now under our control", das so ziemlich alle Stärken dieser Truppe auf den Punkt bringt. Das ist nicht ganz leicht zu greifen, das klingt beklemmend und finster, das geht nach vorne und ist so ganz nebenbei auch noch verdammt tanzbar. Denn die detailverliebte Kombination aus sägender Distortion, knarzendem Bass und Rumpelbeats eignet sich bisweilen hervorragend für schwitzige Clubnächte.

Andererseits könnten Beastmilk hier genausogut "Blade runner" nachträglich vertont oder gemäß Tracklist einen Soundtrackentwurf zur Apokalypse abgeliefert haben. Letzteres gilt vor allem für das extrem passend betitelte "Surf the apocalypse", das selbige nicht nur im Namen trägt, sondern ihr auch einen verdammt coolen musikalischen Touch gibt. Da wird es beinahe zur Randnotiz, dass im Albumverlauf mit "Love in a cold world" gar noch ein Hit rausspringt. Fast läuft die Platte dann Gefahr, zu viel Helligkeit zuzulassen. Dass dies nicht passiert, dafür sorgt die Band in der abschließenden Gruselballade "Strange attractors" sicherheitshalber umgehend und dimmt Licht und Musik fast schon in Richtung Sludge. Und spätestens an dieser Stelle gehört erwähnt, dass sich als Produzent niemand Geringeres als Kurt Ballou von Converge verdingte.

Zurück bleibt man nach diesen Songs etwas ratlos und bisweilen verstört – im positivsten Sinne. Irgendwo zwischen den Misfits, Joy Division und Bauhaus verlangt "Climax" dem Hörer einiges ab, stößt ihn mit seiner kratzbürstigen Oberfläche bewusst weg. Und offenbart bei genauerem Hinsehen doch einen durchaus fragilen Kern, der erst einmal entdeckt werden will. Beastmilk passen nämlich, das offenbart der zweite Blick, zum Glück in gar keine Schublade. Apocalypse wow.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • Death reflects us
  • Genocidal crush
  • Love in a cold world
  • Strange attractors

Tracklist

  1. Death reflects us
  2. The wind blows through their skulls
  3. Genocidal crush
  4. You are now under our control
  5. Ghosts out of focus
  6. Nuclear winter
  7. Fear your mind
  8. Love in a cold world
  9. Surf the apocalypse
  10. Strange attractors

Gesamtspielzeit: 38:40 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Mann 50 Wampe

Postings: 3280

Registriert seit 28.08.2019

2023-11-27 17:59:30 Uhr
10 Jahre alt, Glückwunsch zur tollen Platte.

Der Untergeher

User und News-Scout

Postings: 1862

Registriert seit 04.12.2015

2016-02-27 16:07:45 Uhr
Die habe ich ja total wieder vergessen... Ich sollte vielleicht mal wieder reinhören, gefiel mir im Erscheinungsjahr doch recht gut.

noise

Postings: 968

Registriert seit 15.06.2013

2016-02-27 14:59:32 Uhr
Sehe ich ähnlich. "Beastmilk" war wirklich eine Klasse besser.
Shakinstevie
2016-02-26 21:37:00 Uhr
Grave Pleasures war leider eine Enttäuschung. Das Songwriting kommt lange nicht an die Beastmilk heran, der Gitarrist scheint's gerissen zu haben.

noise

Postings: 968

Registriert seit 15.06.2013

2015-06-22 23:11:22 Uhr
Info von VISIONS online:

"+++ Beastmilk haben sich von ihrem Gitarristen und Mitbegründer Johan Snell getrennt. Die verbliebenen Mitglieder werden unter dem Namen Grave Pleasures weiterhin Musik machen und auch Beastmilk-Songs live spielen. In einem Facebook-Statement wünschen Grave Pleasures Snell alles Gute für die Zukunft und beteuern, beide Seiten hätten trotz Bemühungen "keinen Weg gefunden, gemeinsam weiterzumachen".

Im September soll das Debut von "Grave Pleasures" erscheinen.
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