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Imperial State Electric - Reptile brain music

Imperial State Electric- Reptile brain music

Psychout / Soulfood
VÖ: 29.11.2013

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Nochmal Schwein gehabt

Schweinerock? Was genau soll das sein? Mit Verlaub, aber dieser Begriff ist ein relativ dämliches Beispiel für ein Klang-Etikett, das wohl irgendein Musikkritiker vor weit mehr als 10 Jahren erfunden hat und damit zumindest bei der betreffenden Fangemeinde auf wenig Gegenwehr stieß. Warum dämlich? Vielleicht, weil sogar die Plattentests.de-User hier ein wenig ratlos sind? Oder, weil der Begriff vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass da wer den Unterschied zwischen klassischer und moderner Rockmusik bzw. Rock'n'Roll erklären wollte? Den es zumal nicht wirklich gibt. Mit Ausnahme des ein oder anderen technischen Fortschritts in Sachen Produktion, blieben auch um die Jahrtausendwende unterm Strich Bass, Gitarre und polterndes Schlagzeug dominant – und natürlich breitbeinige Rocker-Posen skandinavischer Durchstarter wie etwa Gluecifer oder The Hellacopters.

Doch egal, mit welchen Plattitüden man als Schreiber in der Disziplin "zu Architektur tanzen" um sich wirft – die Hellacopters-Klassiker "High Visibility" und "By the Grace of God gehören nach wie vor in jede Plattensammlung. Grundsätzlich also schön, dass Ex-Hellacopters-Sänger Nicke Andersson mit dem dritten Album seiner aktuellen Kollaboration Imperial State Electric, der auch Ex-The Datsuns-Bassist Dolf de Borst angehört, gute Erinnerungen weckt. Doch "Reptile Brain Music" soll nicht nur das Resultat einer ausgiebigen Jam-Session namhafter skandinavischer Musiker bleiben. Viel mehr sehen sich die Musiker auf einer Mission, dem Hörer den laut eigener Aussage "pseudo-verkopften Anspruch an Kunst und Musik" wieder auszutreiben.

In der Tat hat man zunächst keine Wahl. Zur Begrüßung wird man im Zwei-Minuten-Ritt von "Emptiness to the void" in luftige Hellacopters-Höhen gezerrt, um dort nicht gerade "Underwhelmed", sondern äußerst angetan zu verharren. Der Stock im Allerwertesten wird gelockert, die Beine in Breitpose manifestiert. Heute wie damals ist es vor allem Nicke Anderssons charismatisch-dünnes Stimmorgan, das in gewissen Momenten den Unterschied macht. Diesen muss man in der Folge leider auch negativ konstatieren. Denn eher uninspirierte und kaum fesselnde Songs wie "Faustian bargains", "Apologize" oder auch das seichte "Stay the night" lassen die Erinnerungen an die gute Zeit wieder verblassen – und wären auf den beiden Vorgängern vielleicht sogar aussortiert worden. Immerhin bekommt der Vierer dann doch noch mal die Kurve: Das druckvolle "Born again" und der Faust-in-die-Luft-Rausschmeißer "Down in the bunker" verhindern gegen Ende gekonnt einen Totalabsturz.

Natürlich ist es in gewisser Weise auch unfair, das Schaffen von Imperial State Electric vorwiegend mit dem Hellacopters-Output zu vergleichen, die Messlatte ist sicherlich zu hoch. Allerdings fällt es bei der musikalischen Ausrichtung des Andersson-Projekts nach wie vor schwer, grundlegend Neues oder besonders Interessantes zu entdecken. Hier und da etwas weniger Tempo, okay, und ein paar Blues-Anleihen in den Gitarrenriffs. Wird ja gemeinhin mit "Reife" umschrieben. Die bringt allerdings nicht sonderlich viel, wenn der Band konsequentere Ausflüge zurück in die ungestüme Jugend wohl weitaus besser zu Gesicht stünden.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Emptiness into the void
  • Underwhelmed
  • Born again

Tracklist

  1. Emptiness into the void
  2. Underwhelmed
  3. Faustian bargains
  4. Reptile brain
  5. More than enough of your love
  6. Dead things
  7. Apologize
  8. Stay the night
  9. Eyes
  10. Born again
  11. Nothing like you said it would be
  12. Down in the bunker

Gesamtspielzeit: 34:41 min.

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