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Tribe After Tribe - Enchanted entrance

Tribe After Tribe- Enchanted entrance

Dream Catcher / Noize Factor / Zomba
VÖ: 27.05.2002

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Entzaubert

Südafrika ist hierzulande nicht gerade bekannt für seine vitale Musikszene. Dies wußte auch Robbi Robb, als er vor gut anderthalb Jahrzehnten seinem Heimatland den Rücken kehrte, um mit der atmosphärischen Rockmixtur von Tribe After Tribe in den Staaten im wahrsten Sinne des Wortes neue Ufer zu erschließen. Seitdem konnten er sich mit einer Handvoll mystischer Platten so populäre Freunde wie Neil Young oder Pearl Jam machen. Mit deren Jeff Ament gründete Robb wenig später Three Fish, und auch deren ungewöhnliche Platten fanden so manchen Anhänger. Seine Stammband hingegen geriet immer mehr unter die Räder und ließ zuletzt vor fünf Jahren mit "Pearls before swine" von sich hören. Ob sich dessen Titel auf die Frustration des sich trotz mitunter euphorischer Kritiken in Grenzen haltenden Erfolgs zurückführen läßt, bleibt allerdings ungeklärt.

Nichtsdestotrotz steht Robbs Truppe nun mit ihrem fünften Album vor der Tür und klopft schon mit dem mürrischen Opener "100000" vehement an. Ungestüme Gitarren schneiden durch die Luft, synthetische Drums donnern wie dereinst Ministry, und Robb fordert beschwörend "You better make them crawl / You better be a winner". Dieser Mann ist zornig. Kinder, versteckt Eure Gummibärchen! Doch die Wut weicht bald finsterer Beschwörung. Düster mäandernde Synthesizer und scheppernde Percussion sollen für Atmosphäre sorgen, und unheimliche Gesänge flattern an den Ohren vorbei.

Leider scheint es allerdings oft so, als vergäße der südafrikanische Rastamann dabei alte Tugenden. Statt mit der afrikanischen Instrumentierung weiter für Spannung zu sorgen, knurrt und scheppert es bisweilen arg unkonzentriert durch die Gegend. Zwar sägen die Gitarren metallischer als zuletzt an ihren Gitterstäben, aber selten nur donnert es beherzt zurück. Zu leblos klingen die Grooves, die einst so unwiderstehlich waren. Zu diffus wirken die wabernden Keyboardteppiche, zu synthetisch die Klangwolken.

Ohne das spürbar härter gewordene Riffing mit angemessenen Songs zu verheiraten, dienen die auf bloße Stimmungen angelegten Arrangements lediglich sich selbst. Zwar studierte Robb intensiv indische und türkische Musik, doch seiner quängelnden Stimme und den dunklen Texturen gelingt es selten, die Songs auch zum Punkt zu begleiten. Nur in "Tugunska" und "Drowning pieces" vollbringen die Mantras auch, sich wirklich festzusetzen. So kommt es, daß die Mystik nicht so recht Fuß fassen will und die Glaubwürdigkeit leider auf der Strecke bleibt. "Enchanted entrance" wirkt wie ein allzu esoterisches Statement, aber für die netten Endzeit-Jünger von nebenan dürfte die Scheibe dann doch zu heftig sein.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Tugunska
  • Drowning pieces

Tracklist

  1. 100000
  2. Loud and clear
  3. Island
  4. Tunguska
  5. Eloise
  6. Merry round ago
  7. Drowning pieces
  8. Tabla rosa
  9. Burning
  10. War sheik

Gesamtspielzeit: 46:07 min.

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