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Josh Rouse - The happiness waltz

Josh Rouse- The happiness waltz

Yep Roc / Cargo
VÖ: 22.03.2013

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Wiecherts Beste

Ob es überhaupt Musik für glückliche Menschen geben kann? Zumindest solche, die es wert ist? Seit Jahrhunderten ist das gewiss keine rein persönliche, sondern vor allem auch eine kulturelle Frage. Katharsis, tragische Helden und böse Wichte: alle getrieben, alle voller Schuld, alle mit Splitter im Auge und auf der verzweifelten Suche nach Vollkommenheit. Josh Rouse? Den schert das nicht. Stattdessen hat er es mit seinem zehnten Album erstmals geschafft, die freundlich-beglückenden Einflüsse seiner spanischen Wahlheimat mit seinem Americana-Ich zu vereinen. Erstere schütteln letzteres hierbei zu einem sonnigen Softrock durch, ohne dass sie selbst noch wirklich zugegen wären. Die spanische Luft ist zu einem musikalischen Äther kondensiert, der zugleich zwischen den Surfpop-Entwürfen von Mojave 3 bis Jack Johnson umherweht. Schwer zu fassen, ebenso für Hausfrauen wie für Latte-Macchiatoer und unverbesserliche Stiernacken - zwischendurch scheint es, als habe auch Rouse dieses Album eher erträumt, denn wirklich eingespielt.

Dennoch tut der Hörer gut daran, Rouses Musik so offensiv wie möglich zu begegnen. Das könnte funktionieren, indem er "It's good good to have you" und "Our love" trotzig zu Highlights erklärt, gegen den inneren Schweinehund und wider besseres Wissen. Mit all ihren Dramedy-Schaukelbeats, Jammer-Slides, Wetterkarten-Jazz-Pop-Orgelläufen und Ohrenschmeichlergesängen ist diesen Songs zwar kaum etwas zu schmalzig, schmerzvoll oder schmusibusi - springt der Hörer jedoch mitten in sie hinein, so funkeln sie sich zur Belohnung hoffnungsfroh durch seine Herzklappen. Wie auch der Titelsong, der seinen Film-noir-Barjazz derart behutsam herumtapsen lässt, dass die Skepsis des Hörers gleichsam mit unterlaufen wird. Oder wenn die Mundharmonika von "Start up a family" eher grinsend als kopfschüttelnd an "Die Wiecherts von nebenan" denken lässt. Sprich: Peinliche Lieblingslieder schreibt Rouse nach wie vor nicht. Was genau er stattdessen macht, bleibt aber umso mehr ein Rätsel. Allerdings ist genau diese Frage letztlich eben auch ein Spannungsfunken, der "The happiness waltz" ein ums andere Mal neu entfacht.

So teilen die rollenden Midtempi von "Simple pleasure", "This movie's way too long" und "The Western Isles" mehr als nur eine Kräuterzigarette mit The Sea And Cake. Zu wirklichen Trips lässt Rouse seine Dreieinhalbminüter aber natürlich nie diffundieren. Lieber platziert er sorgsam ausgearbeitete brummende Kontrabässe und Phil-Spector-Streicher im Radioformat - und bleibt dabei dudeldick genug, um alles zwischen "Morningshow" und "Night Grooves" dezent wegzuschunkeln. Keine Musik für ausgeschlafene, nachtwandelnde oder gar glückliche Menschen also. Wohl aber für solche, die sehr gerne einer davon wären. Dass Rouse ihnen mit keiner Note dabei helfen kann oder will, ist eine weitere kitzekleine Unwucht, die seine Musik zwischen Aufbruch und Sofasurfing wunderbar betütert ausgehen lässt. Da ein Loungesessel auf der Türschwelle allerdings auch mal etwas töricht dreinschauen kann, ist das Fluch und Segen zugleich.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Simple pleasure
  • It's good to have you
  • The Western Isles
  • The happiness waltz

Tracklist

  1. Julie (come out of the rain)
  2. Simple pleasure
  3. It's good to have you
  4. City people, city things
  5. This movie's way too long
  6. Our love
  7. A lot like magic
  8. Start up a family
  9. The Western Isles
  10. Purple and beige
  11. The ocean
  12. The happiness waltz

Gesamtspielzeit: 44:34 min.

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