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Clara Moto - Blue distance

Clara Moto- Blue distance

Infiné / Rough Trade
VÖ: 04.11.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

Die Grenzgängerin

Grenzen sind da, um überschritten zu werden. Sich diesem Credo zu verschreiben, ist heutzutage eine fast schon notwendige Bedingung, um im unüberschaubar gewordenen Feld der elektronischen Musik fleißig Credibility sammeln zu können. In den Nischen kristallisieren sich Konglomerate aus den verschiedensten Stilen; fleißig wird herumgewoben an elektronisch durchtränkten Netzen aus HipHop, Ambient, Klassik, Field-Recordings, Sound-Design, Pop und was es sonst noch so alles gibt. Als Konsequenz vermischen sich Hörgewohnheiten, die Anziehungskraft steigt, und der enorme Erfolg, den die elektronische Musikszene seit Jahren erfährt, scheint erklärbar zu sein. In diesem Dickicht tummelt sich schon seit Jahren auch die in Graz geborene und mittlerweile in Berlin lebende Clara Prettenhofer mit ihrem Pseudonym Clara Moto herum.

Mit ihrer EP "Joy departed" lieferte die junge Produzentin bereits im Sommer einen kleinen Appetitanreger für das jetzt servierte Hauptgericht "Blue distance". Eine wahre, musikalisch vermittelte Gaumensymphonie, wie sich beim ersten Durchhören schnell herausstellt. Die Ingredienzien sind hierbei schnell ausfindig gemacht. "Blue distance" vereint dancefloorkompatible House-Arrangements mit sanft-verträumten, sich im Dunstkreis des Downtempo bewegenden Songs, die prädestiniert sind für das kuschelig-melancholische Genießen auf dem eigenem Sofa. "Hedonic treadmill" oder "Placid kindness", die mit herumschwirrenden Synthesizer-Akkorden, funkelnden Glockenklängen und straighten 4-to-the-Floor Beats die oft gewünschte Deepness in jedem Club erfolgreich kreieren, sind bei alledem jedoch letztlich eher Randerscheinungen. Die Stoßrichtung des Albums ist eine andere. Form und Inhalt speisen sich aus der wehmütigen Thematisierung von Distanz. Neben der üblichen Verarbeitung persönlicher Gefühlslagen verkörpert sich in "Blue distance" auch der Wunsch nach Abstandnahme von Tanzbarkeit und sonstigen Cluberfordernissen. Schwerelos wandert Clara Moto oberhalb zwischenmenschlicher sowie beruflicher Erwartungen und beäugt diese mit einer gewissen Unaufgeregtheit.

"Things we almost did" wird getragen von einem elegischen und reverbdurchzogenen Gesang, verziert mit Sitar-Sounds und dezenten Synthesizerklängen. "For all reasons so sad" entlässt den Hörer mit seinen infantilen Anfangsklängen, dem damit entstehenden Ambiente und darauffolgenden Drum-Elementen in einen sehr persönlichen Gefühlsrausch. Geschmeidig fließen die Songs in jede Pore und lassen die kleinen Muskeln an den Haarbälgern zusammenziehen. "My double edged sword" bewegt sich mit seiner Beatstruktur und den gepitchten Vocals im Labelhorizont von Tri Angle Records, Project Mooncircle oder FoF Music, mit Reminiszenzen an den atmosphärischen Sound von Burial. "Holy" generiert mit einer starken Ambient-Attitüde und feinfühligem Rhythmus den perfekten Mix für eine gemeinsame Chill-out-Session. "Lyra" schließlich, bei dem die in Paris lebende Künstlerin Mimu hauchend ihre Stimme beisteuert, erzeugt durch seinen Spieluhrmelodie-Charakter einen zum ruhevollen Einschlafen berufenen Klangkontext.

"Blue distance" schöpft seine Kraft aus diesen ruhigen, sehr persönlichen und fast schon intimen Momenten. Mit Liebe zum Detail arrangiert Clara Moto ihre Songs, strickt zerbrechliche Soundteppiche und entfacht einen mit fragilen Popnuancen dekorierten Glanz. Die Genregrenzen werden brüchig, und Clara Moto fühlt sich im Durchschreiten dieser Zäsuren sichtlich wohl.

(Alexander Klett)

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Highlights

  • My double edged sword
  • Hedonic treadmill
  • For all reasons so sad

Tracklist

  1. How we live in each other
  2. My double edged sword
  3. Hedonic treadmill
  4. I saw your love
  5. In my dream
  6. Things we almost did
  7. For all reasons so sad
  8. Placid kindness
  9. Holy
  10. Lyra (feat. Mimu)

Gesamtspielzeit: 52:15 min.

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