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New Kids On The Block - 10

New Kids On The Block- 10

The Block / Boston Five / GTG / Rough Trade
VÖ: 05.04.2013

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Angst essen Seele auf

Die Halbwertszeit von sogenannten Boygroups gleicht der eines lauwarmen Big Macs. Die ersten zwei Bissen schmecken noch richtig lecker, danach möchte man das Teil lieber gleich dem Küchenpersonal an die Rübe werfen. Genauso geht es den ungezählten weiblichen Backfischen da draußen: Im Überschwang ihrer pubertären Verwerfungen delirieren sie eine Veröffentlichung besagter Jungmänner-Chöre nach der anderen an die Spitze des Verkaufsdschungels, bis die erste hormonelle Ernüchterung einsetzt. Ab da hat der angebetete Schwarm doch keinen "voll guten Charakter" mehr, und die vom letzten Wunschtraum noch feuchten CDs wandern günstigstenfalls in Muttis Flohmarktkiste.

Das, was an liebevoller Zuneigung überdauern und sich womöglich bis ins Erwachsenendasein herüberretten kann, verbleibt als geronnener Wust aus Nostalgie und konsequenter Wirklichkeitsverleugnung im Langzeitgedächtnis. Symptomatisch äußert sich so etwas in Phänomenen, wie sie etwa derzeit bei Depeche Mode zu beobachten sind: Der offensichtlichen Vergreisung und Inspirationslosigkeit ihrer Lieblinge setzt das beratungsresistente Publikum eine Verkindlichung der eigenen Begeisterungsfähigkeit entgegen, die im Endeffekt jeden vorstellbaren Bockmist mitmacht.

Genau so geschehen bei der "ersten weltweit erfolgreichen Boyband", den New Kids On The Block, heute Anfang/Mitte 40. Gesetztere Herrschaften, die den Run auf die Beatles miterlebt haben, dürfen hier diskret in sich hineinschmunzeln. Der Einstieg ins neue Epos der auf dem Coverfoto ziemlich verschossenen Gesichtselfmeter gerät nun verblüffend unterhaltsam. "We own tonight" mit seinem allseits bekannten Backstreet-Beat gewinnt zwar keine Mitropa-Kaffemaschine mehr als Innovationspreis, aber es bleibt anschmiegsam und schnurrig genug, um die wuchernde Altersmilde im Hörer anzusprechen. "Remix (I like the)" lässt gar auf zeitgemäßen Dicke-Hose-Pop hoffen und trumpft mit knackigen Gesangslinien nebst gedopter Tanzflur-Poliermaschine auf. Was aber hernach folgt, ist eine gigantische Implosion jeglicher verorteter Ansprüche. Das Produzenten-Team DeeKay macht seinem plastillinen Image alle Ehre und ersäuft bis zum magenbitteren Ende dieses Albums alles Weitere in pestilenter Schwiegermutterkompatibilität, bis selbst die letzte Hausfrau entnervt das Spültuch wirft.

Welchen Titel man auch sonst zu Rate zieht: Es bleibt das mutlose Schema aus panamerikanischen Balladen für die Ladies und verkalkter 90er-Jahre-Trashdisco, das unbeirrt seine stupiden Kornkreise ziehen darf und das im Formatradio eine allgegenwärtige Plage darstellt. Wenn die es damit überhaupt noch dorthin schaffen. Selbst die betagten Backstreet Boys oder 'N Sync haben um die Jahrtausendwende aufregendere Nummern abgezogen. Von Take That, die zumindest einen ansatzweise talentierten Songschreiber in ihren Reihen führen, gar nicht erst zu reden. Ihr Comeback-Abum "Progress" steht ganze Eiger-Nordwände über jener Schenkelspreizermusik, die hier das Ohr beleidigt.

"10" ist ein seelenloses, totes Konsumprodukt. Die Angst vor dem möglichen Unmut des Kunden ist durchgehend spürbar. Als ob selbst schlichtere Gemüter nicht den einen oder anderen gezielten Piekser vertragen würden. Wahrscheinlich klingelt aber all diesen Fortschrittsbremsen weiterhin das klassische "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!" in den Ohren. Im Westen folglich nichts Neues.

(Andreas Knöß)

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Highlights

  • Remix (I like the)

Tracklist

  1. We own tonight
  2. Remix (I like the)
  3. Take my breath away
  4. Wasted on you
  5. Fighting gravity
  6. Miss you more
  7. The whisper
  8. Jealous (Blue)
  9. Crash
  10. Back to life
  11. Now or never
  12. Survive you

Gesamtspielzeit: 56:20 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Till
2014-06-08 20:11:56 Uhr
Cool, danke, mal schauen, was der capt. depp (komischer Name btw) dazu so sagt!

Achim

Postings: 6287

Registriert seit 13.06.2013

2014-06-08 20:09:31 Uhr
@Till: capt. depp hat sie bestimmt.

Achim.
Till
2014-06-08 20:05:55 Uhr
P.S.: Der User don man hat übrigens recht: Delorean gehören wirklich in die Referenzen! Habe auch zusammen schon ne Tour in Mittelamerika gespielt. Wer da wohl von wem kopiert hat... lol
Till
2014-06-08 20:00:21 Uhr
Yo, hat sich wer die Special Edition von der 10 geholt? Finde die Remixe nich so prickelnd, die Akkustik-Versionen von Miss you more und Back to life sind aber ziemlich cool!
deekay for real!
2013-11-13 00:49:33 Uhr
ich versteh nicht was ihr gegen die produktion von deekay habt!! kommt doch gut rüber, der sound. die background-gesänge von joey gehen vielleicht ein wenig unter, der beste sänger der kids war er aber ohnehin nie...
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