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David Lemaitre - Latitude

David Lemaitre- Latitude

PIAS / Rough Trade
VÖ: 19.04.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

Kind des Kosmopolitismus

Ja doch, die Globalisierung hat uns fest im Griff! Jedes Mitglied der Generation Y kann zu jeder Zeit überall hin, ob er oder sie das nun möchte oder nicht. Auch David Lemaitre ist ein Kind dieses Kosmopolitismus. Geboren im bolivianischen La Paz, ging er nach Beendigung seiner Schullaufbahn fast schon stereotypisch mit der Wandergitarre nach Europa. Während sich seine Familie über Nord- und Südamerika verteilte, landete er schließlich über den Umweg Popakademie in Mannheim in Berlin. Zehntausende zurückgelegte Kilometer, gelebter Transit - und so handelt auch "Latitude" vom Fluch und Segen des permanten Strecke-Machens.

Auf einem seiner Transatlantikflüge träumte Lemaitre von einer Sause über den Wolken, die "The incredible airplane party" zu Grunde liegt und lyrisch listig attestiert: "We're departing to the party / Forget your home / Home is where your card is." Dass der Pilot später nur noch den Sprung aus der Kabine als Ausweg weiß und von Lemaitre mit den Worten "And he's flying, he's flying / Don't think he'll make it / But at least he's trying" bedacht wird, sollte nicht als Zeichen einer bedauernswerten Feier, sondern vielmehr als Schwerelosigkeitstrip eines Parabelflugs, der mit äußerst fröhlichen Hochlandflöten bedacht wird, gewertet werden. Auch für die schattigen Abschiedszeiten der Wochenend- und Fernbeziehungen, weiß der Wahlberliner geistreiche, sprachliche Bilder zu finden: "The weekend is over / She leans on my shoulder / It's late and tomorrow I'll take / The Pandora Express."

David Lemaitres Texte sind der erste Garant für ein sehr gelungenes Debüt, in dem man auch nach längerer Zeit noch immer neue, subtile Details ergründen kann. Aber auch musikalisch macht dieses leichtfüßige und sachte Popalbum langfristig Freude. Begleitet von Joda Förster (Schlagzeug, Percussion) und Sebastian Schlecht (Violine und Viola) steht die Musik in ihrem Einfallsreichtum und ihrer Detailverliebtheit in nichts nach. Egal ob nun die Absatzschuhe auf Asphalt im Nick-Drake-Cover "River man" oder die fallenden Münzen in "Jacques Costeau" - alles ist zur richtigen Zeit und mit Gehör für Kleinigkeiten in Szene gesetzt.

Dabei pendelt das Dreiergespann zwischen weitherzig-heiteren Gitarren-Stücken wie "Megalomania" und der nur von einem verwaschen-gedämpften Klavier getragenem Sehnsuchtsballade "Magnolia (Girl with camera)" und schafft so einen beachtlich zuversichtlichen Soundtrack der Rast- und Ruhelosen. Und wenn Lemaitre in "Valediction" Abschied nimmt und verkündet "Let it go, let it go / Yesterday lies a million years ago", geschieht dies immer mit der Gewissheit, dass Abschied und Wiedersehen auch in einer vernetzten Welt der großen Distanzen einhergehen.

(Andreas Menzel)

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Highlights

  • Megalomania
  • Magnolia (Girl with camera)
  • Pandora Express

Tracklist

  1. Megalomania
  2. Spirals
  3. Magnolia (Girl with camera)
  4. The incredible airplane party
  5. Olivia
  6. Pandora Express
  7. Jacques Costeau
  8. Six years
  9. The doctor's wife
  10. Valediction
  11. River man

Gesamtspielzeit: 47:55 min.

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