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Crime & The City Solution - American twilight

Crime & The City Solution- American twilight

Mute / GoodToGo
VÖ: 22.03.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Cherchez la femme

"Ergänzen Sie folgenden Satz: Berlin, Berlin, wir fahren ...?" - "Isch kenne nischt." Da hätte Bayern-Verteidiger Dante vor dem Einzug ins DFB-Pokalfinale lieber Crime & The City Solution gefragt: Für die Band um den Australier Simon Bonney galt der Satz schon viel früher. Die Resultate des Ortswechsels waren auf vier Alben sowie vor kurzem auf der Compilation "A history of crime - Berlin 1987-1991" nachzuhören - und obwohl er hinsichtlich Publikumsgunst nur in zweiter Reihe geparkt war, stand der Hybrid aus Post-Punk und düsterem Swamp-Blues in seiner wüsten Verzagtheit und rohen Konsequenz Zeitgenossen wie Nick Cave & The Bad Seeds oder The Gun Club in nichts nach. Die zeitweilige Auflösung war 1991 dann nicht zuletzt dem Abgang der The-Birthday-Party-Veteranen Epic Soundtracks und Rowland S. Howard zu These Immortal Souls geschuldet, und dass beide inzwischen das Zeitliche gesegnet haben, machte eine Reunion nicht gerade wahrscheinlich - würde Bonney nicht ohnehin gerne einmal etwas verändern.

Die Homebase heißt nunmehr Detroit, und Crime & The City Solution sind mittlerweile zu acht. Ehefrau Bronwyn Adams hatte Bonney schon vor geraumer Zeit als Violinistin in die Band geholt, die Berlin-Connection bilden Gitarrist Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten und Multimedia-Künstlerin Danielle De Picciotto, deren fantastisches Album "Hitman's heel" in eine ähnlich sumpfige Kerbe schlug. Wichtigster Neuzugang jedoch: Wovenhand-Mastermind David Eugene Edwards, der sich bereits als Wanderprediger-Stöpsel auf Konzerten von Bonney und dessen damaligen Kollegen herumdrückte. Und trotz der tiefen Religiosität des Mannes aus Denver sind Bonneys zwielichtige Themen durchaus mit Edwards' zu vergleichen: verkrachte Outlaws, düstere amerikanische Zerrbilder, kalte Frauen und warmes Bier.

Zwar verfolgen auch Crime & The City Solution das Prinzip "Cherchez la femme", lassen sich aber öfters von mythisch überhöhter Weiblichkeit übel mitspielen. Motto: Pass auf, wenn Du eine Frau suchst - am Ende findest Du noch eine. Zum Beispiel die "Goddess", die Bonney im entfesselt rockenden Breitwand-Opener beschwört, oder eine "Domina", der "American twilight" mittels bombastischer Background-Vocals huldigt. Doch Verdammnis und Erlösung liegen nahe beieinander, und so oszilliert das brillante "My love takes me there" abenteuerlich zwischen aufbrausenden Riffs, vollmundigen Burrito-Bläsern und einem Refrain, der zu perfiden Tempiwechseln die Arme so weit ausbreitet, dass auch drei Liebste dazwischenpassen würden. Dass offen bleibt, wohin die Reise geht, spielt dabei keine Rolle: Hier ist der Trip das Ziel.

Und der kann lang sein. Zumindest für den "Riven man", den rotierendes Drumspiel und der Chor der Geister mit einem hypnotischen "You've got to move" nach vorne peitschen - Musik von Getriebenen für Getriebene. Der Titelsong inszeniert eine noch halsbrecherischere Stakkato-Höllenfahrt durch finstere Häuserschluchten, bei der die The-Doors-Orgel knarzt wie glühende Bremsklötze. Edwards hat sich da vermutlich schon zurückgelehnt und die Hutkrempe etwas tiefer ins Gesicht gezogen, denn sein Glanzstück hat er längst abgeliefert: das magische Zeitlupen-Mantra "The colonel (doesn't call anymore)", in dem er Bonneys schamanische Gesangsausdünstungen mit dem gleichen heiligen Twang-Zorn überzieht wie Wovenhands "The laughing stalk". Doch das ist nur ein Aspekt des grenzenlos guten Comebacks einer visionären Band - auf wie vielen Kontinenten sie sich auch herumtreiben mag.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Goddess
  • My love takes me there
  • The colonel (doesn't call anymore)

Tracklist

  1. Goddess
  2. My love takes me there
  3. Riven man
  4. Domina
  5. The colonel (doesn't call anymore)
  6. Beyond good and evil
  7. American twilight
  8. Streets of West Memphis

Gesamtspielzeit: 41:07 min.

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