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Manic Street Preachers - Rewind the film

Manic Street Preachers- Rewind the film

Sony
VÖ: 13.09.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Das Konzeptlos

"Die Manics sind mittlerweile an einem Punkt in ihrer Karriere angekommen, an dem sie ihre Songs nicht mehr zwanghaft in ein Albumkonzept pressen müssen", lautete eines von vielen Fazits, die Kollege Read vor fast auf den Tag genau drei Jahren anlässlich "Postcards from a young man" zog. Anno 2013 könnte man fast geneigt sein, Manic Street Preachers zu attestieren, dass sie eben genau das nun doch wieder tun. Allerdings nur dann, wenn das Konzept "Wir machen mal etwas ganz anderes, bleiben uns im Prinzip aber trotzdem treu" lauten sollte. Aber das ist Spekulation. Fakt ist hingegen, dass alleine schon die vor wenigen Monaten veröffentlichte Verlautbarung, dass die Band habe genug Songs für zwei neue Alben am Start und wolle auch mal etwas ohne elektrische Gitarren machen, innerhalb der treuen Fanschar für reichlich Diskussionsstoff sorgte. Wie können die nur? Warum machen die das? Wie soll das funktionieren? Manchmal haben es Musiker wahrlich nicht leicht.

Aber wenn das jemandem am Allerwertesten vorbeigehen kann, dann wohl James Dean Bradfield, Nicky Wire und Sean Moore im 28. Jahr seit Bandgründung. Und in der Tat: "Rewind the film" ist etwas anders. Das merkt man schon am eröffnenden "This sullen Welsh heart", bei dem sich Bradfield nach Wires Intro Verstärkung am Mikro besorgt hat: Lucy Rose, eine hierzulande weitestgehend unbekannte englische Songwriterin, versüßt den akustischen Folk-Auftakt trotz des eher ernüchternden Inhalts ziemlich. Dem vermutlich schleppendsten Aufgalopp aller Manics-Alben folgt unmittelbar danach das wohl poppigste, positivste und beweglichste Stück: "Show me the wonder" kommt zwar nicht mit Pauken, dafür aber mit Trompeten daher und steckt vier Minuten lang knietief in den Siebzigern. Das macht nicht nur den schrägen Typen mit ihren breiten Hemdkragen im dazugehörigen Videoclip Laune. In Indie getauchte Kneipenromantik mit Happy End – manchmal braucht es einfach nicht mehr.

Apropos mehr. Manchmal ist weniger genau das. Die drei Waliser lassen ihren ansonsten recht ausgeprägten Hang zu orchestralem Bombast zumeist außer Acht und beschränken sich auf das Wesentliche. Der Titeltrack zum Beispiel plätschert zunächst in seiner unverhohlenen Traurigkeit und Melancholie vor sich hin, Gastmusiker Richard Hawley lässt zu spärlicher Instrumentierung mit seiner an Johnny Cash erinnernden Stimme das Leben Revue passieren, bis im Refrain Bradfield und die Streicher hinzukommen. Etwas zum Nachdenken, Schwelgen und Träumen. Da sind sie dann plötzlich doch, die großen Melodie- und Harmoniebögen. Nicht zu übertrieben und nicht zu dick aufgetragen. Das passt schon so, wie es ist. Ähnliches gilt auch für das nur zweieinhalb Minuten kurze "Builder of routines", das zwischen anfänglicher Zerbrechlichkeit und späterer Beschwingtheit erst verwundert, aber dann doch recht stimmig wirkt.

Es ist das sichere Gespür des Blackwood-Trios, das hier die Stimmungen und Aussagen transportiert und das die drei nach wie vor nicht verlernt haben. Während das verträumte "4 lonely roads", gesungen von der Folksängerin Cate Le Bon, den Hörer gedanklich irgendwo ins walisische Nirgendwo transportiert, geht es dank der dezent pluckernden Elektrospielereien von "(I miss the) Tokyo skyline" etwas lebhafter zu. Und wer fragt zwischen puren Akustiknummern wie "Running out of fantasy", psychedelisch anmutender Heimatkunde à la "Manorbier", dem packenden Politrock von "30-year war" und dem traurig-hymnischen Schunkler "Anthem for a lost cause" noch nach einem Konzept? Niemand, der ein Album wie dieses haben kann.

(Jochen Gedwien)

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Highlights

  • Show me the wonder
  • Rewind the film
  • Anthem for a lost cause
  • 30-year war

Tracklist

  1. This sullen Welsh heart
  2. Show me the wonder
  3. Rewind the film
  4. Builder of routines
  5. 4 lonely roads
  6. (I miss the) Tokyo skyline
  7. Anthem for a lost cause
  8. As holy as the soil (that buries your skin)
  9. 3 ways to see despair
  10. Running out of fantasy
  11. Manorbier
  12. 30-year war

Gesamtspielzeit: 47:59 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

flow79

Postings: 383

Registriert seit 09.09.2020

2020-09-28 18:33:45 Uhr
Genau, warum immer Konzept und Bombast.
Kohtnasher
2018-12-28 20:03:41 Uhr
Kennt jemand eine Version von dieser Version von "Show me the Wonder" (nur James Dean Bradfield + Trompeter) in besser Ton(!)qualität?

https://www.youtube.com/watch?v=nuHdA3fDFtI


Ich bilde mit ein, dass ich damals eine bessere Version des gleichen Videos entweder auf der Website von der BBC (was das Youtube-Video nahelegen würde) oder auf der Seite vom Guardian oder so angesehen habe. Kann mich aber nicht mehr erinnern.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2017-03-02 19:54:18 Uhr
Mich hat es iregendwie nie so recht bekommen. Im Frühling 2017 dann wieder. :D

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2017-03-02 10:42:22 Uhr
Lang keiner mehr gepostet, für mich auch so ein bisschen das untergegangene Low-Key-Album der Manics.
Sehr strange erst mal dadurch, dass in der ersten Albumhälfte ungewöhnlich viele fremde Vocals erscheinen. Sehr zerrissen und komisch.
Oberklasse sind auf jeden Fall der Titeltrack und "(I Miss The) Tokyo Skyline". An sich auch kein Ausfall. Nur in der Gesamtheit...es bleibt einfach ein seltsames Ding.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2014-04-17 11:49:15 Uhr
So, ich versuchs nochmal. Im Frühling vielleicht etwas passender.
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