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Filter - The sun comes out tonight

Filter- The sun comes out tonight

Wind Up / Universal
VÖ: 31.05.2013

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Frag die Muse

Richard Patrick und die Männer - das ist eine Geschichte für sich, an der sich die musikalische Qualität ablesen lässt. Der jeweilige multitaskingfähige Gitarrist an Patricks Seite fungiert zumeist nicht nur als untergebenes Bandmitglied neben dem diktatorischen Ego des Filter-Kopfes, sondern oftmals auch als kreative Muse. Wir rekapitulieren: Auf dem sperrigen Erstling "Short bus" schraubte noch Brian Liesegang an Keyboards und Gitarrensounds herum und erschuf die Illusion, die Band aus Cleveland sei ein demokratisches Zweimann-Projekt. Vier Jahre später strahlte dann das Konterfei Geno Lombardos, von Liesegang in Anfangstagen selbst rekrutiert, als brustbehaarter Schönling aus dem Booklet von "Title of record". Die innige Verbundenheit Patricks und Lenardos stellte das Artwork des zerfahrenen 2002er Albums "The amalgamut" offen zur Schau, wo ein aufgedunsen-versoffener Sänger neben dem Gitarristen posiert. Die restlichen Mitglieder verschwinden hinter so viel Männerfreundschaft

Fünf Jahre später war dann Schluss mit dem Saufen und auch mit Lenardo, der sich als intelligent genug zeigte, seine Siebensachen vor dem künstlerischen Untergang mit dem Patriotismusklimbim "Anthems for the damned" zu packen. Zurück blieb Patrick allein, der sich daraufhin Musikersöldner rekrutierte, mit denen er den künstlerischen Rettungsversuch "The trouble with angels" unternahm. Erfolglos. Das fehlende männliche Fetischobjekt an seiner Seite versuchte Patrick hörbar durch hochfahrendere Produktion zu kompensieren, wobei Qualität für ihn nur noch aus dem Wörterbuch ein Begriff zu sein schien. Auf "The sun comes out tonight" soll sich nun alles ändern. Man stößt etwa auf den 2011 angeheuerten Jonathan Radtke, der nebenbei noch Ashes Divide, Polar Moon und andere Bands beehrt. Radtke als neue Muse scheint zumindest die kreativen Brennzellen in Patricks Kopf befeuert zu haben - auch wenn sich das höchstens in der zielgruppenübergreifenden Anbiederung zeigt, die es dem Hörer schwer macht, ein Gähnen zu unterdrücken.

Dies soll bitte nicht falsch verstanden werden. "The sun comes out tonight" ist mitnichten so ein Totalunsinn wie "Anthems for the damned" und auch kein Armuts-Erzeugnis wie "The trouble with angels". Es ist nur unglaublich beliebig. Der 08/15-Jarhead dürfte sich ebenso daran ergötzen wie der Kleinbörsenmakler, der das Album schon morgens zum Duschen hört. Oder eben auch nicht. Mit "We hate it when you get what you want" und "What do you say" setzt Patrick zwei um jegliche Ecken und Kanten beraubte Riffrocker an den Anfang, welche gewiss alle Überlandfahrten schöner machen und anständig Druck produzieren, aber letztlich nur in die bereits besser vorhandene "Welcome to the fold"-Schiene abzweigen wollen, ohne aber deren Klasse zu erreichen. Und das vorab veröffentlchte "Surprise" dürfte mit Duran-Duran-Brimborium und schmerzfreier "The amalgamut"-Seichtheit wohl niemanden mehr überraschen - nicht einmal das amerikanische Mainstream-Radio. Aber genau dort ist es bestens aufgehoben.

Zwischen Nickelback-Härte und Staind-Ansatz setzen "It's got to be right now", "This finger's for you" und "Self inflicted" auf geschwollene Familienjuwelen, bevor "First you break it" die kalkulierte Powerballade gibt, um den unüberwältigten Hörer nicht vollends zu vergraulen. Ja, sehr amerikanisch ist das. Nur ist all das schon dagewesen, auch in dieser Kalkuliertheit. "Take that knife out of my back" fährt noch ein letztes Mal die obligatorische Härte auf, die sich meisterlich irgendwo zwischen "Title of record" und "The amalgamut" bewegt, bevor "The sun comes out tonight" ziemlich zahnlos ausklingt und mit "It's just you" ein schrecklicher Nachgeschmack als Erinnerungsstück an das noch schrecklichere "Fades like a photograph (Dead angel)" zurückbleibt. Das hätte wirklich nicht sein müssen. Patrick hat seit Jahren kein gutes Händchen für Musen gezeigt. Doch die wird sich bestimmt mit etwas Geduld noch finden lassen, und dann klappt es auch mit der Qualität. Ganz bestimmt.

(Peter Somogyi)

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Highlights

  • What do you say
  • Take that knife out of my back

Tracklist

  1. We hate it when you get what you want
  2. What do you say
  3. Surprise
  4. Watch the sun come out tonight
  5. It's got to be right now
  6. This finger's for you
  7. Self inflicted
  8. First you break it
  9. Burn it
  10. Take that knife out of my back
  11. It's my time
  12. It's just you

Gesamtspielzeit: 44:22 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

billy blaze

Postings: 5

Registriert seit 14.06.2013

2013-06-14 14:03:15 Uhr
Auf jeden Fall eine ganze Ecke besser als die Alben vorher... ich hab' allerdings keine Ahung, was man sich bei "Suprise" gedacht hat. Es ist wohl der sehr sehr sehr verzweifelte Versuch ein zweites "Take a Picture" zu erschaffen... selten ist eine Band so gescheitert beim Versuch sich selbst zu kopieren... sonst aber recht nett und - meiner Meinung nach - nicht Nicklebackig.

Fiend

Postings: 237

Registriert seit 14.06.2013

2013-06-14 11:00:23 Uhr
Und Trent Reznor hat es so empfohlen. Ai ai ai
T1000
2013-06-13 21:22:31 Uhr
ist deutlich besser als Trouble With Angels

hubschrauberpilot

Postings: 6755

Registriert seit 13.06.2013

2013-06-13 21:19:53 Uhr
ne, das album ist extrem schwach. the trouble with angels war ein schritt in die richtige richtung, dieses album jedoch sind 2 schritte zurück. schade eigentlich.
Mr Oh so
2013-06-13 14:12:27 Uhr
Irgendwann haben Filter den schmalen Grat zwischen "genial" und "peinlich" überschritten. Habe aber den spontanen Eindruck, dass das Album wieder eine Entwicklung hin zum Positiven ist.
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