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Prefab Sprout - Crimson / red

Prefab Sprout- Crimson / red

Embassy Of Music / Warner
VÖ: 04.10.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Schönheit vor Alter

Schöne Bescherung: Paddy McAloon trägt sich gerade mit dem Gedanken, ein Weihnachtsalbum aufzunehmen, da klingelt das Telefon. Sein Manager sagt, das Label poche auf eine neue Platte und berufe sich auf einen Vertrag, der beim Prefab-Sprout-Mastermind offensichtlich an unterster Stelle des Papierstapels liegt. Ein Glück, dass der Brite immer eine Menge in der Schublade hat. Auch für das neunte Album seiner Band, die keine mehr ist, da er es vorzog, "Crimson / red" erneut im Alleingang einzuspielen. Und wahrscheinlich klingen die zehn Songs sogar aus diesem Grund so unverwechselbar nach Prefab Sprout. Denn McAloon beherrscht nach wie vor die Kunst, seine Lieder auf Hochglanz zu polieren, ohne dass sie an Tiefenschärfe einbüßen.

Spitzfindig und wortgewandt sinniert der 56-Jährige über das Wunder der Liebe, über die Macht der Musik – und nicht zuletzt über seine eigene Person, wenn die Zeile "See what the blind man paints" an die Netzhautablösung gemahnt, die vor einigen Jahren sein Augenlicht bedrohte. Doch derlei unschöne Gedanken sind wie weggeblasen, sobald der Protagonist der croonigen Single "The best jewel thief in the world" zu Sirenengeheul und flauschigem Breitwandarrangement katzengleich über die Dächer springt. Zwar mag man sich ob McAloons sanft schmeichelnder Stimme nicht recht mit seinem äußeren Erscheinungsbild anfreunden, das inzwischen dem eines – immerhin ungemein gut gekleideten – Waldschrats gleicht. Doch da man so etwas nun einmal nicht hören kann, tut dieser Umstand einem prachtvollen, mitunter brillanten Album keinerlei Abbruch.

Da trifft der Hörer nicht nur Bob Dylan oder Romeo und Julia, sondern wird auch Zeuge bizarrer Begegnungen und herzzerreißender Szenen. "Devil came a calling" etwa ist ein umwerfendes Stelldichein mit dem Leibhaftigen, der McAloon ein Schriftstück über den Verkauf seiner Seele unter die Nase hält – doch der kratzt sich mit den Worten "In his hands were papers, he told me they were signed / My memory is hazy, I'm sure that I declined" nur ratlos am Kopf und kommt sich vermutlich ähnlich verschaukelt vor wie der einzige Dinner-Gast aus Monty Pythons "Der Sinn des Lebens", der nichts von der Lachsschaumspeise gegessen hat. Dazu schrammeln angedüsterte Akustikgitarren und versetzen das Stück in einen schwerelosen, selbstvergessenen Taumel mit schwarzhumoriger Dimension. Köstlicher geht es kaum.

Was auch für das federnde "The old magician" gilt: Die Show des betagten Illusionisten ist mau, die ramponierte Assistentin mag sich nicht zersägen lassen, und der Satz "Death is a lousy disappearing act" stellt klar, dass auch sein letzter Trick ein fauler sein wird. Trost spenden "The songs of Danny Galway" mit herrlichem Melodiebogen und die fidele Mundharmonika von "Mysterious". Ankreiden könnte man "Crimson / red" allenfalls das zeitweilige Ausruhen auf allzu samtenen Pop-Kissen – was allerdings ein arg Prefab-Sprout-verachtendes Anliegen wäre, zumal auch die wenigen blasseren Stücke letztendlich die Kurve bekommen. McAloon ist eben nicht mehr der Jüngste, doch gleichzeitig gibt er zu bedenken: "Adolescence can be rough / I hope your heat shield's tough enough" – wohl wissend, dass seine wunderbare Musik vorzüglich gealtert ist.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • The best jewel thief in the world
  • Devil came a calling
  • The songs of Danny Galway
  • The old magician

Tracklist

  1. The best jewel thief in the world
  2. List of impossible things
  3. Adolescence
  4. Grief built the Taj Mahal
  5. Devil came a calling
  6. Billy
  7. The dreamer
  8. The songs of Danny Galway
  9. The old magician
  10. Mysterious

Gesamtspielzeit: 41:33 min.

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