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Gang Colours - Invisible in your city

Gang Colours- Invisible in your city

Brownswood / Rough Trade
VÖ: 13.09.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 2/10

Im Trostreich

Vielleicht ist es ja tatsächlich das Anliegen von Indietronics, Gospel und Soul all ihrer erleuchteten Kaspereien und Jubelarien zu berauben – zumindest aber ist genau das eine der wichtigsten Genre-Zutaten. Wie einst in der Spätphase von Talk Talk spenden auch der Soul und Gospel von Will Ozanne erst dann ein wenig Trost, wenn all das Leid, das zuvor geschehen sein muss, ansprechend ausgebreitet worden ist. Das macht "Invisible in your city", Ozannes Zweitwerk als Gang Colours, zu einem echten Trauerspiel voller Debussy-Klaviere und verhallten Herzschwäche-Satzgesängen – obwohl Ozanne hierbei jeden auch nur ausdenkbaren Hoffnungsschimmer nie aus dem Blick verliert, ja gar zu seinem eigentlichen Zielhafen erklärt.

Das funktioniert selbstverständlich nur dann, wenn auch der Hörer bereit ist, Trost ganz tief in der Melancholie zu finden – oder auch, ein diffuses Gefühl des Beharrens und des Weitermachens, ein unendlich leise geflüstertes "trotzdem" also, bereits als Heilsversprechen zu akzeptieren. Da kommt es sehr zupass, dass auch Ozanne zwar durch die Trauerarbeit wühlt, sich aber keinesfalls in ihr suhlt oder sie gutkatholisch als eigentliches Erweckungserlebnis abfeiert. Stattdessen geht gleich "The rhythm the rebel" nach einem herzhaft angezählten Ride-Becken rasch in die Knie und richtet sich von hier aus in einen behutsam kaskadierenden Klangteppich wieder auf, dessen Sounds zwar ineinander pulsieren, letztlich aber einen pochenden Herzschmerz nach außen schicken. Der Titelsong klopft darauf tief kellernde Tomschläge unter eine dispergierende Schlaflied-Melodie, während Ozanne ganz allein einen Kanon-Rhythmus gegen allerlei "Hu"s und "Oh"s ansingt. Zu "Home" ist dann erstmals ein Drei-Ton-Klavier dieser Stimme einziger und bester Freund, während dem Song nacheinander ein züngelnder Indietronics-Beat, ein Nachtschatten-Saxophon sowie pumpende Bassdrum-Viertel durch die Hände rieseln.

So geht das weiter: Immer wieder kochen Beat-Sprengsel, einzelne Kopfstimmen-Zeilen, etwas Blech- oder Holzgeblasenes aus den Songs heraus, entschäumen sich aber sogleich wieder und wogen fortan als Treibgut auf einem Meer aus Rotz und Wasser dem Flüstertod entgegen. So protestieren aus den Untiefen von "Led by example" oder "Why didn't you call" eine Armada an Instrumenten, Beats, Sounds oder auch ein beinahe erschreckend klarer Gospel-Chor gegen das erstarrte Leben – an der Oberfläche geht es jedoch ausschließlich durchs Jammertal. Woher die Spannung dieser Musik stammt, ist dann sehr klar: aus eben diesem Clash, aus all den Einzelteilen, den kleinen Gesten und der Art und Weise, wie sie Ozanne zu einem schwergängigen Trauerkloß-Teig zurechtknetet. Wegen der Dichte seiner Arrangements und der Konzentration, die Ozanne bei der Kontrolle der Songeinzelteile aufbringt, ist das dann selbst für den entschiedensten James-Blake-Abschwörer mutmaßlich interessant. Alle anderen hingegen wogen einfach mit – durch tiefen Trost und eine ebensolche Hoffnungslosigkeit einem äußerst zwielichtigen Horizont entgegen.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • The rhythm the rebel
  • Home
  • Led by example
  • Why didn't you call

Tracklist

  1. The rhythm the rebel
  2. Invisible in your city
  3. Home
  4. Up the downs
  5. Freshwater fantasy
  6. Led by example
  7. Communal quo
  8. River for dinner
  9. Why didn't you call
  10. Always crashing in the same car

Gesamtspielzeit: 36:49 min.

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