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The Rumour Said Fire - Dead ends

The Rumour Said Fire- Dead ends

Believe / Indigo
VÖ: 05.04.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

Schnippschnapp

Da haben einem The Rumour Said Fire ein schönes Schnippchen geschlagen. Im ersten Moment ist es so, als fragte einen das Navi nach dem Weg. Oder Flughafenkontrolleure, ob man denn Nackscanner im Handgepäck transportiere. Oder Besitzer amerikanischer Waffenläden, ob es denn ein Chai-Latte zur Begrüßung sein darf. Man erwartet es einfach nicht. Auch wenn die ersten zwanzig Sekunden von "Dead ends" den Eindruck vermitteln, die falsche CD wäre eingelegt worden: So ist es ganz und gar nicht. Nur haben die Dänen die Spuren ihrer Folk-Pop-Pfade verwischt und außer "Sleep", mehrstimmiger Backgroundarbeit und ihrer gewohnten Eingängigkeit, die sie etwa über "Voyager" ausschütten, vordergründig nicht mehr viel von den 60er Jahren übergelassen.

Das ist umso erstaunlicher, da der Motor ihres Erfolgs erst durch das großartige "The balcony" so richtig schnurrte, einen Track, den Simon & Garfunkel zu Hochzeiten neidvoll beklatscht hätten. Im Eilverfahren arbeiteten Sänger Jesper Lidang und seine Bandkollegen in der Folge daran, das Debütalbum "The arrogant" auf die Beine zu stellen. Für "Dead ends", so Lidang, habe man sich dagegen anderthalb Jahre Zeit gelassen. Zeit, die die Band zwischen all den Tourterminen nutzte, um Erwartungshaltungen in Umzugkartons im Keller zu verstauen und im Gegenzug alte Jugendlieben hervorzukramen. Und die heißen eben nicht Claudia oder Ursula, sondern The Cure und Cocteau Twins.

Vor allen Dingen die poppige Phase von Robert Smiths Band gibt sich im Klangbild von "Dead ends" die Ehre. Man könnte gar sagen, dass The Rumour Said Fire mit "The orcale" in der Bewerbung um das beste Sequel zu "Just like heaven" die allererste Adresse sind. Ohne bloß nachzueifern. Dafür torkelt alleine das Intro zu besagtem Song schon zu stark Richtung "A hard days night" der Beatles und hat die Band ja schon auf ihrem Debüt bewiesen, wie sie unter dem Deckmantel der Schlichtheit komplexe Arrangements versteckt. Und so steckt in "Dead ends" viel Arbeit, Kraft und Wille, den bestmöglich schlechten Lo-Fi-Sound zu generieren und die Eindeutigkeit zu verwaschen. Musikalisch wie textlich. "It fears nothing, it desires nothing, it hates nothing / It loves, take Nirwana", sagt eine Stimme in "Dead leaves" und stockt damit die Reihe eingestreuter vokaler Samples und Spoken-Word-Passagen auf.

Rhythmisch ist "Dead ends" oft maximal minimal gehalten, ein einfacher Taktgeber aus E-Drums in "Reckless hearts" oder echtem Schlagzeug in "Beneath the waves" springt kerzengerade durch die Minuten und schaut seelenruhig zu, wie beschauliche Synthies kleine Flächen bereiten, auf denen beide Gitarren immer wieder den Dialog suchen und so etwa "Destroyer" deutlich vertrackter machen, als es zunächst den Anschein hat. Das Saxophon aus "Voyager" indes hat seine Malträtierung überlebt und prägt schier unbeschadet "Provence III". Und für die "Séance" mit den Beach Boys und Beach House wird Jacques LeClerqs Text zu Charles Baudelaires "Le vampire" rezitiert. Wem das zu gespenstisch ist, der kann beim ersten Anblick des Covers ja das Licht einschalten und später entdecken, dass bei aller Mystik The Rumour Said Fire irgendwie doch noch die Alten geblieben sind. Das ist zweifelsfrei ihr größtes Schnippchen.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Voyager
  • Moon stream
  • Beneath the waves
  • The oracle

Tracklist

  1. Destroyer
  2. Voyager
  3. Moon stream
  4. Séance
  5. Nocturne IV / Mist
  6. Beneath the waves
  7. The oracle
  8. Provence III
  9. Reckless hearts
  10. Dead leaves
  11. Nocturne V / K's passage
  12. Sleep

Gesamtspielzeit: 48:27 min.

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