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Gabrielle Aplin - English rain

Gabrielle Aplin- English rain

Warner
VÖ: 31.05.2013

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Keine Panik

Wir brauchen gar nicht groß um den heißen Brei reden: Auch wenn wir es selten zugeben wollen, geben wir uns oft unseren Vorurteilen hin. Außerdem lieben wir es, manchmal gehässig zu sein, nur nach den schlechten Eigenschaften eines Menschen zu suchen und in diesen dann genüsslich mit dem ausgestreckten Zeigefinger herumzubohren, bis aus einem kleinen Makel schließlich ein kaum übersehbarer Fehler geworden ist. Nun wird "English rain" angekündigt, das erste Album der Britin Gabrielle Aplin. Es ist fast so, als gebe es eine Neonreklame dafür. Die ist ja erst 20! Und bäh, wird mit diesem ekelerregenden Zusatz "YouTube-Sensation" ausgestattet. Und was findet man auf ihrem YouTube-Profil? Coverversionen von Paramore, Katy Perry und You Me At Six. Da haben wir den Salat. Dann kommt das Album, und man lässt erst man die Knöchel und das Genick knacken, um sich auf den nächsten textlichen Shitstorm vorzubereiten. Bis man es schließlich anhört.

Sicher ist es kaum zuträglich, dass der einzige Song, den man vielleicht hierzulande vorher von dieser Gabrielle Aplin kannte, auch ein Cover war: "The power of love", natürlich das von Frankie Goes To Hollywood, in seiner kitschigen Güte und der Extraportion Schmalz mehr als nur ein schnödes Guilty Pleasure, ganz anders als die Songs, an die sich Aplin sonst gewagt hat. Vielleicht mit ein Grund, warum sie ihn als einzige Fremdversion mit auf "English rain" gepackt hat, eingerahmt von elf neuen Songs, an denen sie mitgeschrieben hat. Das bedeutet gar nichts, schreit jetzt wieder der vorurteilsbelastete Teil des Gehirns, das haben eine Mariah Carey oder eben auch Katy Perry ebenso gemacht, und die Songs waren auch kacke! Jaja. Aber Aplin ist anders. Das ebenfalls bekannte Stück "Home", kürzlich bei iTunes zur "Single of the week" auserkoren, hinterlässt einen wohlig-warmen Schauer und erinnert gar nicht an die Popsternchen, die die 20-Jährige früher idolisiert und nachgeahmt hat, sondern weckt eher Erinnerungen an Laura Marling - oder Laura Gibson. Die volle Ladung Romantik gibt es mit dem lieblichen "Salvation", poppiger wird in "Human", Ohrwurmalarm gibt es gleich zu Beginn mit "Panic chord". Das hat man alles schon deutlich schlechter gehört.

Natürlich ist da noch Luft nach oben. Ähnlich wie bei ihrem männlichen Kollegen Ed Sheeran merkt man Aplins Songs ihr eigenes, noch junges Alter an. Dem naiven, beinahe ländlichen Charme eines Stücks wie "Please don't say you love me" tut das kaum einen Abbruch, und auch der x-te dramatische Popaufguss in "November" lässt sich verzeihen, auch wenn es fast ein Hauch zu viel nach Snow Patrol riecht. Macht nichts. Man merkt Aplin schnell an, dass sie jeden einzelnen Song durchdacht hat und beweisen will, dass sie mehr ist als eine, nochmal bäh, "YouTube-Sensation". Da kam doch tatsächlich ein überdurchschnittliches Debüt raus. Beinahe nachdenklich klingt sie gegen Ende in "Start of time", bis es schließlich doch noch die große Bombast-Keule gibt. Auch die gehört dazu. Und dann war da ja noch das Cover von "The power of love", das als B-Seite einer Single vielleicht besser aufgehoben gewesen wäre. Nicht dass es schlecht wäre - nur wirkt es, umgeben von Aplins eigenen Stücken, merkwürdig deplatziert und fällt gehörig ab. Das müssen ihr ihre früheren Idole auch erstmal nachmachen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Panic chord
  • Home
  • Salvation
  • Start of time

Tracklist

  1. Panic chord
  2. Keep on walking
  3. Please don't say you love me
  4. How do you feel today?
  5. Home
  6. Salvation
  7. Ready to question
  8. The power of love
  9. Alive
  10. Human
  11. November
  12. Start of time

Gesamtspielzeit: 49:45 min.

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