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Alpinestars - White noise

Alpinestars- White noise

Riverman / Virgin / EMI
VÖ: 08.07.2002

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Berg- und Talfahrt

Bei Expeditionen ins Bergreich sollte man immer darauf achten, festen Boden unter den Füßen zu haben. Dieser Grundsatz gilt selbst dann, wenn es darum geht, gebirgige Chartsregionen zu erklimmen. Zwar haben sich die Alpinestars nicht nach den Ausflugsorten von Reinhold Messner und Co. benannt, sondern nach einem Mountainbike, aber die Musik auf ihrem Zweitling hat dennoch viel mit Gipfeln (und Tälern) zu tun. Schon der kaltschnäuzige Opener "Snow patrol (Part 1)" schillert wie ein Eiskristall. Zirpende Synthis und chromgestählte Gitarren verschmelzen, und die Schlittenhunde zappeln im Takt.

Leider schweift schon der zweite Track von "White noise" lange vor dem Gipelfkreuz in andere Gefilde. "Nu sex city" nuckelt an den Niederungen des Frühneunziger-Dancepops, wie ihn New Order oder The Shamen damals pflegten. Dazu wimmert der Vocoder, und die Plastikgitarre scheitert am Versuch, ein wenig Funk zu versprühen. Die genäselten Vocals versprühen passenderweise ungefähr so viel Sex wie Hustensaft und Ohrentropfen, und schon ist man unversehens bergab unterwegs. Später traut sich dann die neonblinkende Nostalgie von "Vital love disciple" mit beherztem Geblubber endlich ein Stück weit aus dem Allerlei abgestandener Sounds heraus. Auch derlei Umz-Umz würde aber eher in die selige Hacienda circa 1992 und nicht zum Aprés Ski anno 2002 passen.

Zwar gelten Richard Woolgar und Glyn Thomas aus Manchester jenseits des Ärmelkanals längst als heißester Dance-Liveact seit den Chemical Brothers, doch ihr über weite Strecken arg altbackener Synthpop vermag nur viel zu selten die eingeschlummerten Füße zum Zucken bewegen. Auf der Bühne mögen handgesägte Gitarren und mundgeblasenes Schlagzeug für den nötigen Druck sorgen, doch mit der angezogenen Handbremse will im Albumformat kaum ein Funke zünden. Statt auf Schema F zu setzen, versuchen die Briten wenigstens andere Saiten aufzuziehen. Mit folkigen Gitarren und schmalzbestrichenen Keyboards stellen sie den Song in den Mittelpunkt. Anstelle des Blinkens der Discokugel gibt es dazu aber meist nur das Flackern betagter Scheinwerfer.

Gegen Ende jedoch scheinen Woolgar und Thomas begriffen zu haben, wofür sie eigentlich im Studio waren. Möglicherweise hat sie auch Freund Brian Molko daran erinnert, daß es die zickigen Beats und die treibenden Rhythmen sind, die das Volk für gewöhnlich zappeln lassen. Zum sturen Geklimper des Pianos wirft eine erhitzte Baßspur Blasen, und die Heerschar aus Synthesizern emuliert die Zerrgitarre. Grimmiges Gepiepe bricht los, und Molkos quäkende Stimme zieht nörgelnd über ein "Carbon kid" her. Fast gänzlich unerwartet lösen die Alpinestars so doch noch ein Ticket zum Gipfel. Mit lediglich zwei fetten Argumenten im Rucksack wird ihnen die Luft dort oben allerdings allzu schnell recht dünn werden.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Snow patrol (Part 1)
  • Carbon kid

Tracklist

  1. Snow patrol (Part 1)
  2. Nu sex city
  3. Hotel parallel
  4. Burning up
  5. Brotherhood
  6. Vital love disciple
  7. Love craft
  8. Crystalnight
  9. Snow patrol (Part 2)
  10. Carbon kid
  11. New ice age
  12. Partisan song
  13. Smash it up

Gesamtspielzeit: 57:04 min.

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