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Ben Ivory - Neon cathedral

Ben Ivory- Neon cathedral

Warner
VÖ: 09.08.2013

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Schlechtfertigung

Wer "Neon cathedral" als avantgardistisches Art-Pop-Album beschreibt und in dem Mann dahinter anhand seiner Musik einen Visionär und Grenzgänger zu sehen vorgibt, verdient sehr wahrscheinlich eine Menge Geld mit diesen Aussagen. Dass Ben Ivory schon im Alter von sechs Jahren seine Liebe zur Musik entdeckte, aus einer Künstlerfamilie kommt und sich neben der Musik auch mit Mode, Poesie und bildender Kunst auseinandersetzt, mag stimmen. Das macht aus "Neon cathedral" aber noch längst kein gutes Album, auch wenn die überschwänglichen Texte, mit denen der junge Mann beworben wird, einen das beinahe glauben lassen könnten. Höhepunkt dieser Sammlung fiktionaler Literatur: Ivorys Biografietext, der nicht nur mit Namen wie Patti Smith, Kurt Cobain und Ludwig van Beethoven um sich wirft, sondern in der Stimme des 30-jährigen Berliners auch noch einen David Bowie zu hören glaubt. So weit kommt's noch.

Tatsächlich macht Ivory klanglich eher einen auf Lady Gaga mit 80er-Faible, bleibt songwriting-technisch durchweg mittelspannend und hat sich so kantenfrei produzieren lassen wie irgendwie möglich. Kurz: "Neon cathedral" kann nichts, was es nicht schon etliche Male gegeben hätte. Dem scheinen sich Ivory und seine Helferlein aber bestens bewusst zu sein und weisen in besagter Biografieübersicht lang und breit darauf hin, dass neue Musik ja eigentlich immer schon Altes wiederausgegraben hat und nichts in der Popmusik wirklich neu ist. Es kann also eigentlich nur Glückssache sein, dass nicht alles im aktuellen Pop-Kosmos so herz- und seelenlos ist wie das, wofür sich die Macher hier unterschwellig rechtfertigen.

Dabei macht "Neon cathedral" zunächst gar keinen schlechten Eindruck, denn das schicke Digipak, in dem Ivorys Debüt ankommt, wirkt tatsächlich edel und ganz so als hätte sich jemand mit Sinn für Ästhetik Gedanken darüber gemacht. Umso bedauerlicher, dass der Inhalt durchschnittlicher kaum sein könnte: Über einem billigen Uff-Zack-Beat singt Ivory zu mal harten, mal sanften Synthie-Klängen, und ab und zu verirrt sich sogar eine Gitarre in die Zuckerwatte. In altbekannten Popsong-Schemata entlädt sich die etwas gekünstelt wirkende Spannung irgendwann in hymnenhaften Refrains und schafft Platz für die ganz großen Gefühle. So ist wohl der Prototyp eines typischen Ben-Ivory-Songs aufgebaut, denn durch Variationsreichtum fällt "Neon cathedral" nicht gerade auf. Aber keine Regel ohne Ausnahmen: "Remedy" und "Save me" drücken beide nicht ganz so heftig aufs Gas wie der Rest und "The righteous ones", mit dem Ivory beim Vorentscheid des Eurovision Song Contest Siebter wurde, schafft es, sich trotz oder gerade dank des komplett überzogenen Refrains nicht so sehr in Beliebigkeit zu verlieren wie ein Großteil der Platte. Dennoch: "Neon cathedral" reiht sich ein in eine lange Liste wenig spannender ESC-Mittelmäßigkeiten, aber zum Glück findet gute Musik ja eh meistens anderswo statt. Auch ohne Avantgarde-Art-Pop. Und sogar ohne Kurt Cobain.

(Konrad Spremberg)

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Highlights

  • Save me

Tracklist

  1. New bright lights
  2. Come undone
  3. Disconnected
  4. Glow
  5. Remedy
  6. All for love
  7. The righteous ones
  8. Revenge
  9. Save me
  10. Better love
  11. Sober
  12. Neon cathedral
  13. Sound of the city

Gesamtspielzeit: 50:13 min.

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