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Hausu - Total

Hausu- Total

Hardly Art / Cargo
VÖ: 05.07.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

In vorauseilendem Gehorsam

Nur zur Erklärung: Wenn diese Rezension nicht mit einem ganz speziellen Witz beginnen sollte, so dürfte sich die Schnute des allseits geliebten Plattentests.de-Chefredakteurs schwuppdiwupp gen Erdkern ziehen. Tun wir ihm also den Gefallen (und ersparen uns den Anblick): "Hausu mich, hau ich zurück." Ja, so lustig geht es zu, wenn Platten verteilt und Bandnamen vorgetragen werden in der Münchener Redaktionszentrale. Da fliegen die Fäuste, kessen Lippen und flotten Sprüche derart g'schwind durchs mentale Tiefschlaggebiet, dass man beim Oberschenkelklopfen schon mal den Humor- mit dem Musikantenknochen verwechseln kann. Denn ansonsten ist es vor allem natürlich eine Menge Musik, die über die Redaktionsflure fliegt, und in den letzten Wochen auffallend häufig diejenige des Hausu-Debüts "Total" - getoppt eigentlich nur von Schreibkraft Hinrichs während seiner immerwährenden Suche nach dem runden Abschluss einer seiner Quatsch-Einleitungen.

Das Erste, was an "Total" auffällt, ist hingegen der Griff zum Lautstärkeregler, um ein gehöriges Pfund draufzulegen: In Zeiten von Brüllkompression und Peakmetering-Produktion ist das Album nämlich angenehm moderat ausgesteuert. Und auch musikalisch befinden sich die vier Portlander eher auf der Spur von Label-Institutionen wie den frühen SST oder auch Sub Pop. In Gedenken an letztere eröffnet "John Codeine" in ein schmutzig-depressives Grunge-Riffing, wird dann aber von rauschendem Feedback und Sechzehnteln ins Uptempo freigesperrt. Durchaus eine Ausnahme zwischen all dem mittel temperierten Indie-Rock auf "Total" - doch auch das spricht eher unbedingt für diese Platte als gegen sie.

Denn das größte Pfund von "Total" ist letztlich die Ungeduld, mit der Hausu hier zu Werke gehen. Wird es ihnen zu rammdösig mit all der Post-Punk-Depression, so schwingen sie kurz mit der Doom- und Noise-Keule durch ihre Songs wie bei "Leaning mess" oder "Vasari joust". "1991-2091" rüttelt und schüttelt sich hingegen von Beginn an durch eine gereizte, zugleich aber fahrige Anspannung, wie sie die britischen Indie-No-Hit-Wonder Jacob's Mouse Anfang der 1990er Jahre oder vielleicht Idlewild auf ihrem Debütalbum an den Tag legten. Verhuschte, verschnupfte und verflixt gute Mini-Hits wie "Gardenia" oder "Chrysanthemum" sind zudem quasi nebenher immer mal drin.

Ansonsten bietet "Total" jede Menge ziemlich originale Sonic-Youth-Gitarren, die auch mal in Richtung Swervedriver-Shoegaze wegdriften oder J Mascis das Fuzz unterm Schmerbauch wegklauen, um zu Hause festzustellen, dass der Verzerrer zum Solieren eigentlich doch hinreicht. Sänger/Gitarrist Ben Friars-Funkhouser fühlt sich mit seinem Robert-Smith-Gemurmel auch oftmals unwohl genug, um kurz zu grollen, den Grunge-Modus anzuwerfen oder aber - stets hochwillkommen - einen Song wie "Bleak" einfach minutenlang mit seinen Kollegen instrumental nach Hause zu schreddern. Da "Total" zu all dem nun eben auch eine erfreulich stimmige Zeitreisen-Produktion auf den Plattenteller schmeißt, gibt es eigentlich kaum noch etwas, was diese Platte beim Höhenflug durch die Redaktionsräume behindern könnte. Außer die Suche von Schreibkraft Hinrichs nach dem runden Abschluss eines seiner Quatsch-Epiloge - Chefchen, hassu denn keinen gesehen?

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Leaning mess
  • Gardenia
  • Vasari joust
  • Bleak

Tracklist

  1. Chrysanthemum
  2. Leaning mess
  3. 1991-2091
  4. Gardenia
  5. Recovery
  6. Tetsuo
  7. John Codeine
  8. Vasari joust
  9. Kool off
  10. Bleak

Gesamtspielzeit: 41:23 min.

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